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Carl-Stamitz-MusikschuleViel Musik liegt in der Porzer Luft

Lesezeit 4 Minuten

Die Mitglieder von Waltraut Hopsteins (l.) Damenchor sind allesamt älter als 60 Jahre.

  1. Die renommierte Einrichtung ist ein Juwel des Bezirks – Sorgen wegen der Standortfrage – Sommerfest am Wochenende

Porz – Egal ob Gitarre, Geige oder Klavier, Schlagzeug, Trompete oder Saxophon – an der Carl-Stamitz-Musikschule findet garantiert jeder Musikliebhaber das passende Instrument. Alle Arten von Gesang sind im Angebot. Und auch Ausgefalleneres wie Akkordeon, Dudelsack und Harfe wird gelehrt. Gut 1500 Schüler lernen, üben und proben an der Schule an der Josefstraße 57 mitten im Herzen der Porzer Innenstadt bei 70 Lehrern. Die Einrichtung gehört als Regionalschule zur Rheinischen Musikschule Köln, die auch Dependancen etwa in Nippes, Rodenkirchen und Mülheim hat.

Doch schaut man überall neidisch nach Porz auf die Carl-Stamitz-Musikschule, allein schon wegen ihrer Größe. Die ist durch den Kooperationsvertrag mit dem Förderverein möglich. Denn rund die Hälfte der Musikschüler hat keine Verträge mit der städtischen Musikschule, sondern wird über den Förderverein an selbstständige Lehrer vermittelt. Die unterrichten in den meisten Fällen auch in den rund 25 Räumen an der Josefstraße. Dazu zählen auch größere Säle, die für Kammermusikensembles oder kleinere Orchester Platz bieten. „Zur Zeit der Eingemeindung von Porz 1975 hatte die Schule rund 3000 Schüler, die konnte und wollte die Stadt Köln nicht alle übernehmen“, berichtet Beate Glombek, die das Angebot des Fördervereins koordiniert.

Damals verloren viele Schüler und Lehrer ihren Platz an der Musikschule. Damit das Angebot nicht zu sehr schrumpfte, hatte sich der Förderverein gegründet, der derzeit für etwa 750 Schüler den Musikunterricht organisiert. „Wir sind wie eine Art Verwaltungsplattform“, erklärt Annette Schwirten, Vorsitzende des Fördervereins. „Der einzige Unterschied für die Schüler ist lediglich der Briefkopf auf der Rechnung“, erläutert die hauptberufliche Juristin. Wichtig für Lehrer und Schüler ist, dass die städtischen Räume kostengünstig genutzt werden können. Ein Gewinn für alle Beteiligten, wie Sonja Grimm-Lozo, Leiterin der Carl-Stamitz-Musikschule, findet. „Bekommt ein Schüler keinen Platz an der städtischen Schule, vermitteln wir an den Förderverein, der in den meisten Fällen einen Lehrer findet“, sagt die 56-jährige Musikpädagogin. So können mehr junge Leute ihr Wunschinstrument erlernen und sich in den zahlreichen Orchestern, Bands und Chören der Schule ausprobieren.

Annette Schwirten (v.l.) und Beate Glombek vom Förderverein arbeiten Hand in Hand mit Schulleiterin Sonja Grimm-Lozo.

Allerdings haben Grimm-Lozo und ihre Kolleginnen vom Förderverein Sorge, dass die Vereinbarung mit der Stadt in Zukunft nicht mehr in gleichem Umfang Bestand hat. Es gibt nämlich Pläne, die Musikschule zusammen mit der benachbarten Grundschule zu verlegen. Ein Neubau an der Glashüttenstraße ist im Gespräch. Die Politiker sind sich aber nicht einig. Vor allem CDU und Grüne in der Bezirksvertretung bevorzugen einen Umzug beider Institutionen. Die SPD ist für den Verbleib am jetzigen Standort, genau wie weite Teile der Elternschaft. „So ein Neubau-Projekt kostet Millionen“, sagt Schwirten. Die Raummiete in einem möglichen neuen Haus würde für die Lehrer bestimmt teurer, glaubt die Fördervereinsvorsitzende. „Dann lohnt sich der Unterricht für einige von ihnen nicht mehr.“ Die Folge: weniger Lehrer und weniger Plätze für Musikschüler. Doch die Schule brauche nicht weniger, sondern mehr Plätze, so Schwirten.

Bei den besonders beliebten Instrumenten, wie zum Beispiel dem Klavier, gibt es schon heute eine lange Warteliste. „Teilweise dauerte es bis zu anderthalb Jahre, bis ein Platz frei wird“, so Grimm-Lozo. Deshalb sind die Verantwortlichen der Musikschule für den Verbleib am jetzigen Standort, mit einem Neubau nur für die Grundschule. Dabei könnte auch das Musikschul-Gebäude, das früher einmal eine Volksschule beherbergt hat, eine Renovierung gut vertragen. So können Räume im Dachgeschoss zurzeit nicht genutzt werden, weil Brandschutzauflagen nicht erfüllt sind. Trotzdem fühlten sich alle Schüler wohl in dem alten Gemäuer, sagt Grimm-Lozo. Zu den Schülern gehören im Übrigen nicht nur Schulkinder. Abgedeckt wird die gesamte Bandbreite von der musikalischen Früherziehung bis hin zum Seniorenchor. Waltraut Hopstein singt regelmäßig mit ihrem Ü60- Damen-Chor. Die 78-Jährige war schon 1975 Lehrerin an der Musikschule und unterrichtet immer noch, nun aber als Privatdozentin über den Förderverein.

In den umliegenden Schulen ist die Carl-Stamitz-Musikschule ebenfalls aktiv. So unterrichten Lehrer der Schule etwa Blockflöte an der Grundschule in Ensen, Gitarre an der Don-Bosco-Schule und die Bläserklassen am Stadtgymnasium. Außerdem gibt es eine Trommelgruppe für Flüchtlingskinder, die mit Mitteln des Fördervereins finanziert wird. www.stamitz-musikschule.de; www.rheinische-musikschule.de

Das Musikfest der Schule im Sommer (wie hier im Jahr 2016) lockt jährlich tausende Zuschauer an.

Das Sommerfest

Am Samstag, 30. Juni, feiert die Carl-Stamitz-Musikschule ihr Sommerfest unter dem Motto „Hier spielt die Musik“. Zwischen 14 und 18 Uhr finden auf dem Schulhof und im Gebäude zahlreiche kleine Konzerte statt. Es treten Bands, Orchester und Ensembles der Musikschüler auf. Außerdem können fast alle angebotenen Instrumente unter Anleitung der Dozenten angespielt und ausprobiert werden. Der Förderverein stellt sich an einem Infostand vor, und im Hof-Café werden Speisen und Getränke serviert. Als Abschlusskonzert spielen Blasorchester und Big Band der Musikschule. (af)