AboAbonnieren

Silbrig schimmernde, feine FädenDas steckt hinter dem schleierartigen Gewebe an den Sträuchern in Köln

Lesezeit 2 Minuten
Die Gespinstmotte schlägt Fäden um die Zweige eines Strauchs.

Die Gespinstmotte schlägt Fäden um die Zweige eines Strauchs.

Auf der Suche nach Nahrung heften sich Raupen an die Sträucher und fressen die Blätter. Ein Schmetterlingsexperte ordnet ein.

Von Zweig zu Zweig ziehen sich Hunderte silbrig schimmernde, feine Fäden. Der Strauch am Wegesrand ist vollständig eingepackt in ein schleierartiges Gewebe. Das ist das Werk der Gespinstmotte. Die Raupen dieses in zahlreichen Arten verbreiteten Schmetterlings umhüllen mit selbst produzierten Fäden oft den gesamten Strauch oder Baum, von dessen jungen Blättern sie sich zu ernähren gedenken. Das Gespinst hält Fressfeinde fern und lässt die Raupen ihr Werk vollenden, bis kein Blättchen mehr zu sehen ist.

Raupen der Gespinstmotte sind auf der Suche nach Nahrung

Dann bewegen sich die Raupen nach unten, verpuppen sich nahe am Stamm, und gut einen Monat später schlüpfen die fertigen Schmetterlinge. Rund um Gut Leidenhausen und in vielen weiteren Waldgebieten oder an Spazierwegen sind derzeit zahlreiche befallenen Sträucher zu sehen. Bei genauerer Betrachtung lassen sich oft die vielen 100 Raupen im Inneren des Gespinsts erkennen.

Nach einem Befall haben die Sträucher im selben Jahr allerdings oft nicht mehr die Kraft, Früchte zu entwickeln
Karl-Heinz Jelinek vom Naturschutz Bund Deutschland (Nabu)

Doch sind die kahlgefressenen, gespenstisch wirkenden Büsche nicht dem Untergang geweiht. Der Schmetterlingsexperte Karl-Heinz Jelinek vom Naturschutz Bund Deutschland (Nabu) sagt: „Sträucher erholen sich meist wieder. In diesem Jahr sind vor allem Pfaffenhütchen vom Kahlfraß betroffen, sie treiben rund um den Johannistag am 24. Juni neu aus. Nach einem Befall haben die Sträucher im selben Jahr allerdings oft nicht mehr die Kraft, Früchte zu entwickeln.“

Jelinek zufolge ist der Befall in diesem Frühjahr nur von normaler Ausprägung. Er erinnert sich aber an eine Saison, als rund um die Gartenschau in Leverkusen so viele Raupen nach Nahrung suchten, dass sie neben den Büschen auch Parkbänke und sogar ein angelehntes Fahrrad umsponnen haben. Außer den Gespinstmotten, die nach Jelineks Worten zu seinen Lieblings-Schmetterlingen zählen, sind im Augenblick Raupen weiterer Schmetterlinge an Waldwegen zu sehen.

„Verschiedene Spanner-Arten fressen jeweils auf bestimmten Laubbäumen und seilen sich dann in großer Zahl an langen Fäden ab“, schildert er. Für Menschen seien diese Raupen völlig ungefährlich, berühre man sie, passiere nichts. Anders verhält es sich bei den Raupen des Eichenprozessionsspinners, deren Brennhaare allergische Reaktionen auslösen können. Tritt solch ein Befall auf, werden die betroffenen Waldabschnitte deshalb für Besucher gesperrt.