Bezirksbürgermeister-WahlErstmals soll eine Frau ins Köln-Porzer Spitzenamt
Porz – Wenn die Bezirksvertreter nach der Kommunalwahl im September am Dienstag erstmals wieder zusammenkommen, gibt es nur einen Programmpunkt: Die Wahl eines neuen Bezirksbürgermeisters – oder einer Bezirksbürgermeisterin. Würde es eine Frau, wäre sie die erste weibliche Chefin in der Porzer Politik. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es so kommt, ist hoch. Es gibt eine Favoritin: Sabine Stiller von der CDU. Die bisherigen Kooperationspartner CDU und Grüne haben beschlossen ihre Zusammenarbeit fortzusetzen. So haben es die beiden Fraktionschefs Werner Marx (CDU) und Dieter Redlin (Grüne) verkündet.
Sabine Stiller rückte für Henk van Benthem nach
„Die CDU stellt einen Bezirksbürgermeister, die Grünen einen Stellvertreter“, sagt Grünen-Chef Redlin. Und CDU-Mann Marx konkretisiert dann: „Wir haben uns auf Sabine Stiller als Kandidatin für das Amt der Bezirksbürgermeisterin und Thomas Werner von den Grünen als ihren Stellvertreter geeinigt.“ Sie treten auf einer gemeinsamen Liste zur Wahl an.
Eigentlich hatte es Sabine Stiller gar nicht direkt in die Bezirksvertretung (BV) geschafft. Sie stand auf Listenplatz 7. Die CDU hat aber nur sechs Sitze errungen. Erst durch den Abgang des bisherigen CDU-Bezirksbürgermeisters Henk van Benthem ist Stiller überhaupt in die BV nachgerückt. Und da niemand sonst in der CDU-Fraktion zur Verfügung steht, wurde sie gleich Kandidatin fürs Porzer Spitzenamt. Fraktionschef Werner Marx sagt, er steht nicht für den Posten zur Verfügung, er sehe sich eher als politische Kopf. Auch Andreas Bischoff fällt aus, da er sich als selbständiger Unternehmer beruflich zu sehr eingespannt sieht. Und die übrigen drei CDU Bezirksvertreter sind allesamt neu in diesem Gremium und müssen erst noch Erfahrungen sammeln. So also Sabine Stiller, die seit 2011 in der BV ist.
CDU und Grüne haben zehn von 19 Sitzen
Der Einigung zwischen CDU und Grünen war ein Konflikt um Henk van Benthem vorausgegangen. Der hatte ursprünglich angekündigt, wieder kandidieren zu wollen, aber Mitte Oktober dann überraschend mitgeteilt, dass er sein Mandat als Bezirksvertreter nicht antritt und somit für den Posten als Porzer Bezirksbürgermeister nicht erneut zur Verfügung steht. SPD und Grüne hätten deutlich gemacht, dass sie eine erneute Amtszeit von ihm verhindern würden, hatte der 69-Jährige auf einer Pressekonferenz erklärt. Grund seien die Umstände seiner Wahl zum Bezirksbürgermeister im Jahr 2014.
Die politischen Gegner werfen ihm vor, nur durch die Stimmen von rechten Parteien gewonnen zu haben.Van Benthems Rückzieher hat die erneute Kooperation zwischen CDU und Grünen also überhaupt erst möglich gemacht. Gemeinsam kommen die beiden Parteien auf zehn Sitze (CDU 6, Grüne 4). Insgesamt hat die Bezirksvertretung 19 Sitze.
SPD ist zweitstärkste Kraft
Ein Kandidat für den Bezirksbürgermeisterposten benötigt also mindestens zehn Stimmen, um sicher die Wahl zu gewinnen. Es würde also reichen für CDU und Grüne. Vorausgesetzt in der geheimen Wahl stimmen alle Parteimitglieder für die eigenen Kandidaten.
Auch für die SPD war das Ausscheiden von van Benthem wichtig. Nun sei der Weg frei für eine konstruktivere Zusammenarbeit der Fraktionen, äußerte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Simon Bujanowski. Seine Partei ist mit fünf Sitzen erneut zweitstärkste Kraft in der Bezirksvertretung. „Ich wünsche mir, dass wir nun eine andere, weniger konfrontative Atmosphäre in der BV erreichen“, sagt Bujanowski nach dem Ausscheiden van Benthems aus der Bezirksvertretung.
Weniger Konfrontation gewünscht
Vor der Wahl war er als Kandidat für das Amt des Bezirksbürgermeisters von seiner Partei auserkoren worden. Ob er sich nun auch zur Wahl stellt, ist noch offen. Denn nach dem erneuten Zusammengehen von CDU und Grünen, hat er eigentlich keine Aussicht, gewählt zu werden.Offen sei er aber nach wie vor für eine gemeinsame Kandidatenliste, also von CDU, Grünen und SPD. „Eine gemeinsame Liste wäre ein positives Signal für Porz“, so Bujanowski. Allerdings müsste die SPD dann auch einen Stellvertreterposten bekommen, so der SPD-Politiker. Auf der Liste würden dann wohl drei Namen stehen, einer für das Amt des Bezirksbürgermeisters und zwei für die Stellvertreter. Abgestimmt würde dann über die gesamte Liste. Möglich sind laut Gemeindeordnung durchaus zwei Stellvertreter des Bezirksbürgermeisters. Das Szenario erscheint aber eher unwahrscheinlich.
Höchst wahrscheinlich ist hingegen, dass die bisherige Stellvertreterin, Elvira Bastian von der FDP, diesen Posten zukünftig nicht mehr inne haben wird. Ihr Name steht nicht auf der gemeinsamen Liste von CDU und Grünen. In der vergangenen Legislaturperiode war die FDP in Person von Bastian auch Teil der Kooperation von CDU und Grünen. Nach der neuen Sitzverteilung haben CDU und Grüne aber auch ohne die FDP eine Mehrheit.
„Ich will eine Kümmerin für die Porzer Bürger sein“
Sabine Stiller (62) ist in München geboren und in Hamburg aufgewachsen. Seit dem Jahr 2000 wohnt sie in Porz-Mitte. Sie war Pflegedirektorin im Krankenhaus Porz und in dieser Funktion Teil der Betriebsleitung. Sie ist in Altersteilzeit und geht 2021 in Rente. Mitglied in der CDU ist Stiller seit 2000. „Als Bezirksbürgermeistern sehe ich mich als Kümmerin für die Bürger“, sagt sie. In der Bezirksvertretung strebt sie ein gutes Einvernehmen mit allen Fraktionen, mit der Verwaltung und der Oberbürgermeisterin an an. „Ich wünsche mir eine kooperative Zusammenarbeit in gegenseitiger Wertschätzung“, erklärte Sabine Stiller. Besonders wichtige Themen sind für sie die Schulen in Porz, die Digitalisierung und die Seniorenbetreuung. (af)