Direkt am RheinAus Fraktionsräumen im Porzer Rathaus soll ein Restaurant werden
Köln-Porz – Auch das schönste Filet wird irgendwann einmal schlecht und Gammelfleisch will ja nun wirklich niemand. Porz hat so ein Filet, das Rheinufer am Bezirksrathaus mit seiner denkmalgeschützten Lindenallee und den herrlichen Blick auf den Rhein. Nach jahrelangem Hickhack ist auch der Treppenaufgang nach historischem Vorbild erneuert worden. Doch sind ein paar Gewürze mehr nötig, damit das Filet schmeckt und das Haltbarkeitsdatum nicht überschritten wird.Im Zuge der Revitalisierung der Porzer Innenstadt soll auch das Rheinufer mit angepackt werden.
Politiker haben viel vor mit dem Rheinboulevard
Die Umgestaltung der Rheinpromenade ist Teil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes. Ziel ist eine spezielle Porzer Version des Rheinboulevards. Angebunden an die neue Porzer Mitte soll er sein, das Nebeneinander von Fußgängerinnen und Fußgängern sowie Radlerinnen und Radlern auf engem Raum soll geklärt und vor allem attraktiver soll er werden. Eine Flaniermeile mit mehr Gastronomie als es bisher schon gibt.
Das Problem ist nur, der Platz ist begrenzt. Auch, weil sich das Bezirksrathaus in dieser besten Lage befindet. Und damit kaum genutzte Fraktionsräume mit Rheinblick im Erdgeschoss, wo sich auch das Büro der Bezirksbürgermeisterin befindet. Und eine Meldehalle des Bürgeramts, die den Wartenden mit dem Ambiente die Zeit für den Antrag eines neuen Personalausweises versüßen kann.
Verschenkt – finden nun CDU und Grüne in der Bezirksvertretung (BV) Porz. Bei einer Bürgerbeteiligung zur Entwicklung des Rheinboulevards wurde mehrfach der Wunsch geäußert, „durch eine Gastronomie im Erdgeschoss des Bezirksrathauses Porz zu einer weiteren Belebung beizutragen“, sagt CDU-Fraktionschef Stefan Götz.
Bootsanleger für Sportboote
Eine gastronomische Nutzung am Rheinufer könnte einen positiven Effekt haben und für mehr Attraktivität sorgen. Zusammen mit den Grünen bringt die CDU in der heutigen Sitzung der Bezirksvertretung Porz einen Antrag ein. Mit dem soll die Verwaltung beauftragt werden, im weiteren Verfahren zur Umgestaltung der Rheinpromenade auch die Möglichkeit prüfen, bisher ungenutzte Teile im Erdgeschoss des Bezirksrathauses, in andere Teile des Gebäudes zu verlagern.
Stattdessen soll dort Gastronomie zur weiteren Belebung ermöglicht werden. „Als weitere Attraktivierung können wir uns auch einen Bootsanleger für Sportboote auf Höhe des Porzer Rathauses vorstellen“, so Dieter Redlin, Fraktionschef der Grünen.
Dass das Thema Gastronomie aufgegriffen wird, freut SPD-Fraktionschef Simon Bujanowski, irritiert ihn aber auch gleichzeitig. Schließlich war es seine Partei, die bereits 2016 den Vorschlag gemacht hatte, die wenig genutzten Fraktionsräume der Parteien innerhalb des Rathauses zu verlagern. „Wir brauchen einen Raum und einen Computer und keinen Blick auf den Rhein.“ Die Situation, wie sie jetzt sei, „ist es eigentlich Verschwendung. Da kann man was Besseres draus machen.“
Probelauf der SPD im Jahr 2018
Der Vorschlag von 2016 fand aber keine Zustimmung und wurde damals abgelehnt. 2018 hatte die SPD einen Probelauf durchgeführt und eine Kaffeetafel am Rathaus durchgeführt. Wie auch das Bündnis Porz-Mitte in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Porz. Im Rahmen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) wurde das Thema Gastronomie im Erdgeschoss des Bezirksrathauses dann im selben Jahr auch noch beschlossen.
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„Die Kollegen müssen jetzt nicht so tun, als ob sie das Rad neu erfunden hätten, im Gegenteil, es ist schon längst beschlossen. Aber wir freuen uns ja, wenn sie sich den guten Ideen anschließen. Und wir hoffen, dass das Projekt endlich Fahrt aufnimmt.“ Das hofft auch die Vernetzung, der Zusammenschluss etlicher Porzer Bürgervereine. Sie hatte bereits Ende 2017 einen offenen Brief mit der Fragestellung verfasst: „Verdient Porz-Mitte nicht endlich ein Gastronomiekonzept?“
Ausflügler und Geschäftsleute im Visier
Die Antwort hat die Vernetzung selbst geliefert: Ja. Denn eben ein solches Konzept haben sie erarbeitet. Dafür haben sie Experten des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes gesprochen, mit einem Professor für Städtebau an der Uni Bonn. Es gab Vorschläge für Sitzplätze im Innen- wie Außenbereich. Zielgruppen wurden definiert. Nicht nur für Ausflügler und Laufkundschaft am Wochenende sollte der Gastronomiebetrieb sein, sondern auch Adresse für Kunden des Bürgeramtes, Geschäftsleute aus der Umgebung und vieles mehr.
Auch über das Angebot habe man sich Gedanken gemacht, sagt Hans Baedorf, Sprecher der Vernetzung. Auch hat eine Begehung mit der Verwaltung und dem damaligen Bürgeramtsleiter Norbert Becker, der die Idee sehr begrüßte, stattgefunden. „Wir hatten sogar schon einen Namen“, sagt Simin Fakhim-Haschemit, Sprecherin der Vernetzung. Doch aus der „Ratsstube“ ist nicht geworden. Die Vorschläge fanden in der Politik mehrheitlich kein Gehör.Dort hat es in der Zwischenzeit ein Umdenken gegeben. Das zeige ja schon der einstimmig gefasste Beschluss zum ISEK aus dem Jahr 2018, sagt Stefan Götz. Dass das Thema Gastronomie im Bezirksrathaus von seiner Partei noch vor seiner Zeit als Fraktionschef stiefmütterlich behandelt worden sei, sei halt so gewesen.
„Wir wollen die Sache beschleunigen“
Man könne sich ja auch eines Besseren belehren lassen. „Mit unserem Antrag wollen wir nun erreichen, dass die Sache beschleunigt wird“, sagt Götz. Da das ISEK ein zähen Instrument sei, wolle man an an anderen Stellschrauben noch drehen, damit das Thema Tempo bekomme. Und um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, hätten CDU und Grüne vereinbart, auch die SPD für diesen Antrag mit ins Boot zu holen und daraus einen Antrag der drei größten Fraktionen in der Bezirksvertretung Porz zu machen.