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Marktschwärmerei in Köln-PollFrisches aus der Region per Mausklick

Lesezeit 3 Minuten
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Swen Adermann (rechts) und Mitarbeiter „Selly“ (links) mit ihren Produkten

Poll – Im Dezember 2019 zog Annabelle Mayer nach Poll. Was ihr im dörflichen Stadtteil fehlte, war das Angebot an frischen, nachverfolgbaren Fleischwaren und Bio-Gemüse. Das Manko hat sie nun selbst behoben, als Gastgeberin des Marktschwärmer-Wochenmarkts in Poll schließt sie eine Versorgungslücke, die von vielen Pollern beklagt wird.

Fleisch- und Wurstwaren, Gemüse, Obst und Molkereiprodukte sowie Feinkost aus der Region stehen seit Anfang Oktober einmal wöchentlich im Bürgerzentrum Ahl Poller Schull zur Abholung bereit, bestellt und bezahlt wird ganz zeitgemäß und Corona-gerecht über das Internet.

Lebensmittel und Handwerk

„In der Südstadt war ich begeisterte Kundin beim Marktschwärmer-Wochenmarkt“, erzählt Annabelle Mayer über ihre Entscheidung, sich für das Format in Poll einzusetzen. „Ich fand das Konzept total gut, es ist nachhaltig, unterstützt Regionalität und fördert fairen Handel. Außerdem ist es super transparent, weil man sozusagen sieht, wie der Bauer seine Kühe hält.“ Auf der Webseite der Marktschwärmer sind alle Erzeuger mit einem Profil vertreten, der Kunde kauft direkt bei ihm ein und holt seine Waren am Markttag auch bei ihm ab.

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Annabelle Mayer mit Freund Jaron Rockel, der sie bei den Vorbereitungen zum Marktschwärmer-Wochenmarkt tatkräftig unterstützt hat.

An vier Ständen präsentieren Bauern, Lebensmittel-Handwerker und kleine Manufakturen ihre Waren auf dem Hof der Ahl Poller Schull, vier weitere haben sich im Innenbereich postiert. Von der Monschauer Bauernmolkerei geht es zum Biohof Wolfgarten und Gut Vockrath an der Eko Farm Nörvenich vorbei zum Portal des historischen Gebäudes, drinnen warten Leckereien aus der Backstube Herbert Wiens auf ihre Abholung. Fleisch, Flöns und Pastrami hält die Natur-Metzgerei Hennes bereit, FruchtNatur bietet Fruchtaufstriche aus Langenfeld, handgemachte Seifen finden am Stand der Soapsters ihre Abnehmer.„Über das Internet kann man sich komplett versorgen“, behauptet Michael Hungenberg von FruchtNatur.

Imkerei und Glanrinderzucht

Einige Stände vertreten neben den eigenen Produkten auch die anderer Anbieter. So übernimmt Michael Hungenberg beispielsweise die Übergabe der Bestellungen für die Westerwälder Damwildzucht, Verchs Garten Imkerei und die Glanrinderzucht Harborts Bestes.

Auf diese Art, erläutert Julius Beiner von Soapsters, könnten die Kollegen zeitgleich auf anderen Märkten sein. Der Service beruht natürlich auf Gegenseitigkeit und unterliegt einem Rotationsverfahren, so dass nach und nach alle Anbieter auf allen Märkten erscheinen. Auch Fahrgemeinschaften gibt es, sagt Julius Beiner weiter, auf Nachhaltigkeit werde prinzipiell großen Wert gelegt. Der erste Marktschwärmer-Wochenmarkt sei sehr gut angenommen worden, berichtet Annabelle Mayer, nun müsse sich das Format etablieren. Monatelang hat sie an der Markteröffnung gearbeitet, registrierte Erzeuger aus dem Netzwerk ausgewählt und mit „Eko Farm“ einen neuen Betrieb dazugewonnen – die Kundenkritik ist durchweg positiv.

Konzept aus Frankreich

„Ich finde es wichtig, dass man miteinander spricht und nicht einfach einen Karton in die Hand gedrückt bekommt“, sagt Kundin Maja Rühling zum persönlichen Kontakt mit den Erzeugern. Das Veedel Poll habe den Marktschwärmer-Wochenmarkt dringend gebraucht, außer dem ansässigen Bauern gebe es keine vernünftige Einkaufsmöglichkeit, keinen Bio-Markt und auch keinen Vollversorger, fährt sie fort.

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„Wir haben schon lange darauf gewartet, dass es losgeht“, sagt Maja Rühling zum Marktschwärmer-Wochenmarkt in Poll.

Ursprünglich trugen die aus Frankreich stammenden Marktschwärmer-Wochenmärkte den hübschen Namen „La Ruche Qui Dit Oui“ (Der Bienenkorb, der Ja sagt). Seit der erste Markt 2011 in Toulouse öffnete, ist ihre Zahl im Land der Haute Cuisine auf über 800 angewachsen. Deutschland schloss sich dem Netzwerk 2014 an, bundesweit gibt es mittlerweile 81 Schwärmereien, die Poller Marktschwärmerei ist die nunmehr sechste in Köln.

Unverpackt im Einkaufsbeutel

Für Erzeuger und Kunden scheint die Online-Direktvermarktung mit Wochenmarkt-Flair gleichermaßen angenehm, beide Seiten profitieren vom transparent-nachhaltigen Konzept. Nichts müsse wieder mitgenommen und weggeworfen werden, bestätigt Eko Farm-Betreiber Swen Adermann, Maja Rühling freut sich darüber, dass ihr Gemüse nun unverpackt in ihren Einkaufsbeuteln verstaut ist – auch sie muss zuhause nichts entsorgen.

Der Marktschwärmer-Wochenmarkt im Bürgerzentrum Ahl Poller Schull findet dienstags von 17.30 bis 19 Uhr statt. Bestellungen erfolgen über den Online-Shop der Marktschwärmer.