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Im WinterFrüherer Baumarkt in Köln-Eil soll für Obdachlose geöffnet werden

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Die Praktiker-Filiale in Eil dient bis 2018 als Unterkunft für bis zu 200 Geflüchteten.

Köln-Eil – Wohin, wenn die Tage und vor allem die Nächte kälter werden und man kein Dach über dem Kopf hat? Wenn es nach Grünen-Bezirksvertreter Thomas Werner geht, heißt die Antwort: in den ehemaligen Praktiker-Markt in Eil.

Der diente bis Ende 2018 für rund 200 Geflüchtete als Notunterkunft. Dafür hatte die Stadt, die den Gebäudekomplex 2015 für vier Millionen Euro gekauft hatte, den ehemaligen Baumarkt umgestaltet. Das Gartencenter war Spielraum für Kinder und der Rest der Halle wurde mit mobilen Wänden und Kojen in Schlafplätze umgewandelt. Das reichte, um die erste Not zu lindern. Doch so richtig Privatsphäre gab es für die Menschen nicht. Deswegen wurde in der der Verwaltung der Plan gefasst, das benachbarte Bürogebäude umzubauen. Doch zu einem Umzug der Geflüchteten dorthin kam es nicht. Sie mussten aus dem ehemaligen Baumarkt ausziehen.

Gebäude steht seit zwei Jahren leer

Das Gebäude steht seitdem leer. Pläne, das Areal wieder zu verkaufen, konnten nicht umgesetzt werden. Die Idee, im Baumarkt eine Schule zu errichten, wurde ebenfalls nicht realisiert. Weil ein harter Winter erwartet und die Winterhilfe für Obdachlose ausgeweitet wird, forderten die Grünen in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Porz, das ehemalige Praktiker-Gebäude zeitweise als Anlaufstelle der Winterhilfe zur Verfügung zu stellen.

Der Kooperationspartner CDU konnte schnell für den Antrag gewonnen werden. „Dass jemand was gegen diesen Antrag haben kann, kann ich mir nicht vorstellen. Auf die Argumentation bin ich gespannt“, hatte Thomas Werner vor der Sitzung gesagt. Waren damit eigentlich andere politische Parteien gemeint, so hatte Werner die Rechnung ohne die Verwaltung gemacht. In einer Mitteilung des Sozialamts hieß es, dass das Gebäude „zur Beherbergung von Menschen in Obdachlosigkeit nicht geeignet“ sei. Das hätte eine Überprüfung im vergangenen Jahr ergeben. Die Gebäudestruktur sei zu unübersichtlich und weitläufig. Deswegen sei „zur Sicherung der Nutzerinnen und Nutzer und der Liegenschaft ein enormer Bedarf an Sicherheitskräften notwendig“. Den Personalschlüssel lieferte das Amt direkt mit: Zwölf Vollzeitstellen im Dreischichtsystem rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Auch seien „Ertüchtigungen zur Einhaltung des Brandschutzes“ und der sanitären Anlagen sowie die Personalakquise „zeitnah nicht umsetzbar“. Zudem sei die Erreichbarkeit der Unterkunft für obdachlose Menschen aus dem gesamten Stadtgebiet eher schlecht.

War Grünen-Fraktionschef Dieter Redlin zunächst resigniert und wollte den Antrag zurückziehen, weil er keinen Sinn mache, hielt die SPD mit der Frage, nach Alternativen dagegen. Die aufgezeigte Alternative der Verwaltung sei eindeutig. „Die Alternative ist, dass die Menschen im Winter auf der Straße schlafen. Und das können wir doch nicht einfach so hinnehmen“, betonte SPD-Fraktionschef Simon Bujanowski.

Busse für Obdachlose

Er regte an, dass man die Verwaltung auffordern solle, Busse für die Unterbringung und Versorgung von obdachlosen Menschen zur Verfügung zu stellen. Die CDU machte daraufhin den Vorschlag, auch den Passus „andere adäquate Lösungen“ mit aufzunehmen. „Uns ist ja egal, wie das Ziel erreicht wird, Hauptsache es wird erreicht“, so Ingo Caspari. Sein Fraktionschef Stefan Götz formulierte gar einen neuen Antragstext, in dem er von „ausreichend Möglichkeiten der Winterhilfe“ sprach. Es sollen so viele Möglichkeiten geplant, wie benötigt werden.

Doch bei allen Diskussionen wollten sich die Porzer Bezirksvertreter letztlich nicht mit der Verwaltungsmitteilung zufrieden geben. Soziale Träger würden händeringend nach Objekten für die Betreuung suchen und mit dem ehemaligen Praktiker habe man ein Gebäude, das sich zudem noch in städtischem Besitz befindet und das schon einmal als Notunterkunft genutzt wurde. Und als solche soll es zeitweise für die Winterhilfe auch wieder zur Verfügung gestellt werden, so das Votum der Bezirksvertretung. Die sprach sich auch dafür aus, dass für die Betreuung vor Ort ein sozialer Träger gefunden werden soll.