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Kölns größtes Asia-RestaurantDas China-Raumschiff von Finkenberg

Lesezeit 4 Minuten

Die „Kaiserpalast“-Fassade wurde vor ein Autohaus gesetzt.

  1. Mit 280 Plätzen ist der „Kaiserpalast“ das größte Asia-Restaurant Kölns.
  2. Laufkundschaft gibt es kaum, dann das Restaurant wurde in einem ehemaligen Autohaus in Finkenberg eingerichtet.

Finkenberg – Die Chefin hat es eilig. Sie muss sich um ihre zwei Kinder kümmern, die gerade aus der Schule kommen. Und um die ersten Gäste im „Kaiserpalast“ . Qun Chen (32) ist nicht nur Mutter von Eric und Lucia, sondern auch Herrin über 280 Plätze – und damit dem wohl größten China-Lokal in Köln. „In China wäre das ein kleines Restaurant“, sagt sie lächelnd. „Weil in China so viele Menschen leben.“

Restaurant-Chefin Qun Chen mit ihrem Sohn Eric, der gerade aus der Schule gekommen ist.

Laufkundschaft gibt es dagegen in Porz-Finkenberg nicht. Denn dieses Lokal liegt sehr, sehr weit weg von irgendwelchen Einkaufsstraßen. Der „Kaiserpalast“ wurde 2006 an einer großen Kreuzung in einem ehemaligen Autohaus eingerichtet. Umgeben ist es von weiteren Autohäusern, einem Fitness-Center, einer Rewe-Zentrale und Wohnblöcken. Belebt ist es hier vor allen an der Bushaltestelle – die meisten Menschen wollen hier erstmal weg, mindestens zur nächsten S-Bahn-Haltestelle an der Steinstraße.

Der „Kaiserpalast“ hat sich herumgesprochen

„Da mussten wir natürlich etwas tun, um auf uns aufmerksam zu machen“, sagt Chen. Deshalb ließ sie eine Treppe und eine Pagoden-Fassade vor die Front des Gebäudes bauen. Am Anfang sei es schwer gewesen, sagt sie. Doch nach etwas zwei Jahren hatte sich der „Kaiserpalast“ herumgesprochen in Porz. Jetzt hat sie viele Stammgäste.

Das riesige Lokal ist an jedem Tag in der Woche geöffnet.

Qun Chen kam mit 17 Jahren nach Deutschland, aus einem kleinen Dorf in der südchinesischen Provinz Fujian – dort, wo vor kurzem ein schwerer Taifun wütete. Ihr chinesischer Mann hatte bereits 30 Restaurants in Deutschland. Eine gute Freundin machte die beiden auf den Standort Porz aufmerksam. Von dem Mann ist sie sie inzwischen geschieden, die 280 Plätze sind ihr geblieben.

Das Geschäft ist eine Mischkalkulation. Mittags ist das Lokal meistens nur mäßig besetzt. Da kommen Mitarbeiter aus den benachbarten Betrieben und viele Rentner. So wie an diesem Mittag die Frau, die Besuch von ihrer Tochter aus Luxemburg hat. „So eine große Auswahl zu diesem Preis, das hat sonst keiner. Und man wird sehr freundlich bedient.“ Einer der großen abgetrennten Gesellschaftsräume ist mit einer koreanischen Trauergesellschaft belegt.

Ein Buffet, wie es die Deutschen lieben

Mittags nimmt Qun Chen für das „All you can eat“-Buffet 8,90 Euro. Abends kostet es 16,90 Euro – inklusive eines mongolischen Grills, bei dem man sich Fisch und Fleisch direkt zubereiten lassen kann. Die Idee dazu kam ihr übrigens nicht in China, sondern durch den Besuch einer „Mongo’s“-Filiale in Deutschland, wo Zutaten frei zusammengestellt werden können. Da Abendangebot läuft vor allem am Wochenende gut, da brummt der Laden. Viele Familien- und Geburtstagsfeiern werden im „Kaiserpalast“ gefeiert. Besonderes Service: Für Geburtstagskinder gibt es immer ein „Happy Birthday“-Ständchen der Kellner – auf Chinesisch. Obwohl unter den 20 Mitarbeitern auch Vietnamesen und Kambodschaner sind.

Keine Fischköpfe, keine Knochen: das Buffet.

Was die Deutschen am Buffet am meisten lieben: Rindfleisch mit Zwiebeln und alles mit Ente. Was gar nicht geht: Fischköpfe, Hähnchen mit Knochen oder Innereien. „In China isst man Fleisch immer mit Knochen“, sagt Chen. Aber die Gäste haben es einfach nicht akzeptiert.

Ein Stammgast sitzt gerade an seiner Portion Ente ohne Knochen. „Meistens nimmt er drei“, flüstert seine Frau lachend. „Danach kann ich mich ablegen“, meint er grinsend. „Ich halte mich an Sushi und Gemüse, man muss ja auch auf die Linie achten“, sagt sie.

Viele russische Gäste

Abends sind etwa die Hälfte der Kundschaft Russen. Denn in Finkenberg lebt eine große russische Gemeinde. Gleich in der Nachbarschaft vom „Kaiserpalast“ gibt es den größten russischen Supermarkt Kölns mit Dutzenden Sorten Wodka, losem Buchweizen und einem eigenen Reisebüro.

Im ersten Jahr habe es ein paar Probleme gegeben, weil sich die Gäste – nicht nur die Russen – die Teller vollpackten und viel stehen ließen. „Da war das Auge größer als der Magen“, sagt Chen ganz deutsch. Daraufhin nahm sie eine Gebühr von fünf Euro, wenn Reste auf dem Teller waren. „Ich bin Buddhistin, da darf man nichts verschwenden.“ Inzwischen wissen die Gäste Bescheid.

Ob sie wirklich nie Schwierigkeiten gehabt habe in dem Stadtteil, dessen soziale Zusammensetzung nicht einfach ist? „Nein, ich merke davon nichts.“ Außerdem müsse sie eh immer arbeiten. Und ihre Kinder gehen in dem wesentlich beschaulicheren Porz-Eil zur Schule.

Kochen mit Wok auf Gasöfchen in der Küche.

In China war sie zuletzt vor drei Jahren. „Ich vertrage das Klima nicht, und auch das Leben in der Großfamilie ist inzwischen ungewohnt für mich.“ Ihre Eltern waren dreimal in Deutschland. Doch weil die Tochter immer arbeiten muss, saßen sie viel allein in der Wohnung. Außer dem Dom und einem Kaufhaus haben sie nicht viel von Köln gesehen.

Nun muss Qun Chen wirklich wieder arbeiten. Sie checkt die Reservierungen für das Wochenende, wenn es wieder voll wird im „Kaiserpalast“. Und die Angestellten aus China, Vietnam und Kambodscha für Deutsche, Russen und alle anderen Finkenberger, die Geburtstag haben, auf chinesisch singen werden.