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Wahner HeidePanzerkaserne weicht Pflanzen- und Tierwelt

Lesezeit 3 Minuten

Wo einst die Panzerkaserne Camp Altenrath stand, entwickelt sich nun eine offene Heidefläche.

Porz/Altenrath – Wo einst Panzer parkten, ist nun ein Zuhause für Wiesenpieper und Islandpferde. Diese Worte umschreiben ein eindrucksvolles Renaturierungsprojekt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) in der Wahner Heide, das jetzt als UN-Dekade-Projekt 2019 ausgezeichnet wurde. Auf dem Gelände der früheren belgischen Panzerkaserne Camp Altenrath ist ein Refugium für seltene und bedrohte Pflanzen und Tiere entstanden. Ursula Heinen Esser (CDU), Umweltministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, überreichte die Urkunde und eine Erinnerungsskulptur in Form eines kleinen Baumes jetzt an Forstdirektor Achim Urmes vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser, der das 40 Hektar große Gelände betreut. Heinen-Esser nannte die Wahner Heide ein Herzstück des landesweiten Schutzgebietsnetzes und zugleich bedeutsames Erholungsgebiet für die Menschen im Großraum Köln/Bonn. Es sei „beeindruckend, mit welcher Tatkraft sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und ihre Partner für die Bewahrung und Vergrößerung des einzigartigen Natur-Areals einsetzen“.

Wie eine Zeitreise

Für Angehörige der belgischen Streitkräfte, die einst im Camp Altenrath stationiert und jetzt Gäste der Feierstunde am Ort der früheren Kaserne waren, wurde der Besuch zu einer Zeitreise: Sie hatten im Jahr 2012 beim Abzug der Truppen nach 50 Jahren Nutzung insgesamt 121 massive Gebäude und 18 Hektar voll versiegelte Flächen zurückgelassen. Davon ist – bis auf eine kleine Parkplatzfläche – keine Spur geblieben. Die BImA ließ alle Gebäude abbrechen und gab das Gelände der Natur zurück.

Paul Johannes Fietz (BImA), Landrat Sebastian Schuster, Mdl Katharina Gebauer, Ministerin Ursula Heinen-Esser, Forstdirektor Achim Urmes und Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski bei der Feierstunde zur Preisübergabe auf dem renaturierten Camp Altenrath

Auf der Renaturierungsfläche haben sich nach den Worten von BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz nun viele rare Tier- und Pflanzenarten angesiedelt. Die Heidenelke wächst auf trockenen Sandböden, das gefleckte Knabenkraut und die Zweiblättrige Waldhyazinthe haben in feuchtem Lehmboden Wurzeln geschlagen. Schwarzkehlchen, Wiesenpieper und weitere Pieper-Arten brüten im Gelände. Fietz verwies auf die sehr gute Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure bei der Bewältigung des gewaltigen Projektes. So hat der Landesbaubetrieb Straßen NRW hier Ausgleichsleistungen für die Verbreiterung der A3 bei Dellbrück erbracht. Landesdienststellen, der Rhein-Sieg-Kreis, die Bezirksregierung Köln und die Betreuer vor Ort haben abgestimmt gehandelt.

Beweidungskonzept entwickelt

Nicht zuletzt dank der „vierbeinigen Landschaftspfleger“ soll das Naturjuwel sich weiter positiv entwickeln. Fietz zählte Islandpferde, Thüringer Waldziegen und Bentheimer Landschafe auf, die den aufkommenden Busch- und Waldbewuchs im Zaum halten und im Sommer mit gutem Appetit den Offenland-Charakter des Geländes erhalten. Das Beweidungsprojekt haben der Bundesforstbetrieb und die Untere Naturschutzbehörde des Rhein-Sieg-Kreises entwickelt.

Landrat Sebastian Schuster zeigte sich erfreut über die eindrucksvollen Ergebnisse des vor zehn Jahren abgeschlossenen Öko-Konto-Vertrages. Er versicherte, mit den weiteren Anrainern werde er sich für die Heide im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Erholungsanliegen von 600 000 Bewohnern des zweitgrößten deutschen Landkreises einsetzen.

Naturschutz hat gewonnen

Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski erinnerte an die Herausforderungen für seine Stadt beim Abzug der belgischen Streitkräfte. Er zeigte sich froh darüber, dass unter den vielen Begehrlichkeiten für das Gelände des Camps Altenrath – es waren auch ein Gewerbestandort und eine Abstellfläche für Flughafen-Nutzfahrzeuge im Gespräch – der Naturschutz gewonnen habe. Auch CDU-Landtagsmitglied Katharina Gebauer dankte den zahlreichen Beteiligten am Veränderungsprozess.

Der Preis für das Projekt bezieht sich nach den Worten von Forstdirektor Urmes nicht allein auf die aufwendige Umsetzung der Renaturierung und die weitere Pflege. Geehrt wird auch das erfolgreiche Bemühen um Nachfolgeprojekte. Zahlreiche Fachleute, die auf ähnlichen Flächen – oft früherem Militärgelände – eine Rückkehr der Natur vorbereiten, haben Camp Altenrath schon besucht und sich über das Prozedere informiert. „Wir geben unsere Erfahrungen gern weiter,“ sagte Urmes. Je weniger vermeidbare Verzögerungen ein Projekt erfahre, desto besser könnten die dafür nötigen Arbeitseinsätze und Gelder verwendet werden. Camp Altenrath ist bundesweit zum guten Beispiel dafür geworden, wie die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt auf Bundesliegenschaften vorbildlich umgesetzt wird.