Krankenhaus PorzPenible Sauberkeit gegen tödliche Keime

Sabine Bosmanns ist für die Bettenzentrale zuständig, wo täglich die Patientenbetten mitsamt Bezug desinfiziert werden.
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Porz – Die Tür des Zimmers auf Station 2 öffnet sich. Ein neuer Patient wird herein gefahren. Er trägt – ebenso wie der Pfleger, der sein Bett schiebt – Mundschutz, Kittel und Haube. Der Geruch von Desinfektionsmitteln liegt in der Luft. Station 2 ist im Krankenhaus Porz Patienten mit ansteckenden Krankheiten vorbehalten. Sie werden isoliert, um andere Patienten nicht zu gefährden und um die Keime an der Ausbreitung zu hindern. Denn in Deutschland erkranken jährlich etwa eine halbe Million Menschen an Infektionen, die sie sich während eines Klinikaufenthaltes eingefangen haben (siehe blauer Info-Kasten). Auch in Porz ist die Desinfektion dadurch zu einem zentralen Thema geworden.
Bis zu 20 Grundreinigungen
Station 2 ist das Reich von Desinfektorin Annett Kunz. Sie sorgt mit ihrem Team penibel für Sauberkeit. Da müssen die Wände bis zu einer Höhe von zwei Metern gereinigt werden, aber auch die Möbel und die Fenster. Mit einer Art Spülmaschine, die in allen Badezimmern der Station vorhanden ist, wird die Toilettenschüssel desinfiziert. Dabei werde mit dem Kampf gegen Keime nicht erst dann begonnen, wenn eine ansteckende Krankheit diagnostiziert wurde, sondern schon beim geringsten Verdacht, sagt Kunz. „Am Tag stehen im Krankenhaus zwischen zehn und 20 solcher Grundreinigungen an.“
Desinfektionen, Unterhaltsreinigung und die Säuberung der Operationssäle – das sind drei Elemente, für die seit etwa zehn Jahren die „Krankenhaus am Porz Servicegesellschaft“ zuständig ist. Insgesamt rund 140 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. Jeder, der sich um die Krankenhaushygiene kümmert, muss strenge Richtlinien einhalten. „Die Kollegen müssen alle regelmäßig untersucht und je nach Einsatzbereich geimpft werden“, schildert Daniela Knapp, Leiterin des Qualitätsmanagements für die Servicedienste. „Außerdem nehmen sie regelmäßig an Schulungen teil.“ Während Knapp von den Aufgaben des Reinigungsdienstes berichtet, sitzen neben ihr auch ein paar ihrer Mitarbeiter. Die Atmosphäre im Aufenthaltsraum im Keller ist locker – zwei Beschäftigte, die schon seit 5 Uhr arbeiten, legen eine Frühstückspause ein.
Die Anwesenden unterhalten sich gleich in mehreren Sprachen. „Zwölf Nationen sind hier vertreten“, schildert Knapp mit einem Lächeln. „Die meisten sind schon seit vielen Jahren angestellt.“ Unter ihnen auch Sabine Bosmans. Sie ist für die Bettenzentrale zuständig, die sich ebenfalls im Keller befindet. „Hierher werden die unreinen Betten gebracht – über einen Scan erfahren wir, wo sich das Bett befand und wie lange es dort war“, erläutert Bosmans. In Schutzkleidung entfernen ihre Mitarbeiter die Bettwäsche, die abgepackt und mit weiteren schmutzigen Textilien zum Waschen verschickt wird. Anschließend werden die Bettgestelle und Matratzen desinfizierend gereinigt und neu bezogen. „Diese Prozedur durchlaufen täglich 70 bis 80 Betten aus dem ganzen Krankenhaus – an manchen Tagen mussten wir uns aber auch schon um 140 Betten kümmern.“ Um die Arbeit in den fensterlosen Räumen freundlicher zu gestalten, habe die Geschäftsführung eine Künstlerin gebeten, die Wände zu bemalen, sagt Bosmans. Großflächige Landschaften in vier Jahreszeiten erhellen nun das Bettenzentrum. „Ich sehe das als eine Anerkennung, dass unsere Arbeit ebenfalls ein wichtiger Teil des Krankenhausbetriebs ist.“ Um multiresistente Keime früh genug zu entdecken, würden Risikopatienten bei ihrer Ankunft entsprechend untersucht – das betrifft etwa Menschen mit einem schwachen Immunsystem, wie zum Beispiel ältere Personen. „Auch wenn Patienten einen Krankenhausaufenthalt im Ausland hatten, wird ein sogenanntes Screening vorgenommen – ein Test auf resistente Erreger“, erläutert Renate Müssigbrodt, eine von zwei Hygienefachkräften. Insbesondere in Krankenhäusern aus östlichen Ländern sei die Gefahr von Infektionen hoch. Entsprechend sorgfältig sei man dann in Porz beim Reinigen: „Die Produkte, die wir verwenden, sind immer miteinander kompatibel und werteerhaltend“, ergänzt Müssigbrodt. Zum Beispiel würden nie Schwämme benutzt, die eine Scheuerseite haben. „Dann sind nämlich Kratzer auf Oberflächen möglich, in denen sich Keime sammeln könnten.“ Außerdem dürften keine Staubwedel verwendet werden, da die Keime eher aufwirbeln anstatt sie aufzunehmen. Überaus gründlich geht auch Olga Buchmüller vor.
Als Reinigungskraft läuft sie von Zimmer zu Zimmer und wischt jede einzelne Oberfläche ab. Dabei lässt sie keine Stelle und keine Ecke aus – ein Zyklus, der Tag für Tag wiederholt wird. Dabei hat jeder Lappen seinen speziellen Einsatzort: Rote Tücher sind für die Toiletten, blaue Lappen für die restlichen Oberflächen. Für jedes Zimmer werden neue Tücher und Feuchtwischbezüge verwendet; die benutzten werden in einer Tüte entsorgt und später desinfizierend gewaschen. So werden Mikroorganismen abgetötet. „Nichts davon wird zweimal benutzt“, sagt Buchmüller, die schon seit fast 20 Jahren hier arbeitet. Dann setzt sie ihre Arbeit auch schon wieder fort und begrüßt die Patienten des nächsten Zimmers.