Letzter Bauer in Köln-Poll„Landwirt mit Leib und Seele – ich lebe und sterbe dafür”
Köln-Poll – In optimaler Nähe zur Innen- oder Altstadt, durch die Auffahrt zur A4 bestens angebunden, aber nicht mehr ganz so geschäftig wie Deutz: Das ist Poll. Mit dem Campingplatz, der Drehbrücke und der Poller Strandbar geht es dort abwechslungsreich zu. Und mittendrin steht seit dem Jahr 1830 ein Bauernhof. Der stolze Besitzer heißt Heinz-Georg Kleinschmidt.
Herr Kleinschmidt, welche Bedeutung hat das Veedel für Sie?
Der Hof, das Haus und unser Poller Dorf, wie ich es liebevoll nenne: Das ist einfach meine Heimat. Mein Großvater hat den Hof 1911 gekauft, und seitdem lebt meine Familie hier. Ich kämpfe dafür, dass das Ursprüngliche und der alte Kern des Veedels erhalten bleiben. Immer wieder kommen Unternehmen auf mich zu und wollen meinen Acker bebauen – ohne mich. Außerdem schätze ich die Nähe zu den Pollern und ihre Akzeptanz, selbst wenn es mal etwas strenger riecht.
Wie hat Poll sich im Laufe der Zeit verändert?
Viele Menschen sind zugezogen. In den letzten Jahren waren natürlich zahlreiche Flüchtlinge dabei, doch ich muss sagen, wir haben überhaupt keine Probleme mit denen. Vor allem die Syrer sind sehr nette und freundliche Leute. Ansonsten ist Poll immer noch etwas dörflich, was ich sehr mag. Nur macht die entstandene Verkehrsproblematik das ein wenig kaputt.
Haben Sie je darüber nachgedacht wegzuziehen?
Ich bin aufgewachsen auf diesem Hof. Das ist mein Zuhause. 1992 gab es eine Phase, in der ich ernsthaft überlegt habe, ob ich weitermachen will. Oder vielmehr wollte die Stadt mich dazu überreden, ihr den Hof zu verkaufen. Sie bot mir Arbeit beim Grünflächenamt und ähnlichem an und wollte mein Land, um es für ihre Zwecke nutzen zu können. Meine Frau haben sie ebenfalls in ihrem Beruf als gelernte Krankenschwester unterbringen wollen. Doch wir haben beschlossen zu bleiben. Wir gehören einfach hierher. Mittlerweile leben wir mit der Stadt im Einvernehmen und friedlichen Miteinander. Und das wird auch so bleiben, denn mein Sohn möchte den Laden übernehmen.
Ist es schwer, Landwirt mitten in Köln zu sein?
Ja, sehr. Gerade mit den vielen Verordnungen, die wir bekommen. Dabei ist es ganz egal, welche Sparte man als Bauer bedient. Haltung, Dünger, Ernte – nichts können wir so machen, wie wir das möchten. Zudem ist es schwer, jemand für die Weiterverarbeitung zu finden. Wir suchen beispielsweise einen Metzger, der schlachtet und Wurst für uns macht. Der Aktuelle ist zu weit weg. Helfer einzustellen war früher viel einfacher. Aufgrund der Ortsnähe sollte es eigentlich leicht sein, dem ist leider nicht so. 15 bis 16 Stunden arbeiten wir momentan während der Erntezeit am Tag. Wir könnten im Moment sehr gut Hilfe für das Feld gebrauchen. Also wenn sich jemand angesprochen fühlt (lacht).
Was sind die Vorteile, einen Hof in Poll zu haben?
Die Nähe zu den Leuten ist ein klarer Vorteil. Wie gesagt: Die Akzeptanz ist toll. Selbst wenn ich mal mit meinem langsamen und oft dreckigen Trecker komme. Die Poller warten geduldig. Sie freuen sich über die Möglichkeit, Gemüse und Eier direkt vom Erzeuger zu bekommen und besuchen oft den Hofladen. So ist es ein Geben und Nehmen.
Sind Sie gerne Landwirt?
Ich bin Landwirt mit Leib und Seele. Ich lebe und sterbe dafür. Ich möchte meinen Beruf so lange weitermachen, wie das irgendwie möglich ist. Ich liebe einfach die Arbeit mit meinem Sohn und meiner Frau. Umso stolzer macht es mich, dass der Sohn den Hof übernehmen möchte und dafür extra von der Picke auf den Beruf und alles Drumherum gelernt hat. Er ist da sehr ambitioniert. Aber ich bin meiner Tochter, die einen anderen Berufsweg eingeschlagen hat, natürlich nicht böse oder deshalb weniger stolz auf sie.
Zur Person
Heinz-Georg Kleinschmidt, 65 Jahre alt, lebt in der dritten Generation auf dem Poller Bauernhof, der zu den ältesten ländlichen Betrieben der Stadt zählt. Mit auf dem Hof wohnen seine Frau, sein Sohn sowie 200 Mastschweine und 300 Hühner.