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Lise-Meitner-GesamtschuleItalienfahrt mit Hindernissen

Lesezeit 3 Minuten

Abschlussfahrt der zehnten Klasse der Lise-Meitner-Gesamtschule Finkenberg nach Italien.

Finkenberg – 300 Euro sind erst einmal futsch. So viel hatte jeder Schüler der Klasse zehn der Lise-Meitner-Gesamtschule für die Klassenabschlussfahrt in die Toskana bereits bezahlt. Doch fünf Tage vor der geplanten Abfahrt platzte die Nachricht herein, dass das Reiseunternehmen, von dem die Klassenfahrt organisieren werden sollte, Insolvenz angemeldet habe.

„Rubens Feriendienst, ein italienisches Touristik-Unternehmen, hat uns mitgeteilt, dass sie wegen der schlechten Wirtschaftslage in Italien zahlungsunfähig geworden seien. Sie haben zwar signalisiert, dass sie uns das vorausbezahlte Geld zurückerstatten werden, aber erst, wenn es ihnen gelungen ist, eine ihrer Immobilien zu verkaufen“, sagte Schulleiter Peter Fellmann. „Deshalb standen wir erst einmal vor dem Aus.“

Doch aufgeben wollten weder die Schüler, noch Bernhard Weitzel und Maria Scholten, die beiden Pädagogen, die die Fahrt begleiten sollten. „Wir haben bei unseren Kooperationspartnern Handelshof und Dachser um Spenden gebeten, haben die Stadtsparkasse, den Kaufhof, den Förderverein und Eltern angebettelt, und es hat funktioniert“, sagte Weitzell. Die Schüler hätten Zusagen für die benötigten rund 8000 Euro erhalten, auch weitere Spender halfen. Weil der Förderverein der Schule sich bereiterklärt hat, die Reisekosten vorzustrecken, konnten 22 Schüler und die beiden Lehrer am Samstagnachmittag dann tatsächlich wie geplant in den Reisebus klettern und nach Italien aufbrechen.

Klassenkasse geplündert

Die Klassenfahrt geht nach Marina di Bibbona, einem kleinen Badeort in der Provinz Livorno, wo die Schüler in einem Bungalowpark wohnen werden. „Von dort werden wir Ausflüge nach Pisa, Lucca, Florenz und in das mittelalterliche Städtchen San Gimignano machen“, sagte Weitzell. Wenn es das Wetter zulasse, was er seinen Schülern versprochen habe, könnten sie den letzten Tag noch am schönen Badestrand von Marina di Bibbona genießen.

„Wir haben zuerst gedacht, er macht Witze“, sagte Marcel (15), als ihnen Lehrer Weitzell das Fax vorgelesen hatte, in dem das Reiseunternehmen die Klassenfahrt abgesagt hatte. Die Schüler hätten dann abgestimmt und 22 von 24 seien dafür gewesen, trotzdem zu fahren, ergänzte Marcel. „Zuerst haben wir unsere Klassenkasse mit 1500 Euro geplündert, dann sind wir betteln gegangen.“ Jetzt hofft Marcel auf viel Sonne und ein bisschen Spaß. „Ich wünsche mir, dass es Urlaub mit möglichst viel Freizeit wird und nicht nur Klassenfahrt.“

Die Abschlussfahrt sei für die Schüler besonders wichtig, weil es sei der einzige längere Ausflug in den ersten sechs Jahren an der Gesamtschule sei. Für einige sei es sogar die erste Reise ins Ausland überhaupt, betonte Schulleiter Fellmann. „Wir haben viele Schüler aus Finkenberg an unserer Schule“, sagte er. Einige würden aus Hartz IV-Familien kommen, die sich kaum Urlaubsreisen ins Ausland leisten können.“ Er sei besonders froh darüber, dass die Schüler nicht aufgegeben, sondern „die Welle“ gemacht hätten, um ihre Abschlussfahrt zu retten. „Die Schüler waren total engagiert.“