Obstfest auf Gut LeidenhausenAlte Apfelsorten neu entdeckt
Köln-Eil – Robin beißt genüsslich in einen Apfel. Das Obst wächst bei ihm im Schrebergarten am Blücherpark. Den Garten hat Robin seit fünf Jahren und die Äpfel vom eigenen Baum haben ihm schon immer sehr gut geschmeckt. Doch um was es sich für seine Sorte handelt, hat er nie gewusst. Nun ist er schlauer.
Geholfen hat ihm Carina Pfeffer. Auf dem Apfelfest auf Gut Leidenhausen hat die Obstkundlerin einen Stand, an dem sie gegen einen kleinen Obolus die Sorten der Besucherinnen und Besucher des Festes bestimmt. Die Schlange an ihrem Stand reißt nicht ab. Etliche sind gekommen, haben Tüten und Taschen mit Äpfel dabei. Was wächst im heimischen Garten oder auf der Obststreuwiese um die Ecke. Die Leute wollen es wissen. Und dafür scheint bei manchen kein Weg zu weit. Extra aus Essen ist ein Ehepaar gekommen.
Dass Äpfel mehr sind, als neue Sorten wie Braeburn oder Pink Lady aus dem Supermarkt, hat Carina Pfeffer anschaulich dargestellt. Mehr als 100 verschiedene Apfelsorten hat sie mitgebracht und in Körbchen mit Erläuterungsschildern ausgestellt. Den Berner Rosenapfel zum Beispiel oder den Pommerschen Krummstiel. Die Sorte Jakob Lebel aus Frankreich findet sich ebenfalls unter den ausgestellten Sorten wie der Rote Eisenapfel, eine sehr alte deutsche Sorte, die angeblich schon im 16. Jahrhundert verbreitet gewesen sein soll.
Und wie schmeckt eine der alten Apfelsorten? Ingrid Tschentke und Sybille Gussmann machen den Geschmackstest. Direkt von einem Baum im Obstmuseum, der Obstwiese auf Gut Leidenhausen. Mit einem kleinen Taschenmesser wird ein Exemplar eines Dülmener Rosenapfels geteilt und probiert. Das Ergebnis: lecker. Ob es der frische Apfelkuchen am Stand vom Bienenzuchtverein Porz auch ist, wollen sie noch testen.
Die Imker sind an der Organisation des Apfeltages genauso beteiligt, wie die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln und das Umweltbildungszentrum Heideportal Gut Leidenhausen. Wie wichtig die kleinen Insekten sind, damit der Mensch leckere Äpfel essen kann, weiß Peter Gauger. „Bessere Bestäubung, höherer Ertrag“, so die einfache Rechnung des Vorsitzenden des Bienenzuchtverein Porz.
Bei einer guter Ernte hat der eine oder die andere sich vielleicht nicht nur an den gesunden Früchten satt gesehen, sondern auch gegessen. In dem Fall kommen Willi Dinspel und Tom Baumann von den Obstfreunden Siegtal ins Spiel. Früher waren sie mit einer selbstgebauten Presse unterwegs. Nun ist es eine große, mobile Presse, mit der sie auch auch dem Apfelfest vertreten sind.
Etliche Körbe und Anhänger voll Äpfel stehen bereit, um an deren Saft zu kommen. Der Inhalt findet nach und nach seinen Weg in das Waschbecken. Von da aus geht es für die Äpfel weiter. Sie werden gemahlen und der „Brei“ dann gepresst. Der Saft fließt weiter und wird auf 80 Grad erhitzt und dann direkt luftdicht verpackt. „Verschlossen hält sich der Saft zwei Jahre“, erklärt Tom Baumann. 300 bis 400 Liter können je nach Saftgehalt der Früchte mit der Saftpresse aus den Äpfel herausgeholt werden. 60 bis 70 Prozent des Gewichtes ist Saft. Übrig bleibt der Trester, der bei der Presse über Walzen in einen Anhänger transportiert werden. Er soll als Futter für Tiere dienen.
Bei der Presse sehe man deutlich, dass dem Saft selbst nichts zugesetzt wird, das sei Natur pur, sagt Willi Dinspel. „Wir waschen, mahlen, pressen, erhitzen und füllen ab -mehr machen wir nicht.“
Saft ist Verkaufsschlager
Und das schmeckt man. Der Saft ist der Renner am Verkaufsstand. Das freut auch Robert Schallehn, Geschäftsführer des Umweltbildungszentrums Heideportal Gut Leidenhausen. Rund zehn Tonnen Äpfel von städtischen Streuobstwiesen waren im Vorfeld des Festes zu Saft verarbeitet worden. „Der Rheingewinn kommt der Umweltbildung zugute.“ Dazu trägt natürlich auch das Apfelfest selbst bei. So weiß Robin nun endlich, dass die gesunde Leckerei in seinem Schrebergarten zu der Sorte Gravensteiner gehört.