PaulsmaarKleinod liegt versteckt hinter Bäumen
Porz-Wahn – Autofahrer nutzen die Straße zwischen Libur und Wahn gerne als Rennstrecke. Dabei missachten sie nicht nur die Geschwindigkeitsbegrenzung. Sie nehmen auch das Kleinod nicht wahr, das sich zwischen Golfplatz und S-Bahn-Linie erstreckt. Allerdings könnten sie, selbst wenn sie langsamer führen, keinen Blick werfen auf die Idylle, die sich wenige Meter entfernt von der Straße hinter Bäumen versteckt auftut.
Denn die ehemalige Kiesgrube Paulsmaar dürfen nur die Fischer des Vereins Angel- und Naturfreunde (ANF) Heimattreue Zündorf betreten, die das Gelände seit 1989 gepachtet haben. Eine Ausnahme machen sie dieses Mal für den Verein Groov-Paten. Rund 20 Mitglieder wollen sich über die artenreiche Pflanzen- und Tierwelt des Naturschutzgebiets und die Arbeit des Angelvereins informieren.
Wie streng geschützt das Areal wird, ist nach ein paar weiteren Schritten bergab zu erkennen. Dann müssen Besucher zum zweiten Mal einen Zaun passieren. „Es kommt immer wieder vor, dass Leute über den Zaun klettern und ihren Müll hinterlassen“, erzählt Horst Engels, Vorsitzender des Angelvereins. Sein Schnäuzer ist an den Spitzen gezwirbelt und auf seiner Brust ist über dem aufgeknöpften Hemd das Tattoo eines Schmetterlings zu sehen. Schnellen Schrittes führt er die Groov-Paten rund um den acht Hektar großen Baggersee.
Ein Meter großen Hecht geangelt
Schon nach wenigen Metern offenbart sich den Wanderern die Schönheit des Areals: Auf der großen Wasserfläche spiegeln sich rundherum die hochgewachsenen Bäume und der strahlend blaue Himmel. Ein paar Enten, Kanada- und Nilgänse fühlen sich in ihrer Ruhe gestört und schwimmen langsam in eine andere Richtung – so viele Menschen auf einmal sind sie nicht gewöhnt. „Wie klar das Wasser ist“, staunt eine Besucherin. „Man kann bis auf den Grund sehen.“
„Diese Stelle nennen wir die »Faulenzerecke«“, sagt Engels mit einem Schmunzeln. Denn diese Angelstelle befinde sich so nah am Vereinsheim, dass vor allem die fußfaulen Angler hierher kämen. Beim Faulenzen erwischt die Gruppe auch gleich den ersten Fischer, den sie unterwegs trifft: Ein junger Mann hat seine Ausrüstung beiseite gelegt und genießt auf dem Rücken liegend, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Sonne.
Doch nur ein paar Meter entfernt werfen zwei weitere Angler ihre Ruten aus und warten geduldig auf einen guten Fang. Wissbegierig erkundigen sich die Groov-Paten nach dem Fischbestand im Paulsmaar. „Hier leben unter anderem Schleierkarpfen, Hechte und Brassen“, antwortet Engels. „Vor ein paar Tagen hatte ich noch einen 1,25 Meter großen Hecht an der Angel.“
„Und gibt es hier auch Welse?“ fragt Günter Henne, zweiter Vorsitzender der Groov-Paten, in Anspielung auf die Groov-Teiche, in denen sich die ungenießbaren Fische inzwischen ausgebreitet haben. Wohl gelitten sind sie dort nicht. Ihnen wird sogar nachgesagt, sich an Entenküken gütlich zu tun. Auch die Angler im Paulsmaar sind nicht ihre Fans. „Hier finden wir kaum welche“, so Engels. „Wir wollen sie hier auch nicht haben.“
Fleißige Helfer sichern die Idylle
Weiter geht’s einen schmalen, dicht bewachsenen Pfad entlang, vorbei an indischen Scheinerdbeeren, Brennnesseln, Farnen und Brombeersträuchern. Auch zart rosa blühendes Tausendgüldenkraut und gelbes Johanniskraut säumen den Wegesrand und bilden ein paar Farbtupfer im grünen Dickicht. Während auf der einen Seite die Grillen lautstark zirpen, sind auf der anderen Seite ganz in der Nähe die Autos zu hören, die auf der Liburer Landstraße vorbeirauschen. „Damit das Naturschutzgebiet nicht völlig zuwächst, muss jedes Mitglied bei uns einmal im Jahr Arbeitsdienst leisten“, erläutert Engels. „Im Frühjahr haben wir die meiste Arbeit, dann müssen wir alles freischneiden und umgekippte Bäume zerlegen.“ Im Sommer stünden Pflegearbeiten an.
Immer wieder halten einzelne Groov-Paten an, um das eine oder andere Gewächs von Nahem zu begutachten. Rätsel gibt ihnen eine hochgewachsene stachelige Pflanze auf. Die wilde Karde erinnerte ein paar der Naturliebhaber an eine Silberdistel, deren Blätter aber silber glänzen, wie Henne feststellt. Die Wanderer setzen ihren Weg fort, bis plötzlich jemand ruft: „Achtung, Frösche!“ Der Hinweis war nötig, denn die Tiere sind nicht nur gut getarnt, sondern auch so winzig, dass sie auf einen Daumennagel passen und leicht übersehen werden können.
Nachdem die Gruppe den See fast umrundet hat, kommt sie an einem weiteren Teich an, von dem Baggersee nur durch einen schmalen Weg getrennt. „In diesem Teich setzen wir unsere Jungfische aus“, sagt Engels. „Im Herbst bekommen wir 340 Kilogramm Schleie.“ Wieder am Ausgangspunkt angekommen, bedankt sich Andreas Bischoff, Vorsitzender der Groov-Paten, bei Engels. „Toll, dass Sie sich um den Erhalt dieser schönen Idylle kümmern.“