Erfolg für Initiative „Von Grau zu Grün“Poller Wohnstraße soll Dorfplatz werden
Poll – Beton und Asphalt dominieren die Laurenz-Kiesgen-Straße in Poll. Als Kind der 60er sollte sie die Siedlung für den Anwohner- und Anlieferverkehr erschließen. Grün sucht man in der 150 Meter langen, komplett versiegelten Anlage vergebens. Auch an spielende Kinder, auf Gehhilfen angewiesene Senioren oder Menschen mit Handicap scheint bei der Planung niemand gedacht zu haben.Dass sich die Anwohner ihre Quartiersstraße ganz anders wünschen, stellte sich bereits beim jährlichen Straßenfest 2015 heraus. Was sie damals an Ideen für die Straßenverschönerung sammelten, lagerte jahrelang in einem Karton in Jan Hertels Dachstudio. Als der Randstreifen vom Erbpachtgeber der Reihenhausgrundstücke veräußert werden sollte und Monika Mohr vom Landeswettbewerb „Zukunft Stadtraum“ erfuhr, wurden sie wieder zum Vorschein geholt.
Zweite Stufe des Wettbewerbs erreicht
Verschlankt und aktualisiert bilden sie die Grundlage für das Projekt „Von Grau zu Grün“. Vor allem Begrünung, Raum für Begegnung und spielende Kinder sowie Barrierefreiheit hatten sich die Poller damals gewünscht.
Nun zeichnete die Jury des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung die Bürgerinitiative „Von Grau Zu Grün“ der Lauren-Kiesgen-Straße“ bereits für die zweite Stufe des Wettbewerbs mit einem Preis aus. Laut Ministerin Ina Scharrenbach und Mobilitätsdezernent Ascan Egerer hat „Von Grau zu Grün“ sogar das Zeug zum Pilotprojekt.Noch wird das Straßenbild fast ausschließlich von den Pkw beherrscht, die in zweiter, auf dem Wendehammer sogar in dritter Reihe parken. Mit einer Breite von höchstens 1,20 Metern ist der Gehweg deutlich zu schmal und zwingt spätestens bei der Begegnung zweier Rollatoren oder Kinderwagen zu Ausweichmanövern auf die Straße. Trotz der 53 Garagen- und weiteren 30 Stellplätze für 70 Haushalte reicht der angelegte Parkraum schon lange nicht mehr aus.Neben der Tendenz zum Zweit- oder Drittwagen machen sich auch parkplatzsuchende Besucher der umliegenden Straßen bemerkbar. „In den vergangenen zwölf Jahren hat die Zahl der geparkten Autos stark zugenommen“, berichtet Monika Mohr, Anwohnerin und aktive Unterstützern der Initiative „Laurenz-Kiesgen-Straße“. Ende 2020 kamen dann zwei Ereignisse zusammen, die einen Ausweg boten. Nachdem der Erbpachtgeber der Grundstücke seine Verkaufsabsichten für den Randstreifen in der Laurenz-Kiesgen-Straße geäußert hatte, erfuhr Monika Mohr vom ausgelobten Wettbewerb „Zukunft Stadtraum“. So lag die Voraussetzung für die Umgestaltung, der Kauf des Randstreifens durch die Stadt, im Bereich des Möglichen, und damit die Beteiligung am Wettbewerb.Per Zoom-Meeting ging die Bürgerinitiative Anfang 2021 an die Sichtung schon vorhandener und neuer Wünsche. Die erste Projektskizze für die Laurenz-Kiesgen-Straße der Zukunft, erfolgreicher Wettbewerbsbeitrag der Stufe eins im Landeswettbewerb, hielt die Bezirksvertretung Porz gleich für umsetzbar und veranlasste die Prüfung durch die Verwaltung. „Die Unterstützung durch die Bezirksvertretung hat uns dazu motiviert, bei Stufe zwei mitzumachen“, erklärt Jan Hertel.Konkret sehen die Pläne für eine Wandlung von der autodominierten Straße zum erlebbaren Begegnungs- und Aufenthaltsraum die Umgestaltung zur barrierefreien Spielstraße mit 20 km/h Tempolimit vor. Auf dem Wendehammer soll ein Dorfplatz mit bespielbarem Brunnen und mobilen Sitzelementen entstehen, eine mit Blauregen oder Wein bewachsene Pergola ist als Entrée der Sackgasse angedacht. Begrünte und teils begehbare Garagendächer könnten zusätzlich zu den Baumbepflanzungen im Randbereich für ein besseres Mikroklima sorgen und Lebensraum für Insekten bieten. Drainageasphalt, Sickergruben, unterirdische Zisternen und teilentsiegelte Flächen würden den zunehmenden Starkregenereignissen entgegenwirken. Zur Mobilitätswende will die Initiative unter anderem durch die Reduzierung der Parkflächen im Straßenraum, Car- und Bike-Sharing, Elektroladestation und die Schaffung einer Quartiersgarage beitragen.Die Frage „Wie wollen wir unseren Straßenraum in Zukunft nutzen“ wirft Ascan Egerer bei der Preisverleihung für die zweite Stufe des Landeswettbewerbs auf dem „freigeräumten“ Wendeplatz auf. Für die „reine Nutzung als Verkehrsfläche sind diese Flächen eigentlich viel zu schade“, meint er. Ina Scharrenbach erklärt, mit dem Landeswettbewerb sei ganz bewusst zu mehr Mut bei der Stadtplanung aufgerufen worden. „Von Grau zu Grün“ zeige diesen Mut und sei beispielgebend für ähnliche Stadtquartiere in Köln.Zunächst aber ist das mit der Würdigung verbundene Preisgeld von 5000 Euro ein Beitrag für die weitere Qualifizierung des Projekts. Eine finanzielle Förderung im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms wird bei entsprechender Unterstützung und Priorisierung der Stadt ebenfalls in Aussicht gestellt. Bei einem positiven Beschluss würde das Land mit 80 Prozent den größten Teil der Kosten für die Umsetzung der Pläne tragen, die restlichen 20 Prozent lägen bei der Stadt. „Als Anwohner hoffen wir, dass die Stadt diese einmalige Gelegenheit ergreift, unsere Initiative unterstützt und eine zukunftsweisende und vorbildliche Straßenraumgestaltung in der Laurenz-Kiesgen-Straße umsetzt“, sagt Jan Hertel.