Das älteste Autokino von NRW in Köln-Porz muss schließen. Es rentiert sich nicht mehr.
Trotz Online-PetitionAutokino in Köln-Porz schließt für immer – Das sind die Hintergründe
Autos fahren in kurzem Abstand zum Eingang des Geländes an der Rudolf-Diesel-Straße im Stadtteil Eil in Porz. Noch ein paar Minuten, dann ist es 22.30 Uhr, es ist dunkel und der Animationsfilm „Alles steht Kopf“ wird bald beginnen. Der Filmtitel passt ein wenig. Ende Oktober wird der Betrieb des ältesten Autokinos Deutschlands, das 1967 eröffnet wurde, eingestellt. Das hat der Betreiber nun bekannt gegeben. Zwei Monate später endet der Pachtvertrag und es wird das eintreten, was mehr als 15.000 Menschen mit dem Unterzeichnen einer Online-Petition Ende 2022 versucht haben, zu verhindern: die Schließung des Autokinos.
Die stand erstmals im Dezember 2022 im Raum. Grund dafür waren die Märkte, die außerhalb der Kinozeiten regelmäßig auf dem Gelände stattfanden. Bei einem Prüfverfahren habe sich herausgestellt, dass „für die Nutzung des Grundstücks zu Marktzwecken keine Baugenehmigung vorliegt“, hatte die Stadt auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ damals mitgeteilt.
Märkte auf dem Gelände des Autokinos in Köln-Porz verboten
Deswegen hatte die Stadt im September 2022 eine Ordnungsverfügung erlassen, mit der Betreiber aufgefordert wurde, „bis auf das Autokino alle andere Nutzungen des Geländes einzustellen“. Betreiber Axel Wahmke hat dagegen beim Kölner Verwaltungsgericht Klage erhoben. Das Gericht entschied allerdings zu Gunsten der Stadt. Die Märkte, die 40 Jahre lang von der Stadtverwaltung geduldet worden waren, sollten verschwinden. Seit März 2023 sind sie es.
Und genau das ist das Problem. Denn Autokino und Märkte waren eng miteinander verknüpft. Die Pacht für das Gelände sei für den Betrieb des Autokinos allein zu teuer, hatte Axel Wahmke schon zu einem früheren Zeitpunkt betont. Nur mit den Märkten lohne es sich.
Doch die hätten neben Kundschaft einiges mehr mit sich gebracht, sagt CDU-Stadtrat Werner Marx. An ihn seien Beschwerden über Müll und Verkehrsprobleme herangetragen worden. Deswegen habe er im Juni 2021 eine Anfrage über die Rechtmäßigkeit von Verkaufsnutzungen auf dem Gelände des Autokinos gestellt. Damit wurde der Stein ins Rollen gebracht. Eine Schließung des Autokinos sei damit nicht beabsichtigt gewesen, sondern nur die Einhaltung von Regeln, sagt Marx. „Und die Fläche ist nun einmal nicht zulässig für die Märkte gewesen.“ Dass das Autokino nicht ohne die Märkte funktioniere, sei ein Problem des Geschäftsmodells.
Kölner Stadtrat hatte Kompromiss für Autokino abgelehnt
SPD-Stadtrat Pascal Pütz hält dagegen. Die Märkte hätten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Menschen weit über das Stadtgebiet hinaus geleistet. Und sie hätten auch erhalten bleiben können. „Den Bebauungsplan hätten wir ändern können.“ Diese Idee hatte die SPD zusammen mit der FDP und den Linken in den Stadtrat getragen. Das Mehrheitsbündnis von CDU, Grüne und Volt im Rat hätte aber „mit einer Gleichgültigkeit auf den Kompromissvorschlag reagiert, die mich fassungslos macht“. Die Schließung des Autokinos wäre vermeidbar gewesen, meint Pütz.
Der Entschluss zur Schließung sei „nach intensiven Gesprächen und vielen Überlegungen“ und „aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten“ gefasst worden, sagt Axel Wahmke. Die Betreibergesellschaft habe sich bemüht, durch eine alternative Nutzung des Geländes „unser traditionsreiches Autokino wirtschaftlich zu unterstützen und somit weiter betreiben zu können“. Ein Shuttle-Service zum Flughafen ist derzeit auf dem Gelände mit angesiedelt. Ein Bauantrag war allerdings von der Stadt abgelehnt worden.
„Früher haben wir nachts am Wochenende über den Zaun mitgeguckt“, sagt Kino-Fan Stefan Rausch. Mit Kumpels sei er damals auf Bäume geklettert, um auf die große Leinwand schauen zu können. In den Nachtstunden am Wochenende liefen in den 80ern auch mal die Filme, in denen ein bisschen mehr Haut zu sehen war. Für 14-Jährige damals schon etwas Besonderes. Später ist Stefan Rausch dann auch legal in den Kinogenuss gekommen. Mit dem Käfer eines Kollegen ging es dann in die Vorstellungen. „Das Ganze ist nun bald Geschichte.“