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Mehr Engagement in der NachbarschaftKöln-Porzer Bürgerverein sucht Nachfolger

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann steht auf einer Holzbrücke in einem Wald

Gerhard Möller ist schon lange im Bürgerverein Wahn-Wahnheide-Lind aktiv und seit vier Jahren Vorsitzender. Das Amt will er jetzt abgeben.

Im Bürgerverein Wahn-Wahnheide-Lind wird eine engagierte Nachfolge für Gerhard Möller gesucht – Ehrenamtler sind zunehmend schwer zu finden.

Die Stellenbeschreibung für den Job im Porzer Südosten liest sich verheißungsvoll: Gesucht wird ein Mann oder eine Frau mit einer guten Portion Lebenserfahrung, viel Sinn fürs Praktische, Freude am Zupacken, Talent zum Zuhören und zur Kommunikation sowohl mit Menschen aus der Nachbarschaft als auch mit Ämtern und Behörden. Jemand mit Mut zu Entscheidungen und mit Spaß an Teamarbeit, jemand mit einem großen Herz für seine heimatlichen Veedel und die Bedürfnisse der Bewohnerschaft. Kurz: Einer wie Gerhard Möller, Vorsitzender des Bürgervereins Wahn-Wahnheide-Lind.

Nach etlichen Jahren Vorstandsarbeit im Bürgerverein, zuletzt vier Jahre an dessen Spitze, will er dieses Amt aus Altersgründen nicht länger bekleiden und stellt sich im Frühjahr bei der Hauptversammlung nicht mehr zur Wahl. „Die Arbeit hat mir viel Freude gemacht“, sagt der fast 74-jährige Rentner, „aber nun sollen bitte Jüngere ran“.

Engagement im Bürgerverein gesucht

Seit Wochen schon wirbt der Vorstand unter den 330 Mitgliedern und Förderern des Bürgervereins um Bewerbungen für den ehrenamtlichen Vereinsvorstand – bisher ohne Ergebnis. Der Einsatz sei zwar sehr erfüllend, weil es an vielen Stellen sichtbare Erfolge gebe, macht Möller deutlich. Doch bleibe die Arbeit zunehmend an einigen wenigen, besonders engagierten Frauen und Männern im Vorstand hängen.

„Wenn wir Pflegemaßnahmen am Erholungsgebiet Scheuerteich ankündigen, Blumenpflanzaktionen mit Frühlingsblühern, die uns die Stadt zur Verfügung stellt, oder Müllbeseitigungsaktionen, dann sind es fast immer dieselben Leute, die da anpacken“, hat Möller erfahren und sagt: „Jeder wünscht sich doch ein schönes, aufgeräumtes, lebenswertes Viertel, aber nur wenige sind bereit, dazu selbst ihre Zeit und Arbeitskraft einzusetzen.“

Achim Urmes vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser (r.) und Gerhard Möller, Vorsitzender des Bürgervereins Wahn-Wahnheide-Lind, am Scheuermühlenteich.

Achim Urmes vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser (r.) und Gerhard Möller, Vorsitzender des Bürgervereins Wahn-Wahnheide-Lind, am Scheuermühlenteich. (Archivbild)

Dabei seien die Erfolge greifbar. Der Erhalt des Scheuermühlenteichgeländes als Naherholungsgebiet für die Bevölkerung ist schließlich dem Engagement des Bürgervereins zu verdanken, der sich um die Pflege kümmert und immer wieder Spenden und Fördergelder für die aufwändigen Arbeiten akquiriert. Der Bürgerverein kümmert sich und stellt Kontakte her, wenn es im Umgang zwischen Bürgern und Verwaltung knirscht.

Unterstützung bei Wasser in Linder Kellern

Möller hat beispielsweise Verbindungen zu Politik und Ämtern geknüpft, als im Sommer Wasser aus dem Boden in zahlreiche Linder Keller und Tiefgeschosse eindrang. Der Bürgervereinsvorstand engagiert sich bei kleinen saisonalen Festen im Viertel, hat die Aufstellung von Bücherschränken in die Wege geleitet und kümmert sich teilweise anhaltend um deren Wartung.

Einem neuen Mann oder einer neuen Frau an der Spitze des Vereins würde Möller gern weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen, verspricht er. Und das gelte für das ganze Team. Es muss sich nur erst einmal jemand melden.

Die erhebliche Lücke zwischen dem Wunsch von Bürgerinnen und Bürgern, es in ihrem Viertel nett zu haben, und der Bereitschaft, selber dafür anzupacken, kennt auch Simin Fakhim-Haschemi, Vorsitzende des Urbacher Bürgervereins und der „Vernetzung“, in der zahlreiche Porzer Bürgervereine gemeinsam organisiert sind.

Missverständnisse über die Arbeit der ehrenamtlichen Bürgervereine

Auch in Urbach sei es meist ungefähr derselbe Zirkel Engagierter, wenn es um die Anlage oder Pflege von Pflanzbeeten, das Versetzen von Bänken, Verschönerungsaktionen mit Pinsel und Farbe und den alltäglichen Kampf gegen den Müll gehe. Dabei wachse aber die Erwartungshaltung mancher Bewohnerinnen und Bewohner.

„Vielen ist offenbar gar nicht klar, dass die Aktiven in Bürgervereinen das alles in ihrer Freizeit leisten und nicht etwa bei der Stadt beschäftigt sind“, sagt Fakhim-Haschemi, die ihr Ehrenamt neben dem Ärztinnenberuf ausübt. „Manche glauben, dass sie uns Aufträge erteilen können, und sind dann ganz erstaunt, wenn wir nicht zuständig sind. Ihre eigene Zeit und Tatkraft einzubringen, kommt ihnen nicht in den Sinn“, sagt sie mit Bedauern.

Großer Dank von Seiten der Bevölkerung sei für die Arbeit im Bürgerverein eher nicht zu erwarten, doch erfülle es sie selbst mit Freude, wenn wieder eine Verbesserung erreicht sei. Die Ehrenamtlerin stellt fest: „Selbst mit Kleinigkeiten schaffe ich für das Gemeinwohl schließlich mehr als jemand, der sich gar nicht kümmert“.