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„Mut zur Lücke“Evangelische Gemeinde in Porz vor Einschnitten

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer und eine Frau stehen im schwarzen Ornat im Altarraum einer Kirche.

Die Prädikanten Reinhard Voppel und Yvonne Contier sowie Pfarrer Andreas Daniels (v.l.) beim Neujahrsempfang in der Markuskirche

Die evangelische Gemeinde Porz muss sich auf Personalkürzungen, Zusammenlegungen und einer Überprüfung aller Gebäude im Bestand einstellen.

Vor 20 Jahren schon wurden in der evangelischen Kirchengemeinde Porz herannahende Probleme thematisiert. Jetzt ist die Situation da. Schrumpfende Mitgliederzahlen, weniger Geldmittel und drastische Personalkürzungen zeigen unmittelbare Auswirkungen. Mit der Zusammenarbeit dreier Gemeinden innerhalb einer neu geschaffenen Region, mit Ideenreichtum, Mut zur Veränderung und viel gewünschter Mitwirkung von Laien sollen die Herausforderungen angenommen werden, wünschte sich Pfarrer Andreas Daniels beim Neujahrsempfang in der Markuskirche.

Im Gottesdienst hatte er die Gemeinde ermuntert, getreu der Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute“ Zuversicht zu zeigen. Vieles müsse künftig schlanker organisiert werden. Wenn Pfarrerin Ingrid Kibilka im Juni in den Ruhestand geht und Pfarrer Rolf Theobold drei Jahre später ausscheidet, ist keine Nachfolge vorgesehen. In den Gemeinden Porz, Wahnheide und Rath-Ostheim, die im Rahmen der Regionalisierung zusammengelegt werden, gibt es Daniels zufolge schon in fünf Jahren nur mehr viereinhalb Pfarrstellen.

Nach dem Weggang von Kantor Thomas Wegst fällt seine Stelle weg

Die laut Plan organisatorisch gleichfalls zusammengelegte Kirchenmusik soll nach dem Ruhestand von Kantor Thomas Wegst künftig mit einer Kantorenstelle für die ganze Region funktionieren. Ein gemeinschaftlicher Ausbau der Jugendarbeit steht an. Und über den Gebäudebestand wird auch zu reden sein. Auf Beschluss der Landeskirche müssen alle kirchlichen Gebäude bis 2035 klimaneutral ertüchtigt werde. So stehen die fünf Kirchen der 8300 Mitglieder zählenden Porzer Gemeinde, sämtliche Gemeindezentren, Küsterhäuser und Pfarrwohnungen auf dem Prüfstand. Dabei seien „wahrscheinlich auch unangenehme Entscheidungen zu fällen“, heißt es im Jahresbericht.

Pfarrer Daniels zieht in der Vorausschau Parallelen zu Entwicklungen, wie sie die katholischen Gemeinden schon mindestens ein Jahrzehnt früher betroffen hätten. Deren „Mut zur Lücke“ in der Wahrnehmung gemeindlicher Aufgaben betrachtet er als Vorbild. Es habe sich erwiesen, dass solche Lücken von talentierten Laien gut gefüllt und neue Wege gefunden worden seien. Die evangelische Gemeinde setzt beispielsweise auf Prädikanten wie Reinhard Voppel, Yvonne Contier und Suyin Scheid-Hennig, die nach einer Ausbildung ordiniert, also zum Dienst in Wort und Sakrament kirchlich beauftragt werden.

Im Jahresbericht wird auf den enormen Schub verwiesen, den das Bauprojekt rund um die im Jugendstil errichtete Lukaskirche durch die Förderung im Rahmen des Wettbewerbs „Zukunft-Kirchen-Räume“ gewonnen habe. Durch die immens verteuerten Baukosten habe man in der Planung Abstriche machen müssen, vor allem beim Gemeindehaus. Bundesmittel in Höhe von 430.000 Euro aus Mitteln des Denkmalschutzes und großzügige Fördergelder von Baukultur NRW und der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW hätten die Rücknahme einiger Streichungen erlaubt, die Baugenehmigung sei erteilt, die Kirche seit Neujahr wegen des Baubeginns geschlossen.

Schwerpunkte sind und waren die Kinder- und Jugendarbeit, der Einsatz für Senioren und Kranke, Unterstützung in Notlagen und zuletzt vermehrt auch das Engagement fürs Klima. Der Zusammenarbeit im Porzer Ökumene-Netzwerk widmen sich evangelischen Christen in Gesprächen und Aktivitäten. Mit großem Dank verabschiedet die Gemeinde engagierte Mitglieder in den Ruhestand, so den 38 Jahre aktiven Presbyter und langjährigen Vorsitzenden Henning Schützendorf und den Pädagogen Werner Stenger, dessen Leitung integrativer Kinderfreizeiten Maßstäbe gesetzt hat.