Porzer demonstrierenEltern wollen Grundschule an der Haupstraße behalten
- Demonstration vor dem Kölner Rathaus – Stadtentwicklungsausschuss verschiebt Abstimmung
Köln-Porz – Stimmung machen für die Grundschule in Porz Mitte – das wollten die Protestierer vor dem Rathaus in der Kölner Innenstadt. Mit Trommeln und großen Transparenten hatten sich Elternvertreter, Lehrer und Mitglieder des Porzer Bündnisses Porz-Mitte auf dem Theo-Burauen-Platz aufgestellt. Ihr Ziel: Die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses davon zu überzeugen, die Grundschule und benachbarte Carl-Stamitz-Musikschule an ihrem heutigen Standort an der Hauptstraße zu belassen.
Während die Porzer Abordnung auf dem Platz lautstark für ihre Forderungen trommelte, tagte das Gremium im ersten Stock des Spanischen Baus des Rathauses. Auf der Tagesordnung ein Antrag, der eine Verlagerung der beiden Schulen auf ein Grundstück an der Glashüttenstraße vorschlägt. „Wir wollen noch einmal bekräftigen, dass wir für einen Verbleib am jetzigen Standort sind“, sagte Norbert Laslo aus dem Elternbeirat der Schule.
Hintergrund ist die Situation der Grundschule. Das Gebäude, das zu weiten Teilen aus den 1920er Jahren stammt, ist stark sanierungsbedürftig. Die Heizung lässt sich kaum noch regulieren oder fällt ganz aus. Zudem zieht es durch Fenster und Türen, wegen der Einfachverglasung dringen der Lärm von der Hauptstraße und im Sommer die Sonnenhitze ungehindert in die Räume ein – also ist es oft laut und stickig. Der Putz bröckelt von den Wänden und die Farbe blättert ab. In den Außentoiletten stinkt es bestialisch und die Turnhallendecke ist nur notdürftig mit Plastikplanen abgehängt. Die Liste der Mängel ließe sich noch fortsetzen.
Doch seit Jahren ist nichts unternommen worden, um den Zustand zu verbessern. Der Grund: Das alte Schulgebäude soll durch einen Neubau ersetzt werden. Also wird praktisch nicht mehr in die Instandsetzung investiert. Allerdings ist nicht entschieden, wohin die neue Schule soll. Es gibt Überlegungen, die Schule an einem anderen Standort zu errichten – eben an der Glashüttenstraße.
Eltern, Kinder und Lehrer fordern aber entschieden einen Verbleib an der Hauptstraße, dort besteht auch eine gute Zusammenarbeit mit der benachbarten Carl-Stamitz-Musikschule. „Es gibt ein klares Votum der Bürger zum Verbleib der Grund- und Musikschule am jetzigen Standort, das haben zwei Bürgerbeteiligungen ergeben“, sagt Kathinka Steinhof, stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft.
Antrag ohne Abstimmung verschoben
Trotzdem gibt es immer noch politische Bestrebungen für einen Umzug. Auch wenn schon vor der aktuellen Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses klar war, dass der betreffende Antrag ohne Abstimmung in die nächste Sitzung geschoben wird, wollten die Bürger für ihr Anliegen werben – denn die Politiker sind sich nicht einig. Weder im Rat noch in der Porzer Bezirksvertretung.
Vor allem CDU und Grüne in der Bezirksvertretung bevorzugten bis jetzt einen Umzug. „Wir müssen denn ganzen Ort im Blick haben und die Grundstücke bestmöglich nutzen“, argumentiert Werner Marx, CDU-Fraktionschef. Er könnte sich neue Wohnungen und Gewerbe an dem heutigen Schulstandort vorstellen. „Porz ist zurzeit weitgehend nur eine Schlafstadt, mit mehr Gewerbe auf dem heutigen Schulgrundstück könnten wir das ändern“, sagt Marx.
Die Porzer SPD-Fraktion sieht das ganz anders. Sie setzt sich vehement für den Erhalt des Standortes an der Hauptstraße ein. „Am aktuellen Standort ist der Verbund von Grundschule und Musikschule deutlich besser und einfacher zu erhalten“, argumentiert Lutz Tempel, stellvertretender SPD-Fraktionschef. Bei einer Verlagerung an die Glashüttenstraße sei einfach zu wenig Platz für die beiden Institutionen. Das befürchtet auch Annette Schwirten vom Förderverein der Carl-Stamitz-Musikschule.
An der Schule werden momentan rund 1500 Schüler unterrichtet. „Bei einer Verlagerung würde die Musikschule mit Sicherheit um fast die Hälfte schrumpfen“, ist sich Schwirten sicher. Deshalb kämpft auch sie für einen Verbleib beider Institutionen am jetzigen Standort.
Aussagen der Kölner Verwaltung bezweifelt
Auf einer Podiumsdiskussion in der Schulturnhalle Ende April hatte die Verwaltung zuletzt in Aussicht gestellt, bis 2020 ein Ausweichquartier auf dem Schulgrundstück errichten zu können. Anschließend könne dann die alte Schule abgerissen und an gleicher Stelle neu aufgebaut werden. „Wenn dieser Zeitplan wirklich eingehalten wird, wäre das durchaus wünschenswert“ räumt Marx ein. Allerdings bezweifle er diese Aussagen der Verwaltung. „Schon oft sind Versprechungen nicht eingehalten worden“, so der CDU-Politiker.
Deshalb warte man auf eine schriftliche Stellungnahme der Verwaltung zu den angekündigten Neubaumaßnahmen. „Wie lange sollen die betroffenen Kinder, Eltern und Schüler denn noch auf eine Entscheidung warten?“, empört sich der SPD-Fraktionsvorsitzende Simon Bujanowski. Für ihn liegen alle Fakten auf dem Tisch – und die sprechen für einen Verbleib, meint Bujanowski. Fakt ist allerdings: Die Entscheidung ist erneut verschoben worden.