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Paten gesuchtPorzer Landwirte richten für Insekten ein Speisezimmer ein

Lesezeit 4 Minuten
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Sonnenblumen, Malven und Kornblumen auf einem Blühstreifen in Libur bieten  Nahrung für Insekten. 

Porz – Die Getreideernte auf den Feldern im Langeler Rheinbogen ist eingefahren, nur die Zuckerrüben und der Mais schmachten noch unter der brennenden Sommersonne. Neben den Äckern aber grünt und blüht es vielerorts, dass es eine Freude ist – für die Augen der Menschen und fürs Überleben zahlreicher Bienen- und Schmetterlingsarten sowie weiterer Insekten. Das groß angelegte Blühstreifen-Projekt, das Porzer Landwirte im Arbeitskreis „Drüber und Drunter“ verwirklicht haben, siedelte an zahlreichen Randstreifen der Felder bunte Abwechslung an.Im Frühjahr ausgesät, haben sich die eigens für diese Gegend zusammengestellten Saatmischungen meist gut entwickelt. Die weißen Buchweizenrispen oder leuchtend orangefarbige Ringelblumen hatten bereits ihre Blütezeit.

Alles für den Artenschutz

Derzeit recken Sonnenblumen, Malven und die letzten Kornblumen ihre Blütenköpfe ins Licht. Für die Augen- und Bienenweide sind sämtliche Liburer Landwirte und weitere im Arbeitskreis Drüber und Drunter engagierte Kollegen verantwortlich. Die Landwirte Marcus und Matthias Becker, Bernd Bulich, Wilfred Engels, Thomas Müller, Franz-Josef Schoch, Gottfried Schulte und Peter Wermes übernahmen das finanzielle Risiko des Projekts und wurden im Sinne des Artenschutzes tätig.

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Mancherorts – hier in Lind – hat die Melde, ein gefürchtetes Unkraut, fast alle anderen Pflanzen verdrängt.

Das ist schließlich eines der Ziele, die der Arbeitskreis Drüber und Drunter in Kooperation von Landwirten und Trinkwassererzeugern verfolgt. Bei der Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln sollen Böden und Grundwasser geschont werden. Auch der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln wird darauf abgestimmt und die Naturvielfalt soll soweit wie möglich erhalten und gefördert werden.

Blühendes, duftendes Insektenspeisezimmer

Nachdem schon im Vorjahr naturschutzinteressierte Menschen im Rhein-Sieg-Kreis eingeladen waren, sich mit dem Erwerb von Zertifikaten für neue Blühstreifen auch selbst am Naturschutz vor der eigenen Haustür zu beteiligen, wurde das Projekt in diesem Jahr auf Köln ausgeweitet. Der Bürgerverein Libur, der Feuerwehrverein Libur und die Katholische Kirchengemeinde Christus König sagten gleich finanzielle Unterstützung zu, während Landwirte aus Libur und Zündorf Flächen für die blühenden und duftenden Insekten-Speisezimmer zur Verfügung stellten.

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Vielfältiges Insektenleben ist gut für den Naturschutz und sichert gute Erträge, sagt Landwirt Bernd Bulich.

An mehreren Stationen wurden in diesem ersten Jahr des Projekts bereits etwa 300 Zertifikate verkauft, mit denen Naturfreunde für nur je zehn Euro einen zehn Quadratmeter großen Blühstreifen-Abschnitt finanzieren konnten. Die Landwirte verdoppelten die Fläche. „Es hätten noch sechsmal mehr Zertifikate verkauft werden können“, sagt Jürgen Lowis, Pressesprecher von Drüber und Drunter. „Die gute Aktion muss sich vielleicht erst noch stärker herumsprechen.“

Ohne Insektenleben geht nichts

Die Landwirte von Drüber und Drunter, die sich für Umwelt- und gewässerschonenden Ackerbau ins Zeug legen, haben aber trotz der verhaltenen Beteiligung aus der Bevölkerung wie geplant auf 14 Flächen insgesamt 34000 Quadratmeter Blütenvielfalt gesät. Sie haben damit ein vielfältiges Insektenleben gefördert. „Das ist unverzichtbar für den Natur- und Gewässerschutz und sichert gute Erträge“, wie Landwirt Bernd Bulich, Vorsitzender des Arbeitskreises, bei der Aussaat der hochpreisigen Blühmischung im Frühjahr betonte. Auch Martin Kaupe vom Unternehmen Rhein-Energie, das sich als Mitglied bei Drüber und Drunter engagiert, begrüßt das Projekt als Beitrag zu einem guten Umgang mit der Natur und damit zum Grundwasserschutz.

„Mit dem Blühstreifenprojekt sprechen wir die vielen Menschen an, die auf den Wirtschaftswegen spazieren gehen oder radfahren und die Natur genießen. Sie alle können sich mit wenige Aufwand für die Vielfalt engagieren“, wirbt Lowis um weitere Paten. Im nächsten Jahr wird das Projekt fortgeführt.

"Unkraut" sagt man nicht mehr

Die bisherigen Paten wurden jetzt schon über die Entwicklung „ihrer“ Blühstreifen informiert und eingeladen, sich die Flächen selbst anzusehen. Was aus dem Saatgut geworden ist, dürfte manchen Spender erstaunen. Manche Flächen haben sich prächtig bunt entwickelt und über Monate hinweg immer neue, andere Blüten hervorgebracht. Andernorts konnten sich die Blumen weniger gut behaupten – da haben sich Disteln oder Melden bereitgemacht. Diese „Beikräuter“, wie Unkräuter aktuell genannt werden, haben eine enorm hohe Samenbildungsrate und verdrängen erfolgreich zartere Gewächse, die eigentlich mit ihrer bunten Pracht dort leuchten sollten. Wenngleich die von Melden okkupierten Blühstreifen für die Augen von Spaziergängern wenig hergeben, sind sie dennoch ein Teil des Erfolges. Wie Lowis betont, sind auch Melden wertvolle Nahrungspflanzen beispielsweise für diverse Schmetterlingsarten.

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