1. Schüler und Lehrer gegen Schulumzug - Kritik an fehlender Instandsetzung und Planungsunsicherheit

Köln-Porz – Mit Trillerpfeifen, Rasseln und Töpfen bewaffnet zogen die Schüler der Gemeinschaftsgrundschule Hauptstraße durch die Porzer Fußgängerzone bis vor das Bezirksrathaus. Die über zweihundert Kinder schrien auf ihrem Marsch lauthals: "Wir sind laut, weil man uns die Schule klaut." Grund für den Protestmarsch ist der desolate Zustand der Schule, der sich seit Jahren nicht geändert hat. Am Bezirksrathaus angekommen hörte sich Bürgeramtsleiter Norbert Becker die Klagen der Kinder und Eltern an.

Die Heizung lässt sich kaum noch regulieren oder sorgt zeitweise gar nicht mehr für Wärme. So auch vor einigen Wochen, als deswegen der Unterricht zwei Tage ausgefallen ist. Zudem zieht es durch Fenster und Türen, wegen der Einfachverglasung dringen der Lärm von der Hauptstraße und im Sommer die Sonnenhitze ungehindert in die Räume - oft ist es laut und stickig. Der Putz bröckelt von den Wänden und die Farbe blättert ab. In den Außentoiletten stinkt es bestialisch und die Turnhallendecke ist nur notdürftig mit Plastikplanen abgedeckt.

Die Liste der Mängel ließe sich fortsetzen. Doch seit Jahren ist nichts unternommen worden, um den Zustand zu verbessern. Der Grund: das alte Schulgebäude soll durch einen Neubau ersetzt werden. Also wird seitens der Stadt praktisch nichts mehr in die Instandsetzung investiert. Allerdings ist noch nicht entschieden, wohin die neue Schule kommen soll. Es gibt Überlegungen, die Schule an einem anderen Standort neu zu errichten.

Eltern, Kinder und Lehrer fordern aber entschieden einen Verbleib an der Hauptstraße, dort gibt es auch eine gute Zusammenarbeit mit der benachbarten Carl-Stamitz-Musikschule. „Es gibt ein klares Votum der Bürger zum Verbleib der Grund- und Musikschule am jetzigen Standort, das haben zwei Bürgerbeteiligungen ergeben“, sagt Kathinka Steinhof, stellvertretende Vorsitzende der Schulpflegschaft. Trotzdem würden immer neue Machbarkeitsstudien und Überlegungen für einen Umzug angestellt, die den Neubau unnötig verzögerten.

Vor allem CDU und Grüne in der Bezirksvertretung bevorzugten bis jetzt einen Umzug. „Das geht zu Lasten unserer Kinder“, klagt Elternvertreterin Andrea Ring. Deshalb haben die Eltern den Protestmarsch der Kinder mit ihren Lehrern organisiert, um Druck auf die Politiker auszuüben. Es müsse endlich eine Entscheidung her. Auch Schulleiter Uwe Eckey unterstütz den Protest. „Wir brauchen dringend wieder eine funktionsfähige Schule“, fordert der Pädagoge.

Seit Eckey 2006 die Schule übernommen hat, ist er in Warteposition. Neubauüberlegungen habe es schon vor seinem Amtsantritt gegeben, weiß der Schulleiter. Das Gebäude, dessen älteste Teile wohl aus den 1920er Jahren stammen, habe durchaus Charme. „Aber technisch kann die Schule keine zehn Jahre mehr betrieben werden“, ist er überzeugt.

Ein Jahrzehnt bis zum Neubau

Ein Jahrzehnt könnte es aber bis zum Neubau noch dauern, fürchtet Eckey. Dazu erklärt Stadtsprecher Jürgen Müllenberg: „Ziel der Gebäudewirtschaft ist es, die Schule Porz-Mitte an ihrem jetzigen Standort zu erhalten und neu zu bauen, sobald das benachbarte Berufskolleg auf den noch zu errichtenden Campus Deutz umgezogen ist. Das könnte eventuell auch schon früher geschehen, da das Gelände groß genug ist, das Berufskolleg, die Grundschule sowie eine Interimslösung in Modulbauweise vorübergehend gleichzeitig zu beherbergen.“

Bis zum Neubau werde die Stadt kleinere Instandhaltungsmaßnahmen unverzüglich durchführen. „Die Schule ist nicht baufällig, jedoch in einem schlechten baulichen Zustand“, lautet die Einschätzung der Stadt.

Zur Schule

Die GGS Hauptstraße besuchen rund 230 Schüler. Die Gemeinschaftsgrundschule wird dreizügig geführt. In Kooperation mit der benachbarten Carl-Stamitz-Musikschule werden unter andrem spezielle Streicherklassen angeboten. Die Grundschule besteht an dem Standort an der Hauptstraße 423 seit den 1950er Jahren. Doch schon zuvor gab es eine Schule an gleicher Stelle, die ältesten Gebäudeteile stammen aus den 1920er Jahren