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Schrebergärten in Ensen-WesthofenHundehaare gegen die Maulwurfplage

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Gretl Wagenhals geniest die ersten Sonnenstrahlen.

Ensen-Westhoven – Spätestens als die Stadt Anfang April in den Schrebergärten wieder das Wasser stellte, hat die Gartensaison begonnen. Die Kleingärtner haben wieder die Ärmel aufgekrempelt und Spaten und Harken in die Hände genommen. „Wir müssen die Hecken und Bäume schneiden, Unkraut jäten und die Beete für die Aussaat vorbereiten“, sagt Jörg Weidenbach, Vorsitzender des Kleingärtnervereins Westhovener Aue. 122 Parzellen von im Schnitt 300 Quadratmetern Größe warten hier seit Ende Oktober darauf, wieder beharkt, umgepflügt, gedüngt und bepflanzt zu werden.

Auch Mäuse und Maulwürfe stehen zu Beginn der Saison wieder parat. Schrebergärtner wie Norbert Müller mögen das gar nicht. Er ist gegen die Maulwurf- und Mäuse-Invasion in seinem Kleingarten mit Hundehaaren vorgegangen. „Ich habe Hundehaare in die Maulwurf-Löcher gestopft und schwupps waren die weg“, sagt der Vorsitzende der städtischen Kleingartenanlage Porzer Ring in Westhoven. Marita Klausmann probierte es dagegen ebenso erfolgreich mit Hornspänen. „Wo ich die ausgestreut habe, haben sich die Maulwürfe verzogen.“

Bundeskleingartengesetz

In den städtischen Anlagen und auch in denen der Bahn-Landwirtschaft gilt das Bundeskleingartengesetz, das laut Weidenbach noch von „anno pief“ stammt. Demnach dürfen die Hecken nicht höher als 1,25 Meter sein, die Häuser nicht größer als 24 Quadratmeter, und ein Drittel der Gartenfläche muss ein Nutzgarten sein. Hier werden etwa Kartoffeln, Gemüse oder Kräuter angebaut. Ein hundertprozentiger Selbstversorger könne ein Kleingärtner aber nicht werden. „Es ist und bleibt ein Hobby“, sagt Marita Klausmann, die in ihrem Nutzbereich neben Kartoffeln auch Mohrrüben, Salat, Bohnen, Kohlrabi, Tomaten und Erbsen anbaut und sogar ein Hochbeet angelegt hat. „Hochbeete sind der Renner der Saison“, weiß Weidenbach. Sie seien schonend für den Rücken, alles wachse schneller, und die Pflanzen würden größer. Marita Klausmann pflichtet ihm bei: „In einem Hochbeet sind die Pflanzen näher an der Sonne. Ein halber Meter macht da schon einen deutlichen Unterschied für das Wachstum aus.“

Von Hochbeeten hält Reinhold Tadowski, Pächter in der Bundesbahn-Kleingartenanlage Adelenhütte dagegen gar nicht viel. „Das ist doch nur Spielerei“, sagt er. Wer denke, er würde seinen Rücken schonen, der habe das Unkraut am Fuße des Hochbeetes übersehen. „Dafür muss man sich doch auch bücken“, sagt der gelernte Landschaftsgärtner. Tadowski lässt in seinem Garten sogar Wein wachsen. „Ich keltere den Wein zwar nicht, mache aber aus den Trauben besonders leckere Marmelade.“ Gleich gegenüber von Tadowskis Garten zeigt Gretl Wagenhals, dass ein Schrebergarten nicht nur für Arbeit sorgt, sondern auch der Entspannung dient: Genüsslich genießt sie in ihrem Gartenstuhl die Sonne.

In Marita Klausmanns Garten gibt es unterdessen zwar keinen Wein, dafür aber viel Fläche für Blumen und Rasen, auf dem auch Gänseblümchen und Löwenzahn wachsen dürfen. Für sie gibt es nämlich kein Unkraut, dessen Vernichtung für Norbert Müller aber zu den Hauptaufgaben des Kleingärtners gehört. In der von ihm geleiteten Kleingartenanlage in der Nähe der Forensik müssen die 96 Kleingärtner auch die allgemeinen Wege, das Blumen-Rondell in der Mitte der Anlage und den Kinderspielplatz in Ordnung halten. Dort steht auch noch eine alte Telefonzelle. Die möchte die Stadt haben, sagt Möller. „Als Gegenleistung muss sie aber einen Pflanzen-Lehrpfad für die Kinder anlegen.“

Hans-Georg Möllers vom Vorstand der Kleingartenanlage Porzer Ring empfiehlt den Gärtnern, sich nach dem Mondkalender zu richten. „Die Pflanzzeit beginnt dann später, aber dafür gibt es weniger Ausfall durch Frost.“ Trotz des Bundeskleingartengesetzes bleibt also ein ziemlich großer Spielraum für die Interessen der Pächter. Jeder kann selber entscheiden, ob er sich zwischen Kartoffeln und Blumenkohl wohlfühlt, lieber auf einem kurz geschorenen Rasen liegt, Löwenzahn als Unkraut sieht oder ihn im Salat bevorzugt. Das Vergnügen, seine Kartoffeln selber anzubauen, kostet etwa 350 Euro Pacht im Jahr. In Kleingartenanlagen wie der am Porzer Ring wird dafür auch mehrmals im Jahr gefeiert. Und das bis spät in die Nacht, denn ein Pächter dürfe in seiner Laube auch an drei bis vier Wochenenden im Jahr übernachten, sagt Möllers.