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Selbst gemachtDie neue Lust am Nähen

Lesezeit 3 Minuten

Germaine Reykowski hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und betreibt einen Stoffladen an der Frankfurter Straße.

Wahn – Nähen ist nur etwas für Großeltern. Diese Erkenntnis ist überholt. Das Hobby hat in jüngster Zeit viele Freunde gefunden – vor allem junge Menschen sind begeistert. Germaine Reykowski, Besitzerin des Stoffladens „Die Schatzkiste“, kann das bestätigen. „In den vergangenen Jahren hat sich ein richtiger Trend entwickelt“, berichtet sie. „Zu uns kommen momentan viele Anfänger oder Wiedereinsteiger, die Kleidung oder Accessoires selber nähen wollen.“

Sogar Grundschüler zeigten schon Interesse, sogar ein eigens für Kinder produziertes Nähbuch sei erschienen. Es sei so gut angekommen, dass es ausverkauft ist und der Verlag eine neue Auflage herausbringen muss.

Näh-Leidenschaft zum Beruf gemacht

Seit anderthalb Jahren bietet Reykowski mehr als 1500 verschiedene Stoffe in ihrem Laden mit Online-Shop an. Davor führte sie nur einige Meter entfernt einen Spielwarenladen, doch der rentierte sich nicht mehr. Die Online-Konkurrenz war einfach zu groß geworden. „Zu uns kommen viele Kunden sehr gezielt, weil sie von uns im Internet gelesen oder von Freunden gehört haben, dass wir existieren“, sagt Reykowski, die selbst Hobby-Näherin ist und diese Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.

Es ist ein Nischengeschäft, das weiß Reykowski nur zu gut, weshalb sie auch ohne den Online-Versand von Stoffen nicht überleben könnte. Zum Glück fänden immer mehr Leute zu diesem farbenfrohen Hobby. „Es bietet viele Möglichkeiten, kreativ zu sein. Und wer einen selbst genähten Rock trägt, erhält viel Anerkennung“, so Reykowski. „Das bringt den Menschen richtige Erfolgserlebnisse.“ Ob gemustert, unifarben, Jersey- oder Frotteestoffe: Germaine Reykowski bietet für jeden Geschmack etwas an, auch für diejenigen, die auf ökologische Nachhaltigkeit Wert legen. „Zu Anfang gab es sehr wenige Hersteller, die Ökostoffe anboten, doch es werden immer mehr“, sagt Reykowski, die insgesamt vier Mitarbeiterinnen beschäftigt. „Uns ist Qualität sehr wichtig, und wir fänden es toll, wenn wir nur noch Ökostoffe verkaufen könnten, aber das rentiert sich noch nicht.“

Pro Kurs ein fertiges Stück

Doch Germaine Reykowski bietet nicht nur Stoffbahnen in ihrem Laden an. Aus über 500 Zierbändern können Kunden auswählen, um ihre Taschen, Kissen oder Kleidung zu dekorieren. Ein weiteres Angebot der „Schatzkiste“ sind die Projektkurse. Am Ende jedes Kurses halten die Teilnehmer ein fertiges Stück in den Händen, je nach Thema des Kurses ist es ein Rock, ein Shirt oder ein Täschchen. „Unsere Kunden haben uns auf die Idee gebracht, die Kurse anzubieten“, so Reykowski. „Wir können den Teilnehmern dabei in Ruhe Einzelheiten erklären.“

So nimmt auch Christiane Sander aus Ensen-Westhoven mit ihrer Schwägerin Kirsten Hundhausen an einem abendlichen „Nachteulen“-Kurs teil. „Zum Geburtstag habe ich mir eine Nähmaschine gewünscht, und jetzt möchte ich natürlich wissen, wie ich damit umgehe“, erzählt Sander begeistert. In gemütlicher Atmosphäre erklären Reykowski und ihre Kollegin Judith Weingarten, wie ein Kissen genäht wird.

Geduldig zeigt Reykowski ihr, wie sie den Stoff abmisst und zuschneidet. „Anfangs trauen sich viele nicht, etwa einen Reißverschluss einzunähen“, so Reykowski. „Doch am Ende merken alle, dass es gar nicht so schwer ist und sind stolz auf das, was sie mit eigenen Händen geschaffen haben.“