AboAbonnieren

Verkehrsübungsplatz PollWiderstand gegen ein Festivalgelände formiert sich

Lesezeit 3 Minuten

Leere auf einem tristen Brache: Die Nutzung des Verkehrsübungsplatzes als Festivalgelände ist umstritten.

Poll – Der Vorschlag sei eine „Schnapsidee“ und „realitätsfern“. Die Idee der Grünen, der Poller Verkehrsübungsplatz könnte eine Alternative zum Festivalgelände auf den Jahnwiesen sein, ist bei den Porzer Politikern weitgehend auf Ablehnung gestoßen. Auch der Bürgerverein Poll hat sich einstimmig dagegen ausgesprochen. In der heutigen Ratssitzung soll über einen Prüfantrag diskutiert werden, welche alternativen Standorte es zu den Jahnwiesen geben könne.

Sowohl die SPD als auch die CDU vermuten, dass die Poller Straßen nicht aufnahmefähig genug sind für 90 000 anreisende Zuschauer bei Großkonzerten. „Solche Menschenmassen können weder nach Poll rein-, noch wieder rauskommen, ohne dass Chaos entsteht“, mahnt der SPD-Fraktionsvorsitzende Simon Bujanowski. Er erinnert zudem daran, dass der Verkehr bereits beim Samstags-Flohmarkt auf dem Verkehrsübungsplatz regelmäßig zusammen gebrochen sei. Der Vorsitzende des Poller CDU-Ortsvereins Norbert Schmidt sieht das ähnlich. „Bereits heute leidet der Stadtteil unter einer enormen Verkehrsbelastung, vor allem auf der Siegburger Straße, allein durch den Berufs- und Transportverkehr.“ Schmidt sieht außerdem die Ruhe der Anwohner in Gefahr, ebenso wie er der Meinung ist, dass man über die Totenruhe diskutieren müsse, da das potenzielle Festivalgelände in unmittelbarer Nähe zum Deutzer Friedhof liegt. „Für uns als christlich geprägte Partei ist es nicht vorstellbar, dass Rockkonzerte in der Nachbarschaft zu den Gräbern unserer Eltern und Großeltern stattfinden sollen.“

Die Mitglieder des Poller Bürgervereins stellen sich diese Fragen ebenfalls. Die Vorsitzende Ute Ahn gibt zu bedenken, dass ein solches Festivalgelände eine enorme Lärmbelastung für die Anwohner bedeutet: „Der Schall wird über ganz Poll getragen“, sagt Ahn. Außerdem sei es unverantwortlich, wenn für die Nutzung Grünflächen wegfallen müssten, etwa an der Ecke der Straßen Am Altenberger Kreuz/Am Grauen Stein oder die Kleingartenanlage. „Die Grünflächen sind kleine Biotope“, erläutert die Vorsitzende des Bürgervereins.

Ahn stellt allerdings klar, dass sie sich nicht generell neuen Lösungen verschließen will. „Wir Poller sind aufgeschlossen gegenüber Veranstaltungsorten. Immerhin haben wir die Poller Wiesen, die besonders im Frühjahr und Sommer hoch frequentiert werden. Da ist jedes Wochenende etwas los“, sagt Ahn. „Es geht einfach um lokale Probleme mit dem örtlichen Zubringer und der Auslastung unserer Straßen.“

Für den Fraktionsvorsitzenden der Grünen in der Bezirksvertretung, Dieter Redlin, sind die Reaktionen seiner Kollegen völlig unverständlich. „Die Jahnwiesen liegen ebenfalls direkt an einem Wohngebiet, und es ist klar, dass wir einen Ersatzort brauchen“, gibt Redlin zu Bedenken. „Parkprobleme oder einen besseren Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel: Das ist alles planbar.“ Dass sich die Parteien bereits im Vorfeld den Überlegungen verstellen, könne er nicht nachvollziehen. „Sie handeln nach dem Sankt-Florians-Prinzip und lehnen diese Alternative von vorne herein ab. Es ist aber klar, dass Köln einen weiteren Veranstaltungsort braucht.“