Die Wahner Piraten, entstanden aus einem Kegelclub, feiern drei Jahrzehnte im Porzer Karneval und sind bekannt für ihr Schiff „Osborne“.
Highlight im ZugVon Kegelclub zu Seeräubern – Wahner Piraten feiern Jubiläum
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Die Wahner Piraten aus Köln-Porz feiern ihr 30-jähriges Bestehen.
Copyright: Marius Fuhrmann
Die „Osborne“ biegt auf die Zugstrecke ein, die Musik schwillt an, der Kunstnebel wabert den Jecken entgegen – und die hüpfenden Seeräuber bringen ihr Schiff zum Wackeln. Seit 30 Jahren sind die Wahner Piraten ein Highlight für die Jecken am Rand des Porzer und Wahner Zugs. In diesem Jahr feiert der etwas anderes Karnevalsverein Jubiläum – und denkt zurück an die erste Teilnahme vor 30 Jahren.
Eine Woche noch bis zum Zug durch Wahn. Die Piraten, alle in zivil, beladen ihr Schiff, die „Osborne“. Doch sie wollen nicht rauben, sondern Kamelle unter die Jecken am Straßenrand bringen. Die Gruppe besteht aktuell aus 16 Mitgliedern, ausschließlich Männern.
Vom Kegelclub zu Piraten
„Wir sind ursprünglich aus einem kleinen Kegelclub hervorgegangen“, schildert Torsten Schmidt, der seit 1992 dabei ist. „Irgendwann haben wir beschlossen, dass wir mal im Wahner Zug mitgehen wollten, dafür brauchten wir ein Motto: Und seit 1995 sind wir als Piraten unterwegs“, sagt er. Da Freibeuter ohne Schiff so authentisch sind wie Jecke ohne gute Laune, baute sich die Gruppe ein Schiff und benannte es nach ihrem Lieblingsschnaps.
„2001 war das erste Modell hinüber und wir haben den Wagen komplett neu gebaut. Geholfen hat uns da eine Werft aus Niederkassel, weil das Metall gebogen werden musste. Wir haben den Rumpf dann mit Holz verkleidet – es hält seit fast 25 Jahren“, sagt Schmidt. Eigentlich heißt das Schiff deswegen „Osborne II“. Herzstück ist der Mast samt Ausguck – in dem ein Skelett sitzt – und Takelage.
Er ist kippbar und wird vor Unterführungen und Bäumen eingeholt. „Das machen wir auch während des Zugs regelmäßig“, sagt Schmidt. „Anfangs haben die traditionellen Karnevalisten die Nase gerümpft. Wir waren die ersten mit fetter Anlage, spielen auch Sachen von ACDC.“ Mittlerweile sei die Gruppe jedoch Bestandteil des Festausschusses Porzer Karneval – auch wenn sie bis heute keine Sitzungen ausrichte.
„Wir veranstalten einmal im Jahr ein Piratenfest, hauptsächlich, um Geld für das Wurfmaterial auf den beiden Zügen zu sammeln“, schildert Schmidt. Außerdem unterstütze der Verein soziale Projekte, etwa das Hospiz Urbach, dem er mit der „Osborne“ einen Besuch abstatte.
„Wir kommen alle aus Wahnheide, Grengel oder Niederkassel. Vieles läuft über das Dorfnetzwerk, durch die Infrastruktur werden viele Dinge leichter.“ Nur selten nähmen die Piraten ein neues Mitglied auf und das auch nur einstimmig. „Das ist so ein Ding unter Freunden. Unsere Frauen und Kinder fahren auch nicht mit. Wir pflegen auch nicht so die Nachwuchsarbeit: Wenn unsere Kinder eines Tages Lust haben, das weiterzuführen, ist das schön. Wenn nicht, geht die Osborne mit uns unter“, sagt Schmidt.
„Wir sind für viele Leute das Highlight des Zugs“, sagt Pirat Thomas Lippert. „Wenn wir auf die Straße einbiegen, tut sich immer eine Lücke auf, weil der Wagen nicht so schnell um die Kurve kommt. Da guckst du auf die Straße, alle gucken dich an, fangen an zu springen, das ist ein tolles Gefühl“, schwärmt er. „Wir sind ein wilder Haufen mit tollen Typen. Es war nicht ganz einfach, die Leute so lange zusammen zu halten. Die Kunst ist, dass die Leute Bock aufeinander haben – wenn wir zusammen sind, haben wir Spaß.“