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Bei Landesmeisterschaften erfolgreichVerein in Wahnheide führt Kinder an Bogensport heran

Lesezeit 3 Minuten
Kinder stehen in einer Reihe und schießt mit Pfeil und Bogen.

Kinder von sechs Jahren an, üben das Bogenschießen und lernen dabei, innere Ruhe herzustellen. Die Vereinsjugend hat es schon bis zur Vize-Landesmeisterschaft gebracht.

Kinder üben beim Bogensport neben Treffsicherheit auch Teamgeist und Beharrlichkeit. Der meditative Effekt zieht auch Eltern in den Bann.

Ganz ruhig hebt die Schützin den Bogen, kontrolliert ihren Stand, legt den Pfeil auf die Halterung, spannt mit drei Fingern die Sehne, visiert das Ziel an und löst die Finger. Der Pfeil bohrt sich in den Schaumstoff auf dem Zielbrett, nahe bei ihren zuvor schon geschossenen Pfeilen.

Rabia lächelt zufrieden, ehe sie den nächsten Carbonpfeil aus dem Köcher zieht. Ohne jede Hast, als praktiziere sie das seit vielen Jahren so. Dabei ist die kleine Bogenschützin im Verein „Bogenflüsterer“ in Wahnheide gerade erst sechs Jahre alt.

Es zählt zu den Besonderheiten dieses zwölf Jahre alten Vereins, dass hier schon Kinder im Grundschulalter mit dem Bogen trainieren können, und die Vereinsvorsitzende Rebecca Nikelis freut sich sehr über das Interesse der Kleinen.

Beim Bogensport komme es auf Konzentration, eine sehr bewusste Körperhaltung und das Zusammenspiel unterschiedlichster Muskelgruppen an. „Und nicht zuletzt üben sich die Kinder in Geduld, Beharrlichkeit, Teamgeist und Disziplin“, führt Nikelis aus – was auch günstige Auswirkungen auf Schule und Alltag haben könne.

Die Pfeile fliegen nur auf Kommando

Disziplin ist freilich unverzichtbar, wenn ein halbes Dutzend Kinder in einer Reihe stehen und je nach Alter auf unterschiedlich weit entfernte Scheiben zielen. Sicherheit ist oberstes Gebot, deshalb müssen die Mädchen und Jungen die Kommandos wie im Schlaf beherrschen. Ehe Trainerin Rebecca „Bogen hoch“ sagt, müssen die Sportgeräte ausnahmslos auf ihren Halterungen am Boden liegenbleiben, und erst bei „Feuer frei“ dürfen Pfeile fliegen. Auch das stets gemeinsame Zurückholen der Pfeile geschieht nie ohne entsprechendes Kommando.

„Es tut den Kindern gut, sich in punktueller Konzentration zu üben und zu spüren, wie sie umso besser werden, je mehr Ruhe einkehrt“, beschreibt Nikelis, die Trainerlizenzen sowohl beim Deutschen Bogensportverband als auch beim Deutschen Schützenbund erworben hat. Dieses bewusste Herunterkommen einzuüben, beeindruckt auch die Eltern der kleinen Schützinnen und Schützen. Nicht wenige von ihnen sind durch das Vorbild ihrer Kinder selbst zum Bogensport gekommen.

Bogenflüsterer nutzen Gelände an der Schützenstraße in Porz-Wahnheide

Den Verein haben Rebecca Nikelis, Jörg Rentzing und weitere Aktive gegründet, um schon Kindern im Grundschulalter diesen Sport anzubieten. Bei den meisten Bogensport-Vereinen werden dagegen erst Mädchen und Jungen ab etwa zwölf Jahren zugelassen.

Die Bogenflüsterer-Kinder werden nicht nur am Bogen angewiesen, sondern verbringen einen großen Teil des wöchentlichen Trainings auch mit anderen sportlichen Übungen und Spielen. Dafür ist auf dem Gelände des ehemaligen Verkehrsübungsplatzes an der Schützenstraße viel Platz, im Winter findet das Training in der Turnhalle Kupfergasse statt.

„Dass wir diesen Außenplatz nutzen können, ist ein Glücksfall“, sagt Rebecca Nikelis. Zunächst habe der junge Verein auf einer feuchten Wiese an der Kriegerstraße geübt, wo man oft in Pfützen gestanden habe. Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller hat die Bogenflüsterer bei ihrer Bemühung um den jetzt genutzten Platz sehr unterstützt. Die Erfolge der Kinder und Jugendabteilung können sich sehen lassen: Bei den Landesmeisterschaften des Rheinischen Schützenbundes wurden die zwölfjährige Dilay mit dem Blankbogen und der gleichaltrige Meiko mit dem Compound-Bogen jeweils Vizemeister.

Solche Ziele streben auch Till, Meikos jüngerer Bruder, und Rabia, Dilays kleine Schwester, an. „Ich bin schon viel besser geworden“, sagt die quirlige Erstklässlerin Rabia, die mit dem Bogen in der Hand eine beeindruckende Konzentrationsleistung erreicht. Die Geduld und Lernbereitschaft von Kindern wünscht Trainer Jörg Rentzing auch manchen Erwachsenen. Wenn zum Probetraining manchmal muskelbepackte Männer kämen, die glaubten, schwere Bögen mit großer Zugkraft meistern und tolle Ergebnisse erzielen zu können, sei das ein Irrtum. „Hier ist Muskel-Feinarbeit gefordert und die Fähigkeit, den Alltag loszulassen“, sagt Rentzing. Letztlich gehe es darum, ganz bei sich selbst, dem Pfeil und dem Bogen zu sein.

Bogenfluesterer-ev.de