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Respekt erweisenAlexianer stellen psychiatrisches Klinikgebäude in Porz vor

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Verantwortliche vor dem Neubau

Zur Vorstellung des neuen Gebäudes kamen (v.l.) Bruder Bernhard-Maria, Pflegedienstleiterin Sabine Olbrück, Verwaltungsleiterin Gertrud Jansen, Chefarzt Jens Kuhn, Stiftungskuratoriumsvorsitzender Hartmut Beiker, Bruder Domenikus und Regionalgeschäftsführer Peter Scharfe.

Die Architektur des millionenschweren Gebäudes soll die Genesung der Patienten fördern. Die Genehmigung der Stadt kam in letzter Sekunde.

Immer mehr Menschen benötigen psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung. Die Alexianer Köln-Gesellschaft will dem wachsenden Bedarf mit dem Neubau eines Klinikgebäudes jetzt Rechnung tragen – und ganz nebenher ein Statement gesetzt.

Der Neubau mit 90 Betten ersetzt einen Flügel des Krankenhauses in Ensen-Westhoven, der nicht mehr zeitgemäß war. Das Haus will wertschätzende Bedingungen für das Mitarbeiterteam und für Menschen schaffen, die eine Behandlung in einer schwierigen persönlichen Lage brauchen. Bei einer Festveranstaltung zur Fertigstellung gab es viel Lob für das Engagement der Alexianer, die hier fast 21 Millionen Euro investiert haben.

Köln-Westhoven: Alexianer stellen neues Klinikgebäude vor

Peter Scharfe, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Gesellschaft, ging auf die besondere Architektur des Neubaus ein. Die Raumwahrnehmung sei in der Psychiatrie besonders wichtig. Erwiesenermaßen würden manche Patienten bei Enge aggressiv werden. Mit viel Platz schon im Empfangsbereich, in den Patientenzimmern, Behandlungsräumen und auf den Fluren werde dem entgegengewirkt.

Die Räumlichkeiten im neuen Klinikgebäude zeichnen sich durch Tageslicht, wohnliche Materialien und Farben sowie vor allem durch großzügigen Platz aus.

Die Räumlichkeiten im neuen Klinikgebäude zeichnen sich durch Tageslicht, wohnliche Materialien und Farben sowie vor allem durch großzügigen Platz aus.

Scharfe erinnerte an die Planung des Neubaus seit 2018 und die Erarbeitung einer optimalen Gestaltung in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro BFT Planung. Schwierigkeiten seien unter anderem durch das Bauen während der Corona-Pandemie aufgetreten. Die herausfordernden Abstimmungen mit städtischen Ämtern unter anderem hinsichtlich Gestaltung und Denkmalschutz habe man letztlich gut abgeschlossen. Am Tag vor der Einweihung habe die Stadt endlich die Betriebsgenehmigung übermittelt.

Euthanasie im Nationalsozialismus

Hartmut Beiker, Vorsitzender des Alexianer Stiftungskuratoriums, ging auf die Jahrhunderte alte Tradition der Bruderschaft ein, sich für Menschen am Rande der Gesellschaft zu engagieren. Vor mehr als 450 Jahren haben die Brüder erste Heilanstalten zur Versorgung und seelischen Begleitung der Kranken geschaffen.

Das Krankenhaus in Ensen-Westhoven wurde Anfang des vorigen Jahrhunderts für 250 Patienten eingerichtet und hat seither viele Verbesserungen für psychisch kranke Menschen umgesetzt. Beiker verhehlte aber auch dunkle Kapitel nicht. Zu Zeiten des Nationalsozialismus habe es hier Fälle von Euthanasie gegeben.

Den Entschluss zum Neubau hätten die Alexianer gefasst, um auf Jahrzehnte hinaus eine gute und Versorgung sicherstellen zu können. Als christliches Unternehmen sähen sich die Alexianer moralisch-ethischen Werten im Umgang mit den Erkrankten verpflichtet. „Jeder Mensch ist von Gott geliebt, gewollt und angenommen“, machte Beiker deutlich.

Immer mehr psychische Erkrankungen

Bürgermeister Andreas Wolter sieht im Neubau einen Ort, der Hoffnung vermittelt. Er dankte den Alexianern für ihre Stärke bei der Verwirklichung. „Wer mit der Stadt Köln zusammenarbeitet, der muss stark sein“, sagte der Bürgermeister mit einem Lächeln.

Rudolf Henke, Ehrenpräsident der Ärztekammer Nordrhein, sprach die tiefgreifenden Verbesserungen in der Psychiatrie an, die durch die Arbeit einer Enquetekommission vor mehr als 50 Jahren initiiert worden seien. Dadurch, dass es immer mehr psychische Erkrankungen gebe, die sich in Krankschreibungen und Arbeitsunfähigkeit deutlich niederschlage, sei es notwendig, weitere Therapieplätze zu schaffen.

Patienten müssten seiner Auffassung nach viel Leid und kaum heilbare Verletzungen aufgrund von Umständen ertragen, die sie selbst nicht zu verantworten hätten. Henke nahm die Gesellschaft als Gesamtheit in die Pflicht: „Wir sind es, die bedauern müssen, was wir Menschen antun“, machte er deutlich.

Erste Patienten ziehen nächste Woche ein

Jens Kuhn, Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Alexianer Fachkrankenhauses, stellte die Spezialisierung der drei Stationen vor. Tageslicht, natürliche Materialien und Farben schüfen eine Atmosphäre von Geborgenheit und Zuversicht. Einzigartig in Deutschland sei wohl die Ausstattung mit von Patienten abschließbaren Zimmern in manchen Bereichen des Neubaus. So werde die Privatsphäre geachtet.

Energieeffiziente Kühlsysteme und ein Regenwassermanagement sollen für angenehmes Raumklima sorgen und zum Klimaschutz beitragen. Das wichtigste seien aber die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team, die das Haus erst zu einem genesungsfördernden Ort machten. Die Gäste der Einweihungsfeier, darunter Weihbischof Rolf Steinhäuser, nutzten die Gelegenheit, sich die modernen Stationen anzuschauen. In der kommenden Woche können die ersten Patienten einziehen.