Der Kunsthandwerkermarkt im Bürgerzentrum Engelshof feiert sein 30-jähriges Bestehen. Noch einen Markt will die Veranstalterin organisieren.
„Der Mix gefällt“Veranstalterin des Kunsthandwerkermarkts im Porzer Engelshof sucht Nachfolge
Der 60. Kunsthandwerkermarkt im Engelshof hat wieder etliche Kreative und viel Publikum angelockt. Wie erklären Sie sich den Erfolg der Veranstaltung?
Dagmar Höhne-Heeger: Wenn ich zurückschaue, bin ich selbst erstaunt, dass unsere Märkte, die zweimal im Jahr stattfinden, immer ausgebucht waren und die Warteliste unser ständiger Begleiter war. Nach dem ersten Kunsthandwerkermarkt haben wir nie wieder einen Aussteller anschreiben müssen. Ich denke, den Mix von dem, was angeboten wurde, hat dem Publikum gefallen. Wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hatten einfach Spaß.
Wie begann das alles?
Ich habe die Märkte bis 2019 mit meiner Kollegin Gabriela Heppekausen gemacht. Sie hat zusammen mit einer Freundin genäht, die beiden waren auf Märkte unterwegs und waren oft unzufrieden mit den Veranstaltern. Da ist die Idee geboren, selbst so eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Ich habe zu der Zeit eine PR-Ausbildung gemacht. Als ich die beendet habe, haben wir Nägel mit Köpfen gemacht. Das Problem war nur, eine Location zu finden.
Die Sie dann mit dem Engelshof gefunden haben.
Ja, es war ein Tipp von einer Angestellten im Porzer Rathaus. Dafür noch ein großes Dankeschön. Die sagte: ‚Kennen Sie den Engelshof?‘ Kannten wir nicht. So sind wir hingefahren. Das war 1994. Der Engelshof war gerade aufwendig renoviert worden. Das Tor stand auf. Wir haben uns angeguckt und gesagt: ‚Das machen wir hier.‘
Und hier fing es erst einmal klein an.
Wir hatten einen Saal und 30, 35 Aussteller und sagenhafte 500 Besucher. Wir waren stolz wie Oskar, alles hat gut geklappt. Nur ein Aussteller wirkte nicht ganz so zufrieden. Er sagte, dass er eigentlich gerne auf dem Hof stehen wollte. Da haben wir gesagt, wir probieren es aus. Mit einem zum anderen Mal gab es immer mehr Interessenten für einen Platz auf dem Hof. So ist das gewachsen. Auf 120 Aussteller pro Veranstaltung in mehreren Sälen und im Innenhof. Kunsthandwerker fahren jedes Wochenende durch Deutschland, für Köln wurden wir zur Anlaufstelle.
Und das für manche Kunsthandwerkerin und Kunsthandwerker sehr oft.
Viele Kunsthandwerker stellen seit zehn oder 20 Jahren hier aus, drei hatten schon ihr 25-jähriges Jubiläum. Mit einigen bin ich zusammen alt geworden. Das merkt man, wenn die Kinder und Enkelkinder größer werden.
In 30 Jahren haben Sie bestimmt schon einige Trends erlebt.
Auf jeden Fall. Eine Zeit lang waren Seidentücher sehr gefragt. Da gab es mehrere Anfragen von Ausstellern. Doch mehr als drei wollten wir nicht nehmen. Dann waren die Tücher vorbei und der Schmuck kam. Der Trend hält sich bis jetzt. Ich könnte einen Markt machen nur mit Schmuck. Es gab eine Keramikphase, jetzt ist Kunst wieder gefragt. Ich denke, die Märkte hier im Engelshof kommen gut an, weil die Mischung stimmt. Das lockt Besucher, die nicht nur schauen, sondern auch kaufen.
Welche Produkte haben Ihnen in den Jahren besonders gut gefallen?
Da gibt es sehr viele. Vor etlichen Jahren gab es jemanden, der in Weinflaschen Bilder hatte. Die kamen erst zur Geltung, wenn die Flaschen mit Wasser gefüllt waren. Heutzutage vielleicht nichts Besonderes mehr, damals schon. Ein anderes Beispiel waren besondere Weihnachtskränze. Die hatten beispielsweise ein Motto. Heute sind die überall verbreitet, aber vor zwölf Jahren war ein FC-Kranz was Neues. So was hat hier fast jeder Dritte rausgeschleppt.
Oder eine Goldschmiedin hat eine Technik entwickelt, um Portraits auf Silber aufzubringen. Die Kette Familienbande wird realisiert mit bis zu sieben Fotos auf Silber, und zusätzlich können auf der Rückseite der Feingoldplättchen sieben handgeschriebene Widmungen verewigt werden. Das habe ich nirgendwo so jemals gesehen. Aber es sind auch die Menschen hinter den Produkten, die faszinieren. So hatten wir mal einen blinden Mann, der getöpfert hat. Das hat mich beeindruckt.
Was war Ihr schönstes Erlebnis in den 30 Jahren?
Es gab viele schöne Erlebnisse. Eines war zugleich auch das Schlimmste. Das war voriges Jahr. Da hat es so gestürmt, da sind uns im Hof beinahe die Zelte weggeflogen. Da haben ganz viele untereinander geholfen und angepackt und die Laune hoch gehalten haben, anstatt zu nörgeln.
Sie sprechen von schönen Erfahrungen in den vergangenen 30 Jahren. Dennoch wollen Sie aufhören.
Ich bin natürlich auch 30 Jahre älter geworden, jünger werden nur die Aussteller und unser Publikum. Das soll auch weiterhin ‚ihren‘ Kunsthandwerkermarkt im Engelshof besuchen können. Den Markt im Herbst werde ich noch veranstalten. Aber für 2025 suche ich eine Nachfolge. Es war mir immer eine große Freude, diesen Markt zu organisieren. Ich bedanke mich herzlich bei allen, die zum Erfolg dieser Veranstaltung beigetragen haben.