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Ausstellung in ZündorfKünstler laden zum Murmelspiel in den Wehrturm

Lesezeit 3 Minuten
Vier Menschen stehen vor einem großen Gemälde, sie wurden durch ein Treppengeländer hindurch fotografiert.

Felix Kind, Peri de Bragança, Pauline Berger und Takashi Sonoda (von links) beziehen die Architektur des Wehrturms in ihre Ausstellung mit ein.

Die Ausstellung im Zündorfer Wehrturm thematisiert die Beziehungen von Belebtem und Unbelebtem und stellt scheinbare Gegensätze in Frage.

Eine berührende Natur-Beobachtung wurde titelgebend für die erste Ausstellung des Jahres im Zündorfer Wehrturm.  Pauline Berger, Peri de Bragança, Felix Kind und Takashi Sonoda, allesamt Absolventen der Alanus-Hochschule  in Alfter und seit einiger Zeit in einer Ateliergemeinschaft tätig, hatten bei der Ausstellungsvorbereitung einen Spaziergang an der Groov unternommen. Dabei sahen sie eine Blaumeise, die ihr Nest in einer stillgelegten Pumpe gebaut hatte. „Die Meise in der Wasserpumpe“ wurde zur Überschrift für die Zusammenstellung von Werken der vier Künstlerinnen und Künstler, die sich auf individuelle Weise mit Themen rund um die Beziehung zwischen Raum, Lebewesen und Beheimatung befassen.

Geheimnisvolle Orte des Wehrturms werden künstlerisch bespielt

Zur Eröffnung wurde der gemeinschaftliche Ansatz deutlich: Die Vier stellten dem Publikum nicht sich selbst, sondern jeweils einander vor, mit Fokus auf das Besondere im künstlerischen Ausdruck. Auf den acht Ebenen im Innern des trutzigen Gemäuers wirkt jede der verschiedenartigen Arbeiten für sich, im Miteinander formen sie ein Gesamt-Kunstgebilde, in dem vielfältige Beziehungen entstanden sind. Die Besonderheit dieses Ausstellungskonzeptes, das die geheimnisvollen Orte, die die Turm-Architektur bietet, effektvoll nutzt, hob Antje Winkler-Süsse vom Förderverein Wehrturm in ihrer Begrüßung hervor.  

Auf einer Fensterbank liegen getrocknete Pferdeäpfel.

Arrangements von Pferdeäpfeln auf Fensterbänken visualisieren Felix Kinds Ponyhof- Erinnerungen.

Felix Kind stellt sein Wirken ins Spannungsfeld zwischen Industrie und Natur. Herausgehobene Details aus Maschinen wie Zahnräder, die vergrößert und aus eigenwillige Materialien geformt werden, kontrastieren mit den Erinnerungen des Künstlers an den geliebten Ponyhof in Gestalt von zu Teppichen arrangierten, natürlichen Pferdeäpfeln. Keramische Installationen mit Obst- oder Gemüsekisten geben dem Großen, das im Kleinen wohnt, einen schützenden Rahmen.

Riesiges Gletscher-Bild an der Wand des Wehrturms in Köln-Zündorf

Peri de Bragança befasst sich mit Räumen und mit Wesen. Die Wesen sind bezaubernde kleine Abbilder von Tieren, die sie in Kontrast zu Leerräumen aus Gips stellt. Der Kontrast zwischen der Wärme in den Bildern und der Unbelebtheit der neu geschaffenen Räume lädt zu Gedankenspielen ein.

Takashi  Sonoda hat sich von einer auf einem toten Baumstamm nistenden Entenfamilie zu vielschichtigen Gedanken über Höhe, Ausgleich, aufsteigende Kraft und Verwandlung inspirieren lassen. Mit Landschaftsskizzen aus der Vogelperspektive, Eindrücken von Licht und Wasser und nicht zuletzt dem Wandfüllenden, auf Bahnen gemalten und plastisch wirkenden Bild eines Gletschers lässt er die Natur in den Turm einziehen.

Pauline Bergers Arbeiten geben den Beziehungen zwischen dem Bleibenden und dem Veränderlichen Ausdruck. Mit Baugerüstteilen übt sie Druck auf unterschiedlichste Materialien aus und komponiert mit Marmor, Kunststoff und Bauholz etwas Wohldurchdachtes, das in fantastische Welten   einlädt. Ihre Aluminium-Prägungen sind oft architektonische Formen von schlichter, edler Strenge. Bilder von Schafen, die mit Bildern von Schafen konfrontiert sind, erzeugen in den Köpfen der Betrachtenden weitere Bilder.

Vom Wehrturm haben sich die Vier zu einem spielerischen Gemeinschaftswerk inspirieren lassen: Aus der achten Etage können Besucher Murmeln eine Bahn herunterrollen lassen und dabei ein eigenes Gefühl von Höhenwahrnehmung, Ursache und Wirkung entwickeln. Die Arbeiten sind im Wehrturm Zündorf, Hauptstraße 181, bis zum 20. April jeweils mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen, der Eintritt kostet zwei Euro.

zuendorfer-wehrturm.de