Meike Vojta erhält eine Postkarte von ihrer Mutter aus dem Jahr 2004. Erklären kann es die Post nicht, die Karte sei ein „Phänomen“.
Gruß aus MünchenPostkarte kommt nach 20 Jahren bei Kölnerin an
Die Kölnerin Meike Vojta freut sich: Montagmorgen findet sie eine Postkarte in ihrem Briefkasten. Vojta erkennt die Handschrift sofort. Ihre Mutter hat ihr „einen herzlichen Gruß aus München“ geschickt. „Nun sitze ich am Flughafen und hoffe, dass die Maschine pünktlich geht“, steht auf der Karte. Der Arbeitstag sei lang gewesen, schrieb Mutter Marion.
„Meine Mutter war für ihren Job viel unterwegs“, sagt Vojta. Sie arbeitete im Vertrieb für Kaffee, fuhr viel mit dem Auto durch Deutschland und nutzte ab und zu auch das Flugzeug. Von unterwegs schickte sie ihrer Tochter gerne mal eine Postkarte.
Vojta schreibt ihrer Mutter am Montag direkt eine Nachricht am Handy: „Danke für die Karte, aber wieso warst du in München?“, so erzählt Vojta den Morgen nach. Mutter Marion antwortet, sie sei doch zu Hause. Die Maschine startete also offenbar wie erhofft pünktlich, nachdem Mutter Marion die Karte am Flughafen eingeworfen hatte. Nur die Karte blieb wohl noch länger in München als gedacht.
Denn Mutter Marion ist mittlerweile 75, arbeitet gar nicht mehr und lebt in Hamburg. Der Trip nach München ist also ganz schön lange her: 20 Jahre. Die Post stellte die Karte erst jetzt zu.
Mutter und Tochter freuen sich trotzdem über verspätete Karte
Vojta entdeckt Montag erst später den Poststempel auf der Karte. Sie stammt aus dem Jahr 2004. Damit ergibt auch das Motiv der Karte mehr Sinn, ein Motivationsspruch über Berge, die es zu überwinden gilt. Meike Vojta erzählt, sie sei damals mit 27 länger krank gewesen.
„Ich bin irritiert, aber glücklich“, sagt sie über den verspäteten Gruß. „Meine Mutter wollte sich nach mir erkundigen, das freut mich auch jetzt noch“. Mutter Marion schreibt dazu: „Unglaublich.“ Auch sie freue sich, sagt Vojta. Beide fragen sich: Wie kann eine Karte so lange unterwegs sein?
An der Adresse auf der Karte wohnt Meike Vojta schon lange nicht mehr. Zweimal ist sie seitdem innerhalb Kölns umgezogen. Wie es zu der Verspätung kam, kann die Deutsche Post auf Anfrage allerdings auch nicht erklären. Sie müsse sich 2004 schon einmal in Zustellung befunden haben, aber vergeblich, rekonstruiert eine Sprecherin wegen des Stempels und des wohl jüngeren fluoreszierenden Strichcodes.
Post hebt nicht zugestellte Karten und Briefe sechs Monate lang auf
46 Millionen Briefe transportiert die Deutsche Post jeden Tag. Ist aber weder der Absender noch der Empfänger nicht leserlich angegeben, landen sie in der Briefermittlungsstelle in Marburg. Das sind 16.000 Briefe täglich. Dort öffnen sie „besonders vereidigte Mitarbeiter“, so erklärt es die Sprecherin. Können diese Mitarbeiter anhand des Inhalts erkennen, an wen der Brief gehen sollte, schicken sie ihn weiter. Gibt es keine Anhaltspunkte, katalogisieren die Mitarbeiter sie. Nach sechs Monaten vernichtet die Post die Briefe und Karten dann allerdings. „Bei uns liegen Postkarten keine 20 Jahre lang“, sagt die Sprecherin. Die Postkarte von Vojta sei ein „Phänomen“.
Wer eine Postkarte aufgegeben hat, die einfach nicht ankommt, kann übrigens bei der Post einen Nachforschungsantrag stellen. Vielleicht war die Adresse ja nicht leserlich. Dann liegt sie möglicherweise in Marburg und könnte mit Datum und Beschreibung des Motivs gefunden werden.