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Pre-College Cologne für HochbegabteMit zehn Jahren an der Musikhochschule Köln

Lesezeit 3 Minuten

Benjamin Koohestani spielt seit fünf Jahren Klavier.

  1. Das Pre-College Cologne, Ausbildungszentrum der Musikhochschule für musikalisch hochbegabte Kinder und Jugendliche,. feiert in diesem Semester zehnjähriges Bestehen.
  2. Der zehnjähige Benjamin Koohestani studiert bereits seit einem Jahr an der Hochschule.

Köln – Wenn Benjamin Koohestani eine Pause macht und sich im Foyer der Musikhochschule auf einen Stuhl setzt, dann baumeln seine Füße in der Luft. Erst, wenn er sich etwas nach vorne schiebt, berühren die bunten Sportschuhe, die er zu Anzug und weißem Hemd trägt, den Boden.

Manches hier ist noch eine Nummer zu groß für ihn. Nicht aber Werke von zum Beispiel Chopin, Debussy und Haydn. Die beherrscht der zehnjährige Pianist. „Wenn ich Musik mache, dann fühle ich mich gut“, sagt er.

Spezielles Programm für junge Hochbegabte

Koohestani studiert an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz. Eingeschrieben ist er am Pre-College Cologne, dem Ausbildungszentrum der Hochschule für musikalisch hochbegabte Kinder und Jugendliche, das in diesem Semester zehnjähriges Bestehen feiert.

Anders etwa als bei Programmen anderer Hochschulen, bei denen überdurchschnittlich begabte Kinder reguläre Veranstaltungen besuchen können, gibt es im Rahmen des Pre-College für die jungen Studenten eigene Veranstaltungen. „Dazu zählen der Instrumentenunterricht und Nebenfächer wie Harmonielehre und Gehörbildung“, erläutert Ute Hasenauer, Leiterin des Instituts. Zudem gebe es regelmäßig Workshops zu Themen wie Stimmbildung, Rhythmik und Dirigieren.

Die Kurse finden während der Vorlesungszeiten von Freitag- bis Samstagnachmittag statt. Der Instrumentenunterricht läuft auch in den Semesterferien wöchentlich weiter.

Am regulären Veranstaltungsprogramm der Hochschule können die Studenten des Pre-College zwar auch teilnehmen, „aber das machen erfahrungsgemäß wenige“, so Hasenauer.

Schule, Klavier, Drei Fragezeichen

Die Kinder und Jugendlichen haben ohnehin ein volles Programm: Koohestani etwa besucht die vierte Klasse der Pestalozzi-Grundschule in Neuss. Von 8 Uhr morgens bis zum frühen Nachmittag hat er Unterricht. Danach übt er fast jeden Tag mehrere Stunden Klavier. Sein bisschen Freizeit nutzt er „zum Lesen“, sagt er, „am liebsten »Die drei Fragezeichen«“.

So läuft das Studium am Pre-College ab

Benjamin Koohestani spielt seit fünf Jahren Klavier.

Das Pre-College biete seinen Studenten eine Möglichkeit, sich zu orientieren, so Hasenauer. Etwa 100 Kinder und Jugendliche hätten es in den vergangenen zehn Jahren besucht. Sein Programm dürfe jeder „individuell bestimmen – das ist es, was wir unter Hochbegabtenförderung verstehen.“ Druck oder Stress solle nicht entstehen.

Die jungen Studenten haben einen Betreuungsschlüssel, von dem ihre älteren Kommilitonen nur träumen können: „Im Sommersemester 2016 werden wir 16 eingeschriebene Studenten haben“, sagt Hasenauer – und das bei 24 Dozenten.

Eigentlich richtet sich das Pre-College an Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren. Koohestani ist die Ausnahme unter den Ausnahmetalenten: Er besucht die Musikhochschule bereits seit einem halben Jahr, damals war er noch neun. Doch bei der Bewerbung hat er voll überzeugt. „Musikalische Hochbegabung lässt sich nicht so klar definieren wie die überdurchschnittliche Intelligenz mittels des IQ“, sagt Hasenauer. Bewerber müssten sich etwa durch eine „schnelle Auffassungsgabe“ und „sehr gute motorische Fähigkeiten“ auszeichnen.

Koohestani verfügt zudem über die seltene Gabe des absoluten Gehörs: Er kann einen einzelnen Ton identifizieren, ohne einen zusätzlichen Vergleichston hören zu müssen.

Nach der Schule weiterstudieren

Nun ist Koohestani, der aus Maschhad im Iran stammt, einer von vielen internationalen Studenten des Pre-College Cologne. „Wir haben unter anderem Studierende aus Luxemburg, Belgien, Spanien, Frankreich und asiatischen Ländern“, sagt Hasenauer. Seit einem halben Jahr wohnt Koohestani mit seiner Mutter bei einer Tante und einem Onkel, die bereits vorher in Deutschland lebten, und arbeitet mit seiner Klavierdozentin Florence Millet an seinen musikalischen Fähigkeiten. Inzwischen ist er auch Stipendiat der Kölner Horst-und-Gretl-Will-Stiftung.

Studenten des Pre-College können nach ihrem Schulabschluss regulär an der Hochschule studieren. Die bereits besuchten Kurse werden angerechnet.

Zu den ersten Absolventen, die ihr Studium mit dem Pre-College begonnen haben, zählen der Pianist Fabian Müller und die Violinistin Judith Stapf. Benjamin Koohestani sieht seine Zukunft klar im Bereich Musik. „Ich will Dirigent werden“, sagt er.