Eine Datingshow über lesbische Liebe – drei Kölnerinnen erzählen von den Hintergründen ihrer Teilnahme bei „Princess Charming“.
„Warum nicht in einer Unterhaltungssendung?“Kölner Kandidatinnen wollen bei „Princess Charming“ für Aufklärung sorgen
20 Frauen, eine Villa in Thailand, Dates und Drama. All das gibt es seit dem 1. September in der dritten Staffel der lesbischen Datingshow „Princess Charming“ auf RTL Plus zu sehen. Um die Gefühle der 23-jährigen „Princess“ Madleen Matthias kämpfen in diesem Jahr gleich fünf Kölnerinnen.
Drei von ihnen haben sich mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Gespräch in der Boize Bar getroffen, einem der wenigen explizit für Frauen gedachten Orte in der queeren Kölner Community, der eng mit dem Reality-TV-Format verknüpft ist. Besitzerin Payman Neziri überträgt die Sendung seit der ersten Staffel.
Mehr Sichtbarkeit für queere Themen
Dort, wo die Folgen sonst zum Public Viewing gezeigt werden, haben sich Aleyna Sevic (23), Stephie Stark (28) und Lili B. (29), die ihren ganzen Namen nicht nennen möchte, zusammengefunden. Obwohl das Trio während der Dreharbeiten um die gleiche Frau buhlte, wird an ihnen die Diversität deutlich, um die es in der Show (auch) geht. Lili ist bisexuell, Aleyna lesbisch, Stephie pansexuell – Begriffe für sexuelle Orientierungen, die nicht jeder TV-Zuschauer kennt. „Niemand weiß alles und das ist vollkommen okay“, sagt Stephie Stark.
Trotzdem gehe es bei der Teilnahme darum, queere Lebensrealitäten abzubilden. Das sei zu häufig in prüden Aufklärungsformaten geschehen – „warum nicht in einer Unterhaltungssendung?“, meint Stark. Auch deshalb macht sie auf ihre Pansexualität aufmerksam, die die Anziehung zu anderen, unabhängig des Geschlechts, beschreibt.
Strukturen durchbrechen – auch in Köln
Um Repräsentanz geht es auch Aleyna Sevic. Und darum, andere queere Menschen, die wie sie in einem muslimischen Haushalt aufgewachsen sind, an die Hand zu nehmen; sichtbar zu machen, „dass wir ganz normal daten und lieben“. Denn lesbische Körperlichkeit werde immer noch viel zu sehr sexualisiert, findet die 23-Jährige, die abseits der Kamera als Schulbegleiterin tätig ist. Während manche Stimmen einige Dialoge des Princess-Charming-Casts als sehr offenherzig kritisieren, sagen die Kandidatinnen, sie wollten die Themen aus der Tabuzone holen. Das sei nicht nur in den Medien, sondern selbst im sich so offen gebenden Köln wichtig. „Die Stadt denkt, sie wäre queer. Doch wem gehören die Clubs, wer legt auf? Da gibt es immer noch patriarchale Strukturen“, sagt Lili B..
Eine Chance fürs Leben
Allem Aktivismus zum Trotz bleibe eines wichtig: „Nicht jede queere Person muss eine Vorbildrolle einnehmen, sondern kann auch einfach ihr Leben leben“, sagt die unter dem Namen „Lil’ Lil'“ auftretende Rapperin. Als Trash-TV-Liebhaberin nutzte sie die Chance, „einmal im Leben an so einem Format teilzunehmen“.
„Lebenserfahrungen sammeln“, das war auch Sevics Antrieb. Von allen Datingformaten sei Princess Charming das respektvollste, alberne Spiele seien rar, die Styling-Vorgaben nicht so streng. Dennoch sind Attraktivität und Aussehen auch in dieser Staffel keine Nebenerscheinungen. „Das ist eben Fernsehen, das wollen die Menschen sehen“ – da sind sich die Frauen einig.