Joachim Brokmeier sammelte rund 40 Jahre lang Ansichtskarten und Informationen zur Geschichte des Stadtteils.
Historisches Material aus RiehlPrivate Sammlung schließt Lücke im Bestand des Kölnischen Stadtmuseums
Wo heute die Elefanten des Kölner Zoos ihre Runden drehen, gab es mal eine Radrennbahn. Wo sich Autokolonnen Richtung Zoobrücke schieben, sorgte ein Vergnügungspark für ordentlich Gaudi. Aus heutiger Sicht fragwürdige Attraktionen wie die Ausstellung von Kleinwüchsigen oder Chinesen in einer „Opium-Höhle“ inklusive. Es waren eben andere Zeiten in Riehl.
Mehr als 2300 Ansichtskarten aus den 1890er bis 1970er Jahren
Zum größten Teil ist es Joachim Brokmeier zu verdanken, dass die schillernde Geschichte des Stadtteils nicht in Vergessenheit geraten ist. Rund 40 Jahre lang hat er mehr als 2300 Ansichtskarten aus der Zeit zwischen 1890 und den 1970-er Jahren zusammengetragen und jede Abbildung akribisch mit begleitenden Informationen versehen. Doch ab jetzt ist das Kölnische Stadtmuseum für seine einzigartige Sammlung zuständig: Der 80-Jährige gibt sein arbeitsintensives Hobby aus gesundheitlichen Gründen auf.
„Wir kriegen wöchentlich Objekte angeboten“, sagte Silvia Rückert, stellvertretende Direktorin des Stadtmuseums, am Mittwoch bei der offiziellen Übergabe der zwölf Fotoalben und 22 Ordner mit historischem Material. Doch weniger als die Hälfte der Angebote werde angenommen. Manchmal fehle der Stadtbezug, manche Gegenstände seien schon vorhanden oder befänden sich bereits in den Beständen anderer Kölner Museen.
Doch in diesem Fall habe man allzu gerne zugegriffen. Brokmeier habe sein Konvolut perfekt aufgearbeitet, es schließe zudem eine Lücke in der Sammlung des Stadtmuseums. Auch Volker Hille, Leiter der Graphischen Sammlung, zeigte sich begeistert. Ob Eisbären im Zoo, Kinder auf der Rodelbahn des „Amerikanischen Vergnügungsparks“ oder Reiter im Rhein-Hochwasser: Viele Abbildungen erzählten Alltagsgeschichten fernab der großen touristischen Ziele. „Das sind Dinge, die uns fehlen.“
Da Geschehnisse im Stadtteil über Jahrzehnte hinweg dokumentiert worden seien, seien Entwicklungen nachvollziehbar. Das Material, das Brokmeier dem Museum auch in digitaler Form schenkt, werde künftig der Forschung zugänglich gemacht und soll – zumindest in Teilen – auch ausgestellt werden.
Das dürfte ganz im Sinne Brokmeiers sein. Seine Schätze mit der Öffentlichkeit zu teilen, war ihm immer wichtig. Deshalb schrieb er Bücher, betrieb eine eigene Website, organisierte Ausstellungen und bot Führungen an. Einen Nachfolger für sein Projekt habe er nicht gefunden. Deshalb sei er „heilfroh“, dass nun das Stadtmuseum übernehme. Sein Dank gelte aber auch den Riehlern, die ihn immer wieder mit Bildern und Informationen versorgt hätten.