AboAbonnieren

„Bands rennen uns die Tür ein“In Köln entstehen bald rund 35 neue Proberäume

Lesezeit 3 Minuten

Ein ehemaliger Proberaum in der abgerissen Kulturoase in Ehrenfeld.

Köln – Seit Jahren herrscht in Köln ein eklatanter Proberaummangel. Das treibt nicht nur den Quadratmeterpreis nach oben – dieser kann bis zu 30 Euro betragen –, die wenigen Anbieter können sich vor Anfragen kaum retten. „Wir haben circa acht Anfragen pro Woche. Die Musiker rennen uns die Tür ein. Es fallen ja tendenziell eher Räume weg, als dass sie dazukommen. Das gleiche gilt für Ateliers“, sagt Rosi Lang vom Verein „Popkultur Köln“, der im gesamten Stadtgebiet mehr als 80 Räume an Bands und Musikschullehrer vermietet.

Stadt Köln fördert Bau von Proberäumen

Um die Infrastruktur zu verbessern und so die freie Musikszene zu stärken, will der Finanzausschuss des Kölner Stadtrats eine Million Euro Fördergelder für die Errichtung von neuen Probe- und Atelierräumen bereitstellen. Der finale Beschluss soll voraussichtlich in der nächsten Sitzung am 21. Juni fallen.

Für Proberaumbetreiber werden Mittel in Höhe von 438.000 Euro veranschlagt. 210.000 Euro sollen an den Verein Popkultur fließen, weitere 200.000 an Barinton-Betreiber Georges Sintcheu. Der Musiker ist durch seine jahrelange Tätigkeit als Betreiber der Livemusik-Stätte am Grünen Weg in Ehrenfeld selbst eng mit der Szene verflochten und kennt die Bedürfnisse der Bands.

„Ich hatte ohnehin vor, ein Musikstudio zu bauen und habe parallel zum Barinton immer eine Halle gesucht. Dann bin ich in Ehrenfeld auf eine gestoßen, die gut erreichbar und geeignet ist“, sagt Sintcheu. Etwa 13 Räume will er dort bauen. Weitere zwölf bis 15 Räume sind bei den erfahrenen Raumverwaltern vom Verein Popkultur in Planung. Sieben Räume plant die Baronowsky/Lembke GbR; die Betreiber sollen dafür mit einer Summe von 20.000 Euro gefördert werden. Schließlich sollen 8000 Euro an „Incroyable Music“ gehen, die zwei Räume in Ehrenfeld errichten wollen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Doch der tatsächliche Bedarf werde damit nicht annähernd gedeckt, so Lang. Dieser belaufe sich laut einer 2019 veröffentlichten Studie zur Proberaumsituation in Köln zwar auf mindestens 50 bis 100 Räume, doch Lang hält diese Zahl für zu niedrig: „Es sind bestimmt an die 200 Räume, die fehlen“. Der Verein ging zuletzt davon aus, dass etwa 1500 bis 2000 Bands auf der Suche nach einer geeigneten Spielstätte seien. Lang und ihr Mitstreiter Manfred Post haben derzeit ein Objekt in der Delmenhorster Straße in Niehl in Aussicht.

Darüber hinaus halten die beiden ständig die Augen offen oder sind in Verhandlungsgesprächen. Die Immobilien müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Hallen sollten sich vornehmlich in Gewerbegebieten befinden, denn die akustischen Auflagen in Wohngebieten seien kaum einzuhalten. Zudem bräuchte es genug Parkplätze, einen Notausgang vor Ort und der Brandschutz solle sichergestellt werden können. Wenn das alles zutrifft, sei auch ausschlaggebend, dass der Eigentümer kulturaffin sei. „Es gibt das Klischee von der Bierflaschen werfenden Rockband, was natürlich nicht der Realität entspricht“, sagt Post. Musiker arbeiteten dort zum Teil sehr professionell, Musiklehrer empfangen ihre Schüler.

Manfred Post: Stadt Köln zeigt Wertschätzung für Popkultur

Post, der selbst jahrelang Rockbeauftragter im Kulturamt der Stadt Köln war, hält die Förderung für eine sehr positive Entwicklung. „Als ich 1989 bei der Stadt anfing, hatte ich einen Etat von umgerechnet 50.000 Euro. Bis 2007 ist das nie viel mehr geworden. Die Wertschätzung für die Popkultur drückt sich also klar auch finanziell aus.“

Neben Räumen für Musikern will die Stadt auch 562.000 Euro für Atelierräume ausgeben. Diese sollen in zwei städtischen Immobilien entstehen: Zum einen in einer ehemaligen Kindertagesstätte am Fortuinweg 1-2 in Roggendorf und zum anderen in der Hitzelerstraße 125 in Raderthal: Denkbar bei letzterem Standort ist laut Beschlussvorlage des Finanzausschusses der Umbau zu einer Künstlerwohnresidenz für Künstler und Künstlerinnen im Rentenalter.