AboAbonnieren

Rippen und Arme gebrochenKölner Baby schwerst behindert, nachdem Vater es schüttelte

Lesezeit 3 Minuten
Baby_Vater

Der 37-jähriger Kölner muss sich nun wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. (Symbolbild)

Köln – Max hatte es schon schwer, überhaupt gesund auf die Welt zu kommen. Während sein Zwillingsbruder Basti die Strapazen einer Früh-Geburt problemlos überstand, war Max schwer gehandicapt. Mit nur einer Niere, fehlendem Darmausgang und einer Fistel an der Speiseröhre musste das Neugeborene schon unmittelbar nach der Geburt mehrfach operiert werden. Aber für die Ärzte stand fest: das Baby hatte gute Chancen, später ein normales Leben führen zu können.

Davon kann heute, Max ist knapp ein Jahr alt, keine Rede mehr sein. Das Baby ist erblindet, Epileptiker und lebt in einem Pflegeheim für schwerst behinderte Kinder, wird auf Dauer auf den Rollstuhl angewiesen sein. Nach einem Schütteltrauma, für den sein Vater verantwortlich ist. Max war knapp vier Monate alt, als sein Vater nach eigener Aussage die Nerven verlor und das Baby mehrfach schüttelte, weil es nicht aufhörte zu quengeln. Ob und wie sich das Kind jemals von den schweren Verletzungen erholen wird, darüber tun sich Ärzte mit einer Diagnose schwer.

Vater wegen gefährlicher Körperverletzung vor Kölner Gericht

Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde dem 37-jährigen technischen Kundenbetreuer einer Telefongesellschaft am Dienstag der Prozess vor dem Amtsgericht gemacht. „Ich bekenne mich schuldig, bin verantwortlich für das Geschehen“, legte der Vater mit tonloser Stimme sofort zu Beginn ein Geständnis ab.

Im Ermittlungsverfahren hatte er noch behauptet, morgens mit den Zwillingen im Kinderwagen über eine holprige Buckelpiste gejoggt zu sein, und so die schweren Verletzungen erklärt.

Köln: Angeklagter gibt sich als liebevoller Vater

Tim B. (Name geändert) gibt sich als liebevoller, aufopfernder Vater, als er den Tattag im Juni vergangenen Jahres schildert. Er hatte sich an jenem Morgen um die Zwillinge gekümmert, sie gewickelt und gefüttert, damit seine Frau endlich einmal ausschlafen sollte. Denn am nächsten Tag stand bereits wieder ein längerer Krankenhausaufenthalt für Mutter und Kind an.

Doch Max hörte nicht auf zu quengeln, drohte den Rest der Familie frühmorgens zu wecken. Zudem drohte er dem übermüdeten Vater plötzlich vom Arm zu fallen, als B. die Milchflasche vom Tisch nehmen wollte. Um den Sturz zu vermeiden, hatte der Vater heftiger zugepackt als nötig war, und dabei dem Baby die Rippen, Arme und Beine gebrochen. Dann das Kind „wiederholt wenige Sekunden geschüttelt“.

Prozess in Köln: Akute Lebensgefahr

Weil Max im Laufe des Tages immer lethargischer wurde und sich erbrach, waren die Eltern noch am selben Tag ins Krankenhaus gefahren. Ärzte diagnostizieren aufgrund der Hirnblutungen akute Lebensgefahr, ein Schütteltrauma und hielten das Baby vier Monate stationär.

Besonders tragisch: die Eheleute hatten lange Jahre einen vergeblichen Kinderwunsch, erst eine künstliche Befruchtung führte zum Erfolg. „Sie waren Wunschkinder.“ Weil noch weitere Zeugen gehört werden, wurde der Prozess vertagt. Die Kindsmutter hatte ausgesagt, im Beisein des Großvaters habe Tim B. schon einmal das Baby in eine gefährliche Situation gebracht. Davon habe sie viel später erfahren. Jetzt soll der Opa gehört werden.