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Köln soll Modellstadt werdenZahl der Einweisungen in Kölner Krankenhäuser wegen Cannabis-Konsums deutlich gestiegen

Lesezeit 3 Minuten
Ein junger Mann raucht einen Joint.

Die Zahl der Menschen, die aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen durch Cannabis stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten, ist zwischen 2011 und 2021 deutlich gestiegen.

Die Einweisungen in Köln liegen höher als im NRW-Durchschnitt. Ein geregelter Markt durch Legalisierung könnte aber helfen.

Bald schon könnten Bürgerinnen und Bürger in Köln legal Marihuana kaufen – denn Köln soll Modellregion im Rahmen der Cannabis-Legalisierung werden. Die Stadtverwaltung soll eine entsprechende Bewerbung vorbereiten.

Ralf Unna, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen im Kölner Rat, ist der Meinung: „Angesichts des verbreiteten Cannabiskonsums in der Bevölkerung – gerade auch bei jungen Menschen – muss man anerkennen, dass die bestehende Verbotspolitik krachend gescheitert ist.“ Er sieht nun die Politik in der Verantwortung. „Ein Modellversuch macht daher Sinn und birgt Chancen: Eine Entkriminalisierung könnte die Polizei und Strafverfolgungsbehörden entlasten. Außerdem sollen Inhaltsstoffe geprüft und Konsumierende so vor gefährlichen Zusätzen, wie sie auf dem Schwarzmarkt üblich sind, geschützt werden.“

Köln soll Cannabis-Modellregion werden

Inwiefern das nötig ist, geht aus Zahlen hervor, die das Statistische Landesamt NRW am Donnerstag veröffentlicht hat: Demnach ist die Zahl der Menschen, die in Köln aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen durch Cannabiskonsum stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten, zwischen 2011 und 2021 deutlich gestiegen.

Während im Jahr 2011 insgesamt 174 Menschen in Köln Cannabis-bedingt behandelt werden mussten, waren es 2021 bereits 298 – ein Zuwachs von mehr als 70 Prozent. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie (2020) lag die Gesamtzahl mit 313 Behandlungsfällen sogar noch höher.

Gerechnet auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner verzeichnet das Statistische Landesamt in Köln 27,6 Behandlungen im Jahr 2021. Zehn Jahre zuvor waren es 17,2.

Cannabisbedingte Behandlungen: Köln liegt über NRW-Schnitt

Mit diesen Zahlen liegt Köln zwar deutlich über dem NRW-Landesschnitt mit 22,2 Einweisungen je 100.000 Einwohner, bewegt sich insgesamt aber dennoch lediglich im oberen Mittelfeld.

Die NRW-weit höchste Zahl an Behandlungsfällen wegen psychischer und Verhaltensstörungen durch Cannabis je 100.000 Einwohner hat es 2021 im Kreis Soest gegeben (39,4 Fälle), gefolgt von Hamm (38,5) und dem Kreis Warendorf (36,4). Am niedrigsten war die Zahl stationärer Behandlungen aufgrund von Cannabis-Gebrauch je 100.000 Einwohner im Oberbergischen Kreis (10,3 Fälle) sowie in den Kreisen Olpe (10,5 Fälle) und Höxter (12,2 Fälle).

Mehr als die Hälfte (61,4 Prozent) der im Jahr 2021 aufgrund von Cannabis im Krankenhaus behandelten Personen in Köln war zwischen 21 und 39 Jahren alt. Jünger als 21 Jahre waren 23,2 Prozent der stationär behandelten Patientinnen und Patienten; 15,4 Prozent waren 40 Jahre oder älter. Gut drei Viertel aller Behandlungsfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Cannabis waren Männer (76,5 Prozent).

Zu der Hauptdiagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide”, die das Statistische Landesamt der aktuellen Auswertung zugrunde gelegt hat, zählen neben akuten Intoxikationen, schädlichem Gebrauch, Abhängigkeits- und Entzugssyndromen auch psychotische Störungen oder amnestische Syndrome.

Trotz der stark gestiegenen Zahlen ist Cannabis-Konsum nur in jedem 20. Fall Grund für eine stationäre Behandlung aufgrund psychischer und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen. Am häufigsten ist Alkohol ursächlich (68,1 Prozent, 53.285 Fälle), gefolgt von Opioiden (11,6 Prozent, 9108 Fälle) und multiplem Substanzgebrauch (7,8 Prozent, 6084 Fälle).