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Werden sonst „entsorgt“Tierschützer aus dem Raum Köln suchen dringend ein Zuhause für 200 Hühner

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Hühner mit fehlenden Federn. Ihnen wurde ein Jäckchen übergezogen.

Diese Hühner stammen aus einer vergangenen Rettungsaktion des Vereins „Stark für Tiere e.V.“.

Die Tiere wurden als Nutztiere gehalten. Doch die sogenannte „Nützlichkeit“ scheint nun vorbei. Nicht vermittelte Tiere werden getötet.

Hühner legen jeden Tag ein Ei. Jeden Tag. Und wenn nicht, müssen jüngere Tiere her, um den Ei-Betrieb am Laufen zu halten. Schließlich sind die „Nutztiere“ auf diese Art von „Fließbandarbeit“ hochgezüchtet worden.

Und was passiert mit den Tieren, die in der Massentierhaltung „ausgedient“ haben? Dieser Realität stellt sich der bundesweit tätige Verein „Stark für Tiere e. V.“. Aktuell sucht Diana Meyer, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Vereins für den Raum Köln/Bonn, spätestens bis zum 21. Februar ein Zuhause für 200 Hühner aus einem Legebetrieb mit Freilandhaltung. Wer Tiere aufnehmen kann – seien es nur zwei – soll sich bei ihr melden. Sollte die Vermittlung nicht klappen, müsste der Betrieb die Tiere töten.

Köln/Bonn: Legehennen werden in Kürze entsorgt

Planung und Organisation der Rettungseinsätze übernimmt sie als Ehrenamtliche für den Raum Köln/Bonn allein, was einen immensen Aufwand bedeutet. „In den fünf Jahren, in denen ich das mache, hatte ich viele Helfer.“ Diese würden oft nach zwei Wochen aber wieder aufhören, da die Arbeit „super stressig“ und auch seelisch belastend sei. „Man muss bekloppt sein, um das durchzuziehen“, sagt die Leverkusenerin und lacht.

Um die Rettung in die Wege zu leiten, würden sich die Betreiber zunächst selbst an den Verein wenden. Dieser Betreiber sei neu in der Liste. Was sie erwarte? „Nichts. Dafür habe ich schon zu viel gesehen“, sagt Diana Meyer.

Ein vom Tierschutzverein gerettetes Hohn im Käfig.

Die geretteten Hühner sollen zu Menschen, die den Tierschutz im Sinn haben. Die gelegten Eier sind eher ein Nebeneffekt.

Normalerweise fahre sie an einem vereinbarten Tag frühmorgens mit dem Transporter zum Betriebshof und betrete dann den Stall mit einer Rotlichtlampe, um die Tiere nicht zu erschrecken. Hennen, die auf den ersten Blick krank sind – Kloakenvorfall oder gebrochene Beine nennt Meyer als Beispiele – kämen direkt zum Tierarzt. Die anderen könnten zu vereinbarten Abholorten gefahren und an die neuen Besitzer übergeben werden.

Die Hennen können an verschiedenen Orten im Rheinland abgeholt werden

Der Aufruf, ein neues Zuhause für die Tiere zu finden, erfolgt über die sozialen Medien. Über das Team Köln/Bonn des Vereins „Stark für die Tiere“ können die Hennen in der Nähe von Limburg an der Lahn, Bonn, Leverkusen, Dortmund oder Bielefeld abgeholt werden.

Für eine Vermittlung können sich Interessenten unter team-koeln-bonn@stark-fuer-tiere.de melden. Am Wochenende seien bereits 135 der 200 Tiere vermittelt worden. Es gäbe einige Voraussetzungen für die Aufnahme. Die Hennen dürfen nicht geschlachtet werden. Eine artgerechte Haltung ist ein Muss. Diana Meyer erklärt kurz und bündig: „Das Wichtigste ist, dass sie nicht mehr als eierlegende Maschinen gesehen werden, sondern als liebenswerte Familienmitglieder mit einem ganz großen Herzen“.

Der Verein „Stark für Tiere e. V.“ rette neben Hühnern auch andere Nutztiere wie Schaf- und Ziegenlämmer aus der Milch- und Wollproduktion oder Versuchstiere aus dem Labor, zu denen neben Ratten und Mäusen auch Hühner, Schafe und Hunde gehören können. Informationen, wie Sie den Verein unterstützen können, gibt es auf der Webseite.


Der Nutzzyklus einer Legehenne endet nach anderthalb Jahren

Die Hennen kämen nach Angaben des Tierschutzvereins meist im Alter von drei Monaten in den Betrieb. Da zum Eierlegen nur weibliche Tiere benötigt werden, würden die jungen Hähne kurz nach dem Schlüpfen maschinell aussortiert und vergast oder geschreddert. Nach Schätzungen des Vereins kommt dabei auf jede Henne ein getöteter Hahn.

Damit die Tiere täglich ein Ei legen, würden sie künstlich belichtet, um eine sommerliche Jahreszeit zu imitieren. Nach einem bis anderthalb Jahren sei das Ende des „Nutzzyklus“ erreicht. Die Hennen würden dann beispielsweise nur vier statt sieben Eier pro Woche legen, was sich für den Betreiber nicht mehr rentiere. Da sie als Fleischlieferanten nicht mehr infrage kämen, müssten sie entsorgt werden.