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Sanierung des RGMWarum das nächste Kölner Großprojekt deutlich teurer wird

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Das derzeit geschlossene Römisch Germanische Museum.

Köln – Das Wort „Kostenexplosion“ ist seit Jahren ein trauriger Bestandteil bei städtischen Großprojekten. Das gilt besonders für Kulturbauten. Nun hatten Baudezernent Markus Greitemann und Kulturbeigeordneter Stefan Charles das zweifelhafte Vergnügen, die nächste Detonation zu verkünden. Die Generalsanierung des Römisch-Germanischen Museums (RGM) kostet voraussichtlich nicht 41,7 Millionen Euro, sondern 91,2 Millionen Euro – und damit deutlich mehr als doppelt so viel wie 2015 geschätzt. Da bislang kaum ein Stein bewegt wurde und noch weitere Jahre vergehen, bis die Sanierung abgeschlossen ist, dürften die Kosten weiter steigen. Die beiden Dezernenten erläuterten nun die Preissteigerung – und wie solche extremen Verteuerungen im Laufe der Planung künftig vermieden werden sollen.

Vieles ist passiert seit der ersten Kostenprognose 2015. 2016 wurde das 1974 erbaute RGM unter Denkmalschutz gestellt, weshalb die Sanierung umgeplant werden musste, hieß es. Seit dem Umzug eines Teils der Exponate in den Interimsstandort – das Belgische Haus am Neumarkt – Ende 2018 seien zudem weitere Anforderungen hinzu gekommen. So müssen unter anderem die mit dem RGM verbundene Decke der Dombauhütte saniert und weitere Depoträume für die nicht im Belgischen Haus ausgestellten, anderen kostbaren Exponate angemietet werden. Einige große Stücke wie das Dionysos-Mosaik oder das Poblicius-Grabmal müssen während der Arbeiten im Museum bleiben und aufwendig geschützt und überwacht werden.

15,9 Millionen Euro Risikozuschlag

Dass voraussichtlich erst im kommenden Jahr mit der eigentlichen Sanierung begonnen werden kann, hat die Kosten des Projekts um knapp acht Millionen Euro nach oben geschraubt. Die Arbeiten am Bestandsgebäude kosten momentanen Berechnungen zufolge 7,4 Millionen Euro mehr, die Honorare für Architekten und Ingenieure schlagen mit rund 9,5 Millionen Euro zusätzlich zu Buche. Zudem hat die Verwaltung einen Risikozuschlag für die Gesamtkosten in Höhe von 15,9 Millionen Euro einkalkuliert. Auch muss die RGM-Sanierung mit der geplanten Historischen Mitte koordiniert werden. Hinzu kommen die Kostensteigerungen in der Baubranche durch die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine. Das alles summiert sich auf die nach Worten von Greitemann nun „vertiefte Kostenschätzung“ von 91,2 Millionen Euro. Mit der „echten Kostenschätzung“ sei allerdings erst zu rechnen, wenn die Vergabeverfahren an die Bauunternehmen weiter gediehen sind. Und der Stadtrat den Baubeschluss erteilt. Das passiere voraussichtlich kommendes Jahr, sagt Greitemann.

Greitemann RGM

Kölns Baudezernent Markus Greitemann erläutert die erhöhte Kostenprognose für die Sanierung des Römisch-Germanischen Museums.

Auch die künftige Ausstellung des RGM werde kräftig modernisiert, kündigte Kulturdezernent Stefan Charles an. Eine umfassende Sanierung dürfe nicht einfach den Ursprungszustand wieder herstellen, sie bedeute auch Veränderung. „Historische Museen stehen vor einem unglaublichen Transformationsprozess“, sagte Charles. Das Präsentationskonzept der Exponate müsse grundlegend überarbeitet werden und dabei auch zeitgemäßer musealer Didaktik und der Digitalisierung entsprechen. Mit RGM, der Historischen Mitte und der Via Culturalis solle Köln „als erstrangige Kulturmetropole“ in Europa etabliert werden, wünscht sich Charles. Mit der Fertigstellung der Sanierung ist laut Greitemann im Laufe des Jahres 2026 zu rechnen.

Dass die Kostenprognose seit 2015 nicht aktualisiert wurde, habe auch mit einer „neuen Methodik“ der Planung und politischen Beschlussfassung zu tun, erläuterte Greitemann. Die Planungen sollen bei Großprojekten detaillierter als bislang vollzogen werden, bevor sie der Politik zur Entscheidung vorgelegt werden. Damit möchte Greitemann künftig aussagekräftigere Zahlen präsentieren und ein „böses Erwachen in den Bauphasen“ vermeiden, durch das bislang bei fast jedem Großprojekt in Köln die Kosten drastisch nach oben korrigiert werden mussten, sagte er. Im Fall des RGM habe die Verwaltung die vergangenen vier Jahre mit dieser „vertieften Planung“ verbracht, an deren Ende nun die neuste Schätzung von 91,2 Millionen Euro stehe. Was in den Jahre zwischen der ersten, viel zu niedrigen Kostenprognose von 2015 und 2018 geschah, wollte Greitemann – seit 2018 Dezernent – nicht ausführen. „Ob das RGM vor 2018 vor die Wand gefahren wurde, hat jetzt nicht zu interessieren“, äußerte er barsch. Wenn es jemanden gebe, der allein verantwortlich gemacht werden könne, „dann würden wir das auch machen“, sagte er.

Sollte beim RGM oder ähnlichen großen Kulturbauprojekten etwas schief gehen, sind sich die beiden Dezernenten offenbar einig, wer sich unangenehmen Fragen stellen wird. „Ich trage mit Markus Greitemann zusammen die Verantwortung“, befand Kulturdezernent Charles. Diese Einstellung ist der Gegenentwurf zu seiner Vorgängerin Susanne Laugwitz-Aulbach, die auf einer denkwürdigen Pressekonferenz zum Desaster der Opernsanierung sagte, sie werde sich nicht den – von ihr so bezeichneten – „Oberverantwortungshut“ aufsetzen. „Wir wollen ehrlich, offen und transparent“ über die Bauvorhaben kommunizieren, kündigte Charles an. Das sei in der Vergangenheit offenbar nicht geschehen.