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Rheinische MusikschuleSorge um grünes Idyll in Ehrenfeld

Lesezeit 3 Minuten

Das Gebäude der Rheinischen Musikschule an der Vogelsanger Straße

Ehrenfeld – Eichhörnchen zusehen, die Wintervorräte sammeln, das Klopfen eines Spechts hören oder gar einen Kleiber entdecken, wie er kopfüber einen Baumstamm hinunter läuft. Wer ein solches Idyll von seinem Wohnungsfenster aus beobachten kann, noch dazu mitten in der Stadt, will ganz sicher nicht, dass es einmal zerstört wird.

Diese Gefahr sehen Anwohner der Stuppstraße, seit bekannt wurde, dass das Gelände der Rheinischen Musikschule Ehrenfeld an der Vogelsanger Straße 28-32 womöglich verkauft und mit Wohnhäusern bebaut wird. Noch ist es nicht so weit. Und was genau gebaut wird, weiß auch noch niemand. Fest steht allerdings, dass der Verkauf vorbereitet werden soll, damit auf dem Gelände Wohnhäuser sowie ein saniertes oder gar ein komplett neues Domizil für die Schule entstehen können.

Knapp 2000 Quadratmeter

Von der Stuppstraße aus hat man einen Blick in den grünen Innenhof der Musikschule.

Das Grundstück, um das es geht, befindet sich zwischen Vogelsanger Straße und Stuppstraße. Es ist knapp 2000 Quadratmeter groß. Die Musikschule hat ihr Domizil in einem Altbau an der Vogelsanger Straße. Zudem nutzt sie zwei Pavillons an der Stupp- beziehungsweise an der Piusstraße.

2018 beschloss der Rat, die Sanierung oder einen möglichen Neubau der Rheinischen Musikschule mit einer Wohnbebauung der für die Schule nicht mehr benötigten Flächen an der Stuppstraße zu verknüpfen. Das Areal soll an einen Investor verkauft werden. An der Stuppstraße bestehe die Möglichkeit, ein Haus mit etwa sieben bis neun Wohnungen für Familien zu errichten. An der Vogelsanger Straße 28-32 und dem angrenzenden, zur Piusstraße liegenden Eckgrundstück, das bis 1944 bebaut war, wäre Platz für eine Erweiterung der Musikschule. Die Stadt will diese dann anmieten.

Europaweite Ausschreibung

Interessenten müssen Konzepte vorlegen, die bestimmte Vorgaben erfüllen. Diese werden zurzeit erarbeitet. Voraussichtlich zu Beginn des nächsten Jahres erfolgt die europaweite Ausschreibung. Die Federführung zur Vermarktung des Objektes wurde an das Amt für Liegenschaften, Vermessung und Kataster der Stadt Köln übertragen. Michael Welter von der Liegenschaftsabteilung teilte besorgten Anwohnern auf Anfrage mit: „Es soll der Kreativität des Investors überlassen werden, ob er die bestehende Schule saniert und um einen Anbau an der Piusstraße erweitert, oder einen kompletten Abbruch und Neubau am bisherigen Standort bevorzugt.“

Bäume gefällt

Baumfällungen an der Stuppstraße im Frühjahr versetzten Anwohner in Alarmbereitschaft. Einen Zusammenhang mit dem beabsichtigten Grundstücksverkauf sieht die Verwaltung jedoch nicht. Der Erhalt des Baumbestandes im Innenbereich werde zu den Grundvoraussetzungen gehören, die ein Investor erfüllen müsse, betonten Mitarbeiter verschiedener Dienststellen, die von den Anwohnern kontaktiert wurden. Lediglich das Strauchwerk im Bereich des Pavillons an der Stuppstraße werde wohl weichen müssen, wenn dort gebaut werde.

Noch glaubt die Eigentümergemeinschaft des Hauses Stuppstraße 11-13 nicht so recht daran. „Wie soll das gehen, die Bäume zu erhalten, wenn da zum Beispiel eine Tiefgarage gebaut wird?“, fragt Christiane Höck. Wie viele Bewohner des Hauses hat sie von ihrem Balkon aus einen Blick in die Grüne Oase im Innenhof der Musikschule. „Ich würde es der Rheinischen Musikschule gönnen, bessere Räume zu bekommen. Das, was von den Proberäumen nach außen dringt, stört ja auch nicht. Im Gegenteil: es harmoniert schön mit unserem Fleckchen Natur“, sagt Nachbar Martin Reitz.

Der Rat entscheidet

Inzwischen wandten sich auch mehrere Bürger aus dem Viertel an Politiker. Ralf Klemm, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld, betont zwar, dass die Bezirksvertretung keine Entscheidungsbefugnis mehr habe. Über die von einer Fachjury bewerteten Konzeptvorschläge entscheide letztlich der Rat.

Sollten aber Vorschläge nicht mit geltenden Bebauungsplänen vereinbar sein, komme die Bezirksvertretung wieder ins Spiel: „Die sehr berechtigten Fragen der Bürger werden dann in jedem Fall in unsere Beratungen einfließen. Ich hoffe sehr, dass es gelingt, eine Bebauung im Sinne aller Betroffenen hinzubekommen.“