BDI-HochhausEin Projekt, das Bayenthal verändert

Das frühere BDI-Hochhaus, seit kurzem ohne Fassade, ragt über dem Karosseriebetrieb des Ehepaars Berg auf.
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Bayenthal – Auf dem Hof der Autowerkstatt in der Alteburger Straße ist spürbar, dass nebenan die Zukunft begonnen hat. Seit das frühere BDI-Hochhaus am Gustav-Heinemann-Ufer zur Wohnanlage umgebaut wird, kommt es vor, dass im kleinen Büro von Gertrud Berg die Modellautos in der Glasvitrine scheppern, wenn auf der Baustelle ein großes Stück Mauerwerk niedergeht oder die Arbeiter Fassadenteile aus den oberen Stockwerken hinunterwerfen.
Während das dem Hochhaus vorgelagerte Gebäude abgebrochen wurde, rieselte der Staub auch auf die Oldtimer, an denen Bergs Mann und seine Mechaniker schrauben. Und immer öfter tauchen Interessenten für die exklusiven Wohnungen in dem geplanten Komplex bei den Bergs auf, um sich ihre zukünftige Nachbarschaft anzuschauen. Bayenthal wird sich verändern, wenn die Mieter der mehr als 300 Wohnungen im umgebauten Hochhaus und in den sechs Neubauten eingezogen sind.
Die Bezirksvertretung Rodenkirchen billigte in der jüngsten Sitzung den Bebauungsplan, den abschließend Anfang Oktober auch der Rat verabschiedete. Er bildet die rechtliche Grundlage für das geplante, dicht bebaute Wohngebiet (siehe „Dichte Bebauung mit sechs neuen Gebäuden“).
Das Loch wird wieder belebt
Bezirksvertreterin Friederike Haniel (CDU) sprach von Veränderungen im „alten Bayenthal“: „Die Bewohner von Bayenthal werden eine Verdichtung erleben. Es ist völlig klar, dass hier mehr Menschen unterwegs sein werden, zu Fuß und mit dem Auto.“ Einerseits sei man im Veedel froh, dass „das Loch wieder belebt“ werde. Auch die Geschäftsleute an der Goltsteinstraße hätten Grund zur Freude. Doch es zeichneten sich auch Konflikte ab, die man jetzt schon angehen könne, so Haniel, die in der Bezirksvertretungssitzung wissen wollte, wie die Verwaltung etwa mit dem Karosseriebetrieb umgehen wolle.
Edmund Makrutzki vom Stadtplanungsamt deutete an, was sich verändern könnte: „Je mehr Leute da wohnen, desto mehr können sich beschweren.“ Er erläuterte, dass dort nach 22 Uhr nicht gearbeitet werden dürfe. „Und das soll auch so bleiben“, so Makrutzki. Den Betrieb an der Alteburger Straße gibt es seit bereits 1971. Die Bergs haben ihn 1998 übernommen. Das Veedel, zu dem auch das Gelände des ehemaligen BDI-Sitzes gehört, ist bunt gemischt. Kleine Läden und Handwerksbetriebe finden sich an mehreren Stellen zwischen den Wohnhäusern, viele davon aus der Gründerzeit.
Gertrud Berg hofft, dass die zukünftigen Nachbarn wissen, worauf sie sich einlassen. Das Kreischen der Flex, lautes Hämmern und das Ächzen der „Richtbank“, auf der ganze Autos geradegezogen werden können, würden sich auch in Zukunft nicht vermeiden lassen, sagt sie und fügt hinzu: „Wir arbeiten hier so, wie die Arbeit anfällt.“ Das Büro ist von 8 bis 17 Uhr geöffnet, die Werkstatt oft länger. Mit Anwohnern habe sie noch nie Ärger gehabt, sagt Berg – und hofft, dass das so bleibt.
Martina Brügger von der Pressestelle des Maklerbüros Corpus Sireo teilt mit, dass Kaufinteressenten die Werkstatt bislang „nicht als problematisch empfunden“ hätten. Im Genehmigungsverfahren war die Belastung durch den Betrieb „intensiv untersucht“ worden.
Sozialer Wohnungsbau nicht umgesetzt
Friederike Haniel berichtete von Befürchtungen der Anwohner, die neuen Nachbarn würden vor allem die umliegenden Wohnstraßen nutzen, um zur Tiefgarage zu gelangen, die unter dem Gelände entsteht. Die Einwände, die Anwohner schriftlich einreichen konnten, bestätigen diese Sorge. In den Unterlagen zum Bebauungsplan ist eine Zufahrt über die Oktavianstraße vorgesehen. Die Hauptzufahrt soll aber vom Gustav-Heinemann-Ufer zu den unterirdischen Parkplätzen abzweigen.
Das Grundstück liegt südlich der Oval Offices genannten bunten Bürobauten an der Kreuzung Gustav-Heinemann-Ufer/Schönhauser Straße. Wichtig war den Bezirkspolitikern, dass das Gelände für Spaziergänger und Radfahrer einladend gestaltet und nicht von der Umgebung abgeschottet wird. Neben dem Spielplatz an der Alteburger Straße führt deshalb in Zukunft ein Fußweg über das Gelände bis zur Rheinuferstraße. Das Entwicklungskonzept Südliche Innenstadterweiterung (ESIE) sieht für die Zeit ab 2025 vor, den Inneren Grüngürtel bis zum Rhein zu verlängern, über die Grundstücke nördlich der Oval Offices.
SPD, Linke und Grüne in der Bezirksvertretung hatten sich in früheren Sitzungen für sozialen Wohnungsbau in der Siedlung ausgesprochen – eine Forderung, die nicht umgesetzt wurde.