FlutkatastropheKölner Architekt will Burg Blessem retten und sucht Unterstützung
Köln-Rodenkirchen – Die größten Müllberge verschwinden allmählich und die Aufräumarbeiten in den Flutgebieten an Ahr und Erft gehen voran, dank der Hilfe von tausenden unermüdlicher Helferinnen und Helfer. Dennoch enden gut einen Monat nach der Katastrophe immer noch Straßen im Nichts, Häuser sind auseinander gebrochen, die Stimmung ist beklemmend. Nach dem Schock kommt die Angst vor der Zukunft. „Man kann es einfach nicht begreifen“, sagt Klaus Pfeffer. Normalerweise ist er redegewandt, wenn er jedoch von seinen Eindrücken erzählt, gerät er ins Stocken und ihm fehlen fast die Worte. Nahezu jeden Tag fährt der Kölner Architekt von Weiß nach Bad Münstereifel, Erftstadt oder Ahrweiler.
Er hat viele persönliche Erinnerungen an die Orte. Der 72-Jährige kann nicht ruhig auf dem Sofa sitzen, er will helfen – das wollte er von Anfang an. Sofort nach der Katastrophe hatte er die Bürgermeisterin und Bürgermeister betroffener Orte angeschrieben. „Ich habe unbefristete Unterstützung angeboten ohne Honorar für die gesamte Wiederaufbauphase“, berichtet er. In Sachen Denkmalpflege und Sanierung hat er schließlich langjähriges Know-how.
14 unter Denkmalschutz stehende Burgen hat er bisher hergerichtet oder umgeplant. Ihm wurden Kontakte vermittelt, zum Beispiel zu den Eigentümerfamilien Engels und Negro der Burg Blessem in Erftstadt. Sie wohnten mit der Mutter Dagmar Büsges-Osterrieth wie 40 andere Menschen bis zur Katastrophe in der Burg. Jetzt ist das wegen der starken Beschädigung größtenteils nicht mehr möglich, sie sind woanders provisorisch untergekommen.
Firmen aus der Kölner Region gesucht
„Mein größtes Anliegen ist derzeit, Handwerker und Unternehmen zu finden, die mit mir als Koordinator und Planer den Wiederaufbau der Gebäude unterstützen und dabei nicht das große Geld verdienen wollen“, sagt er. Er rechnet damit, dass es in ein bis zwei Monaten losgehen kann. Dann sei wohl das Gröbste weggeräumt und die Standfestigkeit entsprechender Gebäude durch Gutachter und Statiker bestätigt.
„Bisher habe ich aus Hürth, Wesseling und Rodenkirchen immerhin vier Firmen, die sich schon bereit erklärt haben“, berichtet der Architekt. Er benötige aber alleine für die stark beschädigte Burg Blessem, die er quasi ehrenamtlich betreue, mindestens 20 Firmen – für Heizung, Sanitär, Elektrik oder Fliesenarbeiten. Die Umbaukosten der Burg schätzt er auf bis zu acht Millionen Euro.
Kölner im Team von Malteser international
„Seit der vergangenen Woche gehöre ich zum Team von Malteser International. Somit habe ich einfachere Kontaktmöglichkeiten zu den Kommunen und gelte nicht etwa als Hochwasser-Tourist“, betont er. Das erleichtere die Arbeit vor Ort, wenn er Schäden besichtigt oder die Feuchtigkeit in Wänden misst. Wenn er mit Bewohnern spricht, die die Bausubstanz nicht einschätzen und nicht beurteilen können, ob der Riss in der Mauer bedrohlich ist oder nicht. Er gibt Hilfestellung bei Schadensgutachten etwa für Versicherungen und Sanierungskonzepte.Und auch ganz simpel klingende Ratschläge für das fachgerechte Aufstellen von Raumtrocknern.
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Dafür hat er einen Flyer mit neun Punkten entworfen, den er persönlich verteilt. „Viele Betroffene haben einfach Angst und sind unsicher, wie es nun weiter gehen soll“, sagt der Architekt, der glaubt, dass es mindestens noch drei Jahre dauern wird, bis in den besonders betroffenen Orten die Autos wieder ganz normal durch die Straßen fahren werden.