Friedhof in WeißNeue Nutzung für die alte Trauerhalle

Die Trauerhalle auf dem Weißer Friedhof wird nicht mehr genutzt und könnte zum Kolumbarium umgebaut werden.
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Weiß – In diesem Frühjahr hat die Stadt Köln die Friedhofssatzung geändert. Demnach dürfen auf städtischen Friedhöfen Kolumbarien, also Aufbewahrungsorte für Urnen, gebaut und eingerichtet werden. Eine städtische Urnenbestattung in Gebäuden oder „Open-Air-Schränken“ war bislang in Köln nicht möglich. Außerhalb der Stadtgrenzen ist diese Art der Bestattung längst üblich. Auch kirchliche Träger dürfen Kolumbarien einrichten – das jüngste Beispiel ist die katholische Kirche St. Bartholomäus in Ehrenfeld.
Die Dorfgemeinschaft Weiß und das örtliche Bestattungsunternehmen Brodesser drängen seit Jahren darauf, die kleine, marode und leerstehende Trauerhalle auf dem Friedhof in ein Kolumbarium umzuwandeln. Die Bezirksvertretung hat dies ebenfalls beschlossen.
Die Umsetzung war bisher am Einspruch der städtischen Gebäudewirtschaft als Eigentümerin der Trauerhalle sowie an der Friedhofsverwaltung gescheitert. Es seien genügend Sarggräber vorhanden, hieß es.
Nun scheint eine Wende in Sicht. „Die Nutzung eines Gebäudes auf einem Friedhof für ein Kolumbarium würden wir sehr begrüßen“, betont der Leiter des Grünflächenamtes, Manfred Kaune, der auch für die Friedhofverwaltung zuständig ist, auf Nachfrage. Er hat die Satzungsänderung seit etwa drei Jahren vorangetrieben.
Mehr Urnenbestattungen
Der Betrieb eines Kolumbariums könne die Angebotspalette möglicher Formen der Beisetzung verbessern, meint er. Insgesamt wählten immer mehr Menschen die Urnenbestattung, und das ermögliche Formen der Beisetzung wie Baumgrabstätte, anonyme Bestattungsfelder, Kolumbarium, Seebestattung.
Derzeit würden in Köln bereits 60 Prozent der Verstorbenen in einem Urnengrab bestattet. Grundsätzlich sei er mit der Gebäudewirtschaft und dem Stadtkonservator der Meinung, dass eine solche friedhofsbezogene Nutzung eine gute Lösung sei für ein nicht mehr genutztes Friedhofsgebäude, sagt Kaune.
Bestattermeister Michael Brodesser bleibt skeptisch. „Die Stadt war bisher sehr unbeweglich, was neue moderne Bestattungsformen anbelangt“, meint er. Die Verhandlungen seien zäh verlaufen. Er sei auf die Antwort auf seinen Brief gespannt, den er vor wenigen Tagen an die Leiterin der Gebäudewirtschaft, Tanja Schiewald, geschickt hat. Darin hat er sein Konzept schriftlich vorgestellt.
Das Bestattungshaus stellt sich einen langfristigen Pachtvertrag mit der Gebäudewirtschaft vor. In Zusammenarbeit mit der Weißer Dorfgemeinschaft würde das Unternehmen für die Renovierung der ehemaligen Trauerhalle, den Ausbau der Urnenwände und die Unterhaltung des Kolumbariums für 20 Jahre aufkommen und insgesamt gut 200 000 Euro investieren. Geplant sind 112 Kammern aus Beton mit einem Glasdeckel. Jeweils zwei Urnen finden darin Platz.
Der Pressesprecher der Gebäudewirtschaft, Uwe Kaven, zeigt sich zurückhaltend. Auch wenn die Friedhofsverwaltung mit der Nutzung als Kolumbarium einverstanden sei, müssten noch baurechtliche und vergaberechtliche Fragen geklärt werden. Schließlich habe das Weißer Bestattungsunternehmen kein Alleinstellungsmerkmal.
Zukunftsfähige Grablösungen
Vielfältig und ansprechend müsse ein Friedhof heute sein, und es müssten zukunftsfähige Grablösungen angeboten werden, meint der 38-jährige Brodesser. Die Stadt habe bisher zu wenig reagiert auf die steigende Nachfrage nach pflegefreien und bezahlbaren Bestattungsmöglichkeiten auf gut gepflegten Friedhöfen, findet er. Viele Menschen würden ihre Angehörigen außerhalb Kölns beerdigen, weil es dort attraktiver sei. Am Südfriedhof zum Beispiel herrsche „gähnende Leere“. Dazu komme, dass die Angehörigen oftmals nicht am Ort der Bestattung wohnen und die Grabpflege nicht übernehmen könnten. Kolumbarien seien pflegefrei.
Der Bestattermeister, der in Weiß in Eigenregie einen Kreisverkehr bepflanzt hat, ist überzeugt, dass der Friedhof kein trauriger Ort ist. „Das Leben beginnt und endet irgendwann. Das ist doch normal“, meint er. Stolz ist er auf seine Meisterurkunde. Sein Schwerpunkt sei die Trauerpsychologie. Und er wisse aus Erfahrung, dass eine schöne letzte Ruhestätte ein guter Trost für die Angehörigen sein kann.
Deshalb möchte er auch einen Bestattungsgarten auf dem Areal um die Halle herum anlegen – für Momente der Besinnung.