Köln-Bayenthal – Mit ein bisschen Geschick kann aus einem Stück Holz etwas Wunderbares entstehen. Der Kölner Hermann Nick hat dafür ein ganz besonderes Händchen. Er stellt seit mehr als 40 Jahren Holzkunstwerke her. Seine Faszination für das Basteln zeigte sich schon als Kind. Als Jugendlicher entdeckte er dann seinen Werkstoff: Holz.

Heute finden sich in seiner Werkstatt in Bayenthal Hölzer aus allen Teilen der Welt. Ob Ebenholz, Mahagoni oder Holzreste einer Kokospalme, die Sammlung ist beachtlich. Neben dem Material verfügt der Kölner auch über alle notwendigen Maschinen zur Holzbearbeitung. Bis dahin war es aber ein langer Weg.

Mit Handwerk hatte die Familie Nick eigentlich nichts am Hut. Sie war eine Kaufmannsfamilie und besaß in der Koblenzer Straße in Bayenthal einen Süßwarengroßhandel. Es war klar, dass Hermann Nick den Betrieb in dritter Generation fortführen würde. Das hielt ihn aber nicht davon ab, in seiner Freizeit weiter zu basteln. Beigebracht hat er sich alles selber. "Ich bin Autodidakt", sagt der 85-Jährige. Um sich weiterzubilden, hatte er eine einfache Methode: "Ich habe bei Handwerkern immer gefragt, wie die etwas machen." Neben seinem handwerklichen Geschick las er sich immer weiter in die Fachliteratur ein.

Sein Spezialgebiet fand er durch seine Frau. Sie schickte ihn Mitte der 1970er Jahre zu einem Kurs, um der Tochter zu Weihnachten ein Puppenhaus zu bauen. Das war der Beginn seiner Holzarbeiten. Seitdem ist seine Leidenschaft der Modellbau. Das erste Werk: natürlich ein Puppenhaus - nur für sich selbst gebaut. Drei Jahre lang werkelte er nach Feierabend und am Wochenende daran. Das Motto war immer: "Man kann alles selber machen".

Und Hermann Nick machte alles selber. Vom Gebäude bis hin zu den Möbeln und den Äpfeln in der Obstschale fertigte er alles eigenhändig an. Unterstützung kam von seinem Schwager, der die Möbel bemalte.

Sein Meisterstück ist aber ein österreichisches Bauernhaus. In den Familienurlauben in den Bergen ließ er sich inspirieren, fotografierte und zeichnete Details, die ihm gut gefielen. Zusammen ergeben sie seine perfekte Vorstellung eines Bauernhauses. Acht Jahre lang dauerte die Arbeit, und in diesem Haus zeigt sich Nicks Liebe zum Detail.

Selbst eine Axt wird "anatomisch" richtig gefertigt und aus den Originalmaterialien, also Eisen und Holz, hergestellt, sei sie auch noch so winzig. "Das ist meine beste Arbeit", sagt Nick.

600 Holzäpfel gefertigt

Aber die Ansprüche an sich selber stiegen mit der Zeit immer mehr an. "Ich hatte immer das Bestreben, besser zu werden", erklärt der Rentner. Nachdem das Geschäft verkauft war, konnte er sich mit 58 Jahren ganz auf seine Holzarbeiten konzentrieren. Und eine neue Aufgabe hatte er auch schon gefunden: Äpfel. Mehr als 600 Exemplare fertigte er an - aus den verschiedensten Hölzern und in den unterschiedlichsten Größen. Seine Kreativität kannte keine Grenzen, und sein Ehrgeiz auch nicht. Denn als nächstes entdeckte er Skulpturen für sich. "Ich hatte einfach Lust dazu", erklärt Nick. Am liebsten ist ihm aber seine Drechselbank. Dort war er so geschickt, dass auch andere sein handwerkliches Können in Anspruch nahmen. Restauratoren, Museen und Kirchen haben auf Nick gesetzt. Dank seiner Drechslerkünste konnte er einzelne Teile von alten Möbeln nachbilden. Eine Notwendigkeit, wenn manche Gegenstände wieder vollständig restauriert werden sollten.

Einige seiner vielen Ideen konnte Nick auch bei der Gestaltung zweier Krippen umsetzen. So war er am Bau der Friedenskrippe, die alljährlich im Kölner Hauptbahnhof zur Weihnachtszeit aufgestellt wird, beteiligt. "Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie Köln nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört war", sagt der Kölner. Seine Erinnerungen flossen in die Gestaltung ein. Eine weitere Krippe, die er entworfen hat, wird immer in der Marienburger Reformationskirche gezeigt. Inspiriert vom langjährigen Urlaubsort mit seiner Familie, der Seiser Alm in Südtirol, gleichen sowohl Gebäude als auch Landschaft der Umgebung. Das Besondere: Alle verwendeten Materialien stammen aus dieser Region.

Auf Ausstellungen in der ganzen Welt - von Rio de Janeiro bis Monschau - stellte er seine Werke aus. Im Lokal "Oma Janßen" am Alter Markt 56 ist ein Schaubild ausgestellt, das den Alter Markt zu Zeiten der Weimarer Republik zeigt. Hermann Nick hat durch sein Hobby viele wunderbare Objekte erschaffen - einfach nur aus "Spaß an der Freud".