Bürger fordern zügige ÄnderungKölner Grundschule nach Antisemiten benannt?
- Kölner Bürgerinnen und Bürger fordern eine zügige Umbenennung der Ernst-Moritz-Arndt Grundschule. Ihr Namenspatron war Hassprediger und Antisemit.
- Die Rektorin allerdings setzt andere Prioritäten – und spielt auf Zeit.
- Wir erklären die Hintergründe.
Köln – Die Ernst-Moritz-Arndt Grundschule, kurz „EMA“ genannt, erhält einen Neubau im Sürther Feld. Der Grundstein wurde Ende Mai bei einem kleinen Festakt gelegt. Seit gut zehn Jahren wartet die längst zu klein gewordene Schule schon auf den Neubau. 2022 soll das Gebäude fertig sein und Platz für 500 Schulkinder bieten.
Kritisiert wird allerdings – nicht zum ersten Mal – der Namenspatron Ernst Moritz Arndt (1769 bis 1860), der wegen nationalistischer und antisemitischer Äußerungen umstritten ist.
Der falsche Zeitpunkt?
„Die Grundsteinlegung wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die Schule umzutaufen“, meinen etliche Bürger. „Hier ist eine wichtige Chance vertan worden, die unselige Benennung der Schule aufzuheben“, sagt Beate Hilger, die sich in einem Leserbrief zu Wort gemeldet hatte. Ernst Moritz Arndt habe es keineswegs verdient, durch die Namensgebung einer Grundschule geehrt zu werden. Seine verbalen „Ausfälle“ gegenüber Frankreich hätten wahrlich nicht zur Völkerverständigung beigetragen.
Und wegen seiner Äußerungen gegenüber Juden sei er im Dritten Reich vielfältig gelobt worden. Die EMA ist eine evangelische Grundschule in städtischer Trägerschaft. „Sie ist eine zukunftsweisende neue Schule, die integrativ und inklusiv sein wird“, sagt Thomas Kahlix. „Eine solche Schule hätte etwas Besseres verdient als einen rassistischen, antisemitischen und diskriminierenden Hassprediger als Namenspatron“, meint er.
Kölner Bürgervereinigung plädiert für Umbenennung
Auch der Vorsitzende der Bürgervereinigung Rodenkirchen, Dieter Maretzky, plädiert für einen neuen Namen und denkt etwa an den Kinderarzt Harald von Zimmermann, der sich schon in den 1970er Jahren für die Integration behinderter Kinder eingesetzt habe. Die EMA sei auf sein Betreiben hin die erste integrative Grundschule in Köln gewesen. Ernst Moritz Arndt war Professor in Bonn, Historiker und Schriftsteller. Er hat auch Kirchenlieder und Gedichte geschrieben, die für Evangelische Gemeinden wohl der Anlass waren, Ernst Moritz Arndt zu ehren. Allerdings werden auch diese Werke mitunter als „militant protestantisch“ kritisiert.
Nicht nur in Rodenkirchen kritisieren Bürgerinnen und Bürger eine Ehrung Ernst Moritz Arndts. So hat beispielsweise die Universität Greifswald bereits 2018 seinen Namen in ihrem Titel gestrichen – mit Einverständnis des dortigen Bildungsministeriums.
„Wir sind die EMA“
„Wir sind die EMA“, sagt die Schulleiterin Ute Kochsiek, daran werde derzeit festgehalten. Momentan gebe es so viele andere Dinge zu tun, dass die Zeit fehle, über eine mögliche Namensänderung nachzudenken. Aber der Einzug sei erst in zwei Jahren, genügend Zeit, um über eine Umbenennung nachzudenken. „Bis dahin bevorzuge ich die Abkürzung EMA, statt den kompletten Namen“, sagt Ute Kochsiek. Aktuell arbeiteten die Kolleginnen und Kollegen mit Hochdruck daran, die letzten Unterrichtstage vor den Sommerferien zu organisieren.
Täglich müssten aktualisierte Formulare ausgefüllt, Anweisungen befolgt und zusätzlich noch Zeugnisse vorbereitet werden. Corona und die damit verbundenen Regelungen bedeuteten Stress pur – da habe der Name keine Priorität.