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Neue Wohnung gesuchtAchtköpfige Familie lebt in Köln auf nur 65 Quadratmetern

Lesezeit 3 Minuten
Familie Hemmersbach Rodenkirchen

Jessica Hemmersbach mit fünf ihrer Kinder in ihrem Wohnzimmer, das  zugleich drei Kindern als Schlafzimmer dient.

Rodenkirchen – Das achte Kind ist unterwegs, und Familie Hemmersbach sucht nach einer neuen Wohnung. 65 Quadratmeter und drei Zimmer reichen schon lange nicht mehr. "Laut Wohnberechtigungsschein stehen uns 180 Quadratmeter zu", sagt Jessica Hemmersbach in ihrem Wohnzimmer. Aber sie wäre mittlerweile froh über jeden zusätzlichen Quadratmeter.

Denn: Auf dem Wohnungsmarkt hat die Familie keine Chance. Sobald Vermieter hören, mit wie vielen Personen die Hemmersbachs einziehen wollen, ist ihre Entscheidung gefallen. Jessica Hemmersbach berichtet von mehreren Telefonaten, die an der Stelle von der Gegenseite grußlos beendet wurden. „Dabei können wir alles bezahlen“, versichert sie. Ihr Mann hat einen Job, arbeitet Vollzeit. Die Familie bezieht Wohngeld, Kindergeld und andere Zuschüsse.

Genossenschaft ist hilflos

Ohne Hilfe geht es aber bei einer Familie in der Größe nicht. Hemmersbach nimmt sie dankbar an. Das Jugendamt weiß von den Nöten, und auch ihre derzeitigen Vermieter von der Genossenschaft „Die Ehrenfelder" suchen nach einer passenden Bleibe. Die Hemmerbachs sind Mitglieder. „Eigentlich haben sie damit einen Anspruch, so mit Wohnraum versorgt zu werden, wie sie es brauchen“, sagt Torsten Matzke von der Genossenschaft.

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Aber der Wohnungsmarkt macht das derzeit so gut wie unmöglich: „Wir haben schon Probleme, Familien mit drei oder zwei Kindern unterzubringen“, sagt er. Matzke kennt die Probleme der bald zehnköpfigen Familie aus Rodenkirchen. („So einen Fall haben wir nur einmal.")

Genossenschaft will Rentnern einen Tausch anbieten

Wohnungen in der entsprechenden Größe habe die Genossenschaft so gut wie gar nicht. Passen würde lediglich eines der Einfamilienhäuser aus dem Bestand. Etwa 20 davon gebe es laut Matzke. Die meisten werden aber bereits von größeren Familien bewohnt. Und so bleibt nur eine vage Hoffnung. In einigen der wenigen Häuser und großen Wohnungen wohnen Rentner, die in ihnen alt geworden sind und sich nur schwer trennen können.

Die Genossenschaft arbeite daran, ihnen einen Tausch mit einer kleineren Wohnung schmackhaft zu machen. "Wir reden da mit Engelszungen auf die Leute ein. Aber sie haben einen gültigen Mietvertrag und auch das Recht zu bleiben, wenn sie wollen", sagt er. Weil Mieterhöhungen für die Genossenschaft nicht in Frage kommen, können sich eben zum Teil sogar Alleinstehende große Wohnungen leisten.

Im März soll das achte Kind der Hemmersbachs auf die Welt kommen. Weil Mutter Jessica das Gefühl hat, dass sich "einfach nichts mehr tut", hat sie sich an die Zeitung gewandt und hofft auf Hinweise aus der ganzen Stadt. Auch einen Umzug in eine der Nachbarstädte kann sie sich gut vorstellen. "Wir sind mit den Nerven total am Ende", sagt sie.