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Sicherer Schulweg in RodenkirchenEin „Bus auf Beinen“ für mehr Selbständigkeit

Lesezeit 3 Minuten

Polizeipräsident Jürgen Mathies begleitete den Walking Bus samt „Fahrerin“ Anne Ludewig (r.)

Rodenkirchen – Polizeipräsident Jürgen Mathies höchstpersönlich hatte sich die Zeit genommen, morgens um 7.30 Uhr in den „Walking Bus“ einzusteigen, der erstmals in Rodenkirchen an den Start ging. Das Projekt sei unterstützenswert, sagte er und zeigte sich begeistert. Der „Bus auf Beinen“ ist eine Gehgemeinschaft von Grundschulkindern. Gemeinsam und in Begleitung von einem oder zwei Elternteilen – den „Busfahrern“ – legen die Kinder den Schulweg zurück. An bestimmten imaginären Haltestellen, die mit extra Schildern gekennzeichnet sind, steigen neue Fahrgäste ein.

Die Vorteile sind offensichtlich – die Kinder kommen durch den Fußmarsch in Bewegung, das tut der Gesundheit gut. Und vor allem wird dadurch das oft kritisierte Verkehrschaos durch den Hol- und Bringverkehr vor den Schulen verringert. Auch Eltern werden entlastet, denn sie müssen ihre Kleinen nicht täglich selbst zum Unterricht bringen, sei es per Rad, zu Fuß oder mit dem Auto. Im „Walking Bus“ sind die Kinder gut aufgehoben, der „Busfahrer“ geleitet sie sicher zur Schule.

Symbolische Haltestellen-Schilder

Der „Walking Bus“ stammt ursprünglich aus England und wird auch in einigen Städten in NRW erfolgreich umgesetzt. Claudia Wallerius und Nicole Weber von der Verkehrsunfallprävention und Verkehrserziehung der Polizei Köln und Leverkusen haben die Idee aufgegriffen und in der Grüngürtel- und Ernst-Moritz-Arndt- Grundschule (EMA) vorgestellt.

Die Vorsitzende der Schulpflegschaft der Grüngürtelschule, Silvia Behrendt, und ihre Kollegin von der EMA, Cecile Coupette, fanden das Projekt sofort äußerst sinnvoll und engagierten sich. Sie stellten „Busfahrpläne“ auf und fanden Sponsoren. Künstlerin Gerda Laufenberg hat die symbolischen Haltestellen-Schilder gemalt in der ihr eigenen humorvollen Art; der Immobilienunternehmer Burkard Brinkmann unterstützte das Projekt finanziell.

An der Grüngürtel-Schule mit 340 Kindern und an der EMA-Schule mit 300 Kindern ist der morgendliche Autostau offenbar besonders akut, wie die beiden Schulleiterinnen Marie Lücking und Heike Brohsonn bestätigten.

Behinderungen und Staus vor den Schulen sind die Regel

Die beiden Einrichtungen liegen direkt nebeneinander. „Manche Eltern halten mitten auf der Straße und steigen sogar aus, um die Kinder ins Schulgebäude zu begleiten“, sagten sie. Behinderungen und Staus seien die Regel. Größere Unfälle seien zum Glück noch nicht passiert. Die Premieren-Busfahrt, also der Fußmarsch, startete am Maternusplatz, zog über den Nibelungenweg bis zur Endstation Mainstraße.

„Busfahrerin“ war diesmal Anke Ludewig, sie hatte ihre Tochter Johanna aus der ersten Klasse dabei. Anfangs waren es fünf Kinder, am Schluss zwölf, die am gemeinsamen Marsch zusammen mit Jürgen Mathies und mehreren Polizeibeamten teilnahmen. Die Erst-, Zweit- und Drittklässler fanden es durchweg lustig und wollen den „Bus auf Beinen“ auch in Zukunft nutzen, wie etwa Elli und Tatjana von der 3b sagten. Selbst bei schlechterem Wetter.

Freiwillige Begleiter gesucht

„Wenn die Kinder mit dem Auto gebracht werden, werden sie nicht an die Selbstständigkeit im Straßenverkehr herangeführt“, sagte der Polizeipräsident und appellierte auch an andere Schulen, den „Walking Bus“ einzuführen. Die engagierten Vorsitzenden der Schulpflegschaft zeigten sich erleichtert über die erfolgreiche Premieren-„Fahrt“.

„Wir sind froh, dass wir mit dem Projekt noch vor den Sommerferien beginnen konnten“, sagte Silvia Behrendt. Demnächst sollen neben dieser Route drei weitere mit jeweils fünf Haltestellen starten – am Auenweg, an der Römerstraße, am Grüner Weg im Sürther Feld. Dringend werden noch freiwillige Begleiter der Gehgemeinschaften gesucht für einen Einsatz einmal oder auch mehrmals in der Woche.