Ökologisch Gärtnern in der StadtSo gelingt die grüne Oase für Menschen und Tiere
- Ökologisch Gärtnern liegt voll im Trend, vor allem bei jungen Leuten.
- Wie die grüne Oase für Menschen und Tiere gelingt, das zeigt Biologe Robert Schallehn, Leiter des Umweltbildungszentrum auf Gut Leidenhausen.
- Mit seiner Kampagne „Grüner Daumen – Gärten mit Herz für Tier und Pflanze“ tourt er durch Kölns Kleingärten.
Zollstock/ Porz – Es gibt sie noch, die akkuraten Gärten mit exakter Naht von Rasen zu Beet, Tagetes oder Geranien und professionell beschnittenen Hecken. Doch die Kleingärtner von heute trotzen zunehmend dieser Art zu gärtnern. Es sind meist die jungen Familien, die den ökologischen Gedanken stärker verinnerlicht haben. Auch im Kleingarten. Einige von ihnen wollen es noch besser machen, noch mehr Gleichgewicht in ihr privates Ökosystem bringen. So wie Nella Barion. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie eine Parzelle in der Anlage direkt am Kalscheurer Weiher gemietet.
Sie pflanzt Gemüse, verschiedene Kräuter, sorgt mit Lavendelbüschen für ein Insektenschwärmen auf ihrem Grundstück und lässt die bereits abgestorbene Birke stehen, damit die Natur sie sich zurückholen kann, wie sie es nennt. „Das ist gut so“, sagt Robert Schallehn, Leiter des Umweltbildungszentrum auf Gut Leidenhausen und Initiator der Kampagne „Grüner Daumen – Gärten mit Herz für Tier und Pflanze“. Dazu hat er den Verband der Kleingärtner ins Boot geholt und tourt nun durch Kölns Kleingartenanlagen.
An diesem Tag berichtet er in den Gärten des Vereins „Am Schiffhof“, wie man Kleinstlebewesen einen Lebensraum bieten kann. Nella Barion erhofft sich von dem Rundgang ein paar Anregungen zu erhalten, was sie in ihrem Garten noch besser machen kann. Darum ist auch Regina Jakob gekommen. Sie besitzt zwar keinen Schrebergarten, aber einen eigenen direkt am Wohnhaus. Auch Rainer Dorf ist neugierig und nimmt an diesem kostenlosen Service des Umweltbildungszentrums teil.
Schallehn führt die Gruppe an einem Hornissennest vorbei. An einem abgestorbenem Trieb des Baumes haben sich die Tiere eingerichtet. „Keine Angst“, sagt der studierte Biologe, „die sind nicht so aggressiv wie Wespen.“ Zu nahe sollte man dem Volk dennoch nicht kommen. „Bereits hier fängt das ökologische Gärtnern an“, sagt Robert Schallehn.
Alte Bäume, abgestorbene Äste und Stümpfe bieten den Insekten einen Lebensraum. Und weil die wiederum Nahrung für Vögel und andere Kleintiere sind, sei es sinnvoll, totes Holz einfach mal liegen oder stehen zu lassen. Schallehn wirbt für mehr Koexistenz von Mensch und Tierwelt.
Es geht weiter. Die Blicke schweifen in die sehr gepflegt wirkenden Gärten. Kein Klee wächst auf dem Rasen, aber auch nicht sehr viele heimische Pflanzen. Das sei aber wichtig, um ökologisch zu gärtnern. Bienen etwa fliegen nicht auf jede bunte Blume. Das wird deutlich, als die Gruppe an einem mit Cosmea bepflanzten Weg vorbeikommt. Kein einziges Insekt schwirrt dort herum.
Ganz anders im Nachbarsgarten, wo Lavendel, Kräuter und heimische Stauden wachsen. Holunder, Eberesche, Pfefferminze und Borretsch seien geeignet, um die Tierwelt zu erfreuen, aber auch mediterrane Kräuter erklärt Schallehn. Im Schrebergarten habe alles seine Berechtigung, was gegessen werden kann oder ökologisch wertvoll ist.
Ein Muss: Heimische Pflanzen
Nella Barion etwa setzt keinerlei Chemie in ihrem Garten ein. Wer ökologisch gärtnert, der sorgt auch dafür, dass Igel sich wohlfühlen. Und die ernähren sich bekanntlich von Schnecken. Die Natur greife ineinander und dies möchte Schallehn den Gärtnern mit seiner Inforeihe vermitteln. Dabei müsse man nicht gleich alles auf einmal umsetzen. Ein kleiner Teich, ein Laubhaufen oder aufgeschichtetes Geäst, um den Kleinstlebewesen Unterschlupf zu bieten, wären schon ein guter Anfang.
Mit nur wenigen einfachen Maßnahmen kann jeder in seinem Garten die Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen erheblich erhöhen, wirbt Schallehn für mehr Mut beim Gärtnern. Das sei wichtig, betont Schallehn. Denn Kleingartenanlagen standen in Köln schon mehrmals zur Disposition, wenn es darum ging, Bauland zu schaffen.„Wenn Kleingärten aber mehr als ökologisch wertvolle Flächen wahrgenommen würden, wäre es wesentlich schwieriger, sie zu vernichten“, so der Diplom- Biologe.
Ökologisches Gärtnern mit dem Projekt „Grüner Daumen“ – Wer sich für die Veranstaltungsreihe interessiert, kann sich an das Umweltbildungszentrum wenden, per Mail oder per Telefon unter: 02203-33444