Geisterhäuser in KölnUnbewohnte Villen in Marienburg sorgen für Ärger
Köln-Marienburg – Wo sich einst ein gepflegter Garten erstreckte, befindet sich heute ein undurchdringbarer Dschungel. Nur mit einer Machete können sich Besucherinnen und Besucher noch einen Weg bahnen. Der Wildwuchs auf dem Grundstück gibt Auskunft darüber, wie lange schon niemand mehr in dem Haus an der Lindenallee 27 wohnt. Genauso die Schimmelflecken an der Wand, die sich das Gebäude mit dem Nachbarhaus mit der Nummer 25 teilt. Ein Wasserschaden, den in dem unbewohnten Haus niemand bemerkte, ist die Ursache.
Christian Genzow, Eigentümer des in Mitleidenschaft gezogenen Nachbargebäudes, ist genervt. Er hatte mit Schimmel und zwei Mal mit Einbrechern zu kämpfen. „Die Polizei sagte, dass so ein Grundstück eines leerstehenden Hauses den optimalen Fluchtweg bietet“, sagt Genzow. Damals waren die Bäume und Sträucher noch ausreichend licht, um es zu beschreiten.
Jahrelang keine Antwort von der Stadt Köln
Mehrfach hat er an die Stadtverwaltung geschrieben, um auf den Leerstand aufmerksam zu machen. 2014, 2015 und zuletzt 2019. „Ich habe keine Antwort auf meine Schreiben erhalten“, sagt er. Vor allem auch angesichts der Wohnungsnot ärgert ihn das verfallene Haus. „Dort stehen sicherlich fünf bis sechs Wohnungen leer. Mittlerweile ist die Eigentümerin verstorben.“
Genzow hofft nun darauf, dass die Erben sich um das Haus kümmern. Das Geisterhaus an der Lindenallee 27 ist in Marienburg kein Einzelfall. Einige Meter weiter ist an der Hausnummer 60 ein weiteres Wohnhaus seit etwa zehn Jahren unbewohnt. Auch einige denkmalgeschützte Häuser, die zur Villenkolonie Köln Marienburg zählen, stehen leer: An der Parkstraße 8 ist eine Anfang des vorigen Jahrhunderts errichtete Villa so verfallen, dass sie mit dem knorrigen Baum davor die perfekte Kulisse für einen Horrorstreifen bildet.
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Gleich gegenüber befindet sich ein herrschaftliches Anwesen, das ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Ab 1935/1936 nutzte die Ortsgruppe Bayenthal der NSDAP die Villa. Als nach dem Krieg Bonn der Regierungssitz der Bundesrepublik geworden war, bezog die iranische Botschaft das Gebäude. Seit der Islamischen Revolution 1979 gehört die Immobilie einer dem iranischen Staat nahestehenden Stiftung – und steht leer.
Erschwertes rechtliches Vorgehen
Die Geisterhäuser in Marienburg sind dem Wohnungsamt bekannt, sowohl die prominenten als auch die weniger geschichtsträchtigen. Ihnen wieder Leben einzuhauchen, ist laut Auskunft der Stadtverwaltung allerdings in allen Fällen schwierig: Das Haus an der Lindenallee 27 und die zur Villenkolonie Marienburg zählende Villa an der Parkstraße 8 gehörten danach derselben Eigentümerin, die im vergangenen Jahr
verstorben ist. „Kurze Zeit vor ihrem Ableben wurde ein Bußgeld wegen fehlender Mitwirkung festgesetzt sowie eine Ordnungsverfügung zur Wiederzuführung zu Wohnzwecken erlassen“, schreibt Katja Reuter, Sprecherin der Stadt. „Aufgrund des Todes haben sich beide Ordnungsverfügungen zunächst erledigt.“
Bußgeld wegen Zweckentfremdung
Die Erben der Objekte seien noch nicht bekannt. Das Amt für Wohnungswesen stehe aber mit dem Nachlassverwalter in Kontakt. Gegen den Eigentümer des Objektes an der Lindenallee 60 hatte das Amt für Wohnungswesen ein Bußgeld wegen Zweckentfremdung von Wohnraum durch Leerstand festgesetzt – allerdings ohne Erfolg: „Der Eigentümer wurde vor dem Amtsgericht Köln freigesprochen“, sagt Reuter. Die Stadtverwaltung versuche aber trotz der „komplizierten Rechtslage“ weiterhin, das Haus wieder zum Wohnen zur Verfügung zu stellen. „Der Eigentümer teilte zuletzt mit, er wolle das Objekt renovieren“, so Reuter. „Der Sachstand hierzu wird derzeit geprüft.“
Was den Leerstand des ehemaligen Sitzes der iranischen Botschaft angeht, so macht die Auskunft des Wohnungsamts hingegen wenig Hoffnung. „Bezüglich des Objekts Parkstraße 5 sind zunächst die komplizierten Eigentumsverhältnisse und die Möglichkeiten eines rechtlichen Eingriffs durch die Stadt Köln zu klären“, schreibt Reuter.
Unsere besten Texte 2021 – dieser Text ist erstmals am 21. Juli 2021 veröffentlicht worden.