ZollstockKalscheurer Weiher bei Kanadagänsen immer beliebter – Andere Arten verdrängt
Köln-Zollstock – Rosalie Lünstedt vom Verein „Unser Kalscheurer Weiher“ nimmt es, wie es ist: „Wir können es nicht ändern“, sagt sie. Der Verein betreibt den Kiosk am Weiher samt Bootsverleih im Äußeren Grüngürtel, und für Gesprächsstoff unter den Besuchern sorgen in diesem Sommer vor allem die Gänse.
In Scharen belagern sie die Wiesen rund um das Gewässer. Hinlegen mag sich kaum noch wer. Die Hinterlassenschaften der Wildvögel sind überall.
Die gute Laune lässt sich Lünstedt zwar nicht nehmen. "Bei uns muss es eben besonders schön sein", sagt sie über die Standort-Wahl der Vogelschar. Für das nächste Frühjahr müsse man sich aber vielleicht etwas einfallen lassen. Sie hofft auf Erfahrungen von anderen. Denn sie glaubt nicht, dass die Weiherfreunde als einzige in der Stadt betroffen sind.
Problem am gesamten Niederrhein
"Das Problem haben wir am gesamten Niederrhein", sagt Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamtes. Nilgänse und Kanadagänse fühlten sich am Rhein mit seinem milden Klima eben sehr wohl. Dazu kommt laut Bauer, dass mancher die Tiere füttert und natürliche Feinde fehlen.
Einst aus den namensgebenden Regionen eingewandert, gebe es die Tiere schon seit Jahrhunderten in unserer Breiten. In Köln gebe es eine Gruppe von vielleicht 100 Gänsen, die im Rheinpark überwintert. Der Strom friert nicht zu. Auch in der kalten Jahreszeit finden die Tiere dort Futter. Im Frühjahr verlegen viele Gänse ihren Lebensmittelpunkt dann stadteinwärts.
Den Kalscheurer Weiher schätzen sie laut Bauer aus einem bestimmten Grund: Die Insel in der Mitte der Teichs ist ein hervorragender Ort zum Brüten. "Bis der Fuchs dorthin kommt, das dauert eine Weile", sagt Bauer. Die Nester sind deshalb leichter zu schützen. Auch im Stadtwald sind die Gänse Dauergäste, nicht immer zur Freude der Besucher.
Lösung nicht in Sicht
Eine Lösung kennt auch der Grünexperte nicht. Theoretisch könnten die Gänse bejagt werden, nur außerhalb der Schonzeit natürlich und erst, wenn die Grünanlagen zum Jagdgebiet erklärt würde. Aber: "Das wollen wir nicht", sagt Bauer.
Er sieht keine Chance, dass die Bevölkerung das akzeptieren würde. Alternativen sind rar. Verscheuchen wirke immer nur kurzfristig. Droht keine wirkliche Gefahr, gewöhnen sich die laut Bauer "sehr intelligenten" Tiere schnell an Lärm, Attrappen oder Greifvögel. Lediglich den Austausch der Eier im Frühjahr gegen Gipsreplikate hält er für einigermaßen effektiv. Im Herbst treffen sich Vertreter der Grünflächenämter aus den rheinischen Städten. Dort wird das Thema zur Sprache kommen.
Hygienisches Problem
Obwohl der Kot in begrenztem Maße ein hygienisches Problem darstellt – Bauer sieht keinen unmittelbaren Nachteil in der Vermehrung der Tiere. Eine Verdrängung von anderen Arten muss nicht befürchtet werden. Den Kanadagänsen, die in großen Verbänden zusammenleben, gehen andere Vögel aus dem Weg.
Am Lindenthaler Kanal war in diesem Frühjahr zu beobachten, wie ein Pärchen neben einem Schwanenpärchen gebrütet hat. Außer den Männchen, die hin und wieder die Grenze zwischen den beiden Bereichen aufgeregt markieren mussten, sei das Nebeneinander unproblematisch verlaufen.
Die Nilgänse leben eher in kleinen Gruppen. Ihr Revierverhalten sei aggressiver, sagt Bauer. Dem könnten bisweilen kleinere Wasservögel zum Opfer fallen. Doch auch das seien Einzelfälle.