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Kein NachwuchsKölner Damenkomitee „Löstige Kraade“ löst sich nach 62 Jahren auf

Lesezeit 3 Minuten
sues Kraade 1 Foto Archiv Süsser

Bild aus glücklicheren Tagen: Die Kraade wird es nicht mehr geben. (Archivfoto)

Köln-Meschenich – Die Existenz des Damenkomitees „Löstige Kraade“ endete eigentlich im Juli dieses Jahres, als der weibliche Karnevalsverein seine letzten „Groschen“ an das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße spendete. Insgesamt waren noch 2500 Euro in der Kasse. Doch treu dem Motto „Niemals geht man so ganz“ bleiben nun wenigstens einige wichtige Erinnerungsstücke erhalten.

So finden die Standarte, Tischfahnen und Präsidentinnenkappen wahrscheinlich einen Platz im Archiv des Kölner Festkomitees. „Das wurde uns zugesagt und das macht uns sehr stolz“, sagt Karin Fröhlich, die seit 1985 zu den Kraade gehört und sich jahrelang als Literatin und Geschäftsführerin im Vorstand engagierte.

Der Kontakt zum Kölner Festkomitee kam zustande, als die Kraade die Spende an den ärztlichen Direktor der Kinderklinik, Michael Weiß, und an die Krankenhaussprecherin Sigrid Krebs überreichten – beide mit bestem Draht zum organisierten Kölner Karneval. „Wir haben vorher lange überlegt, wie wir vermeiden können, dass unsere guten Stücke im Müll landen“, erzählt die 67-jährige Karin Fröhlich. Immerhin bestand die Damen-KG 62 Jahre lang. Aber der Nachwuchs fehlte.

Kölnerin Anni Braun gründete das Komitee 1958

Die zuletzt 30 Mitglieder seien inzwischen größtenteils älter als 70 Jahre und gesundheitlich mitunter angeschlagen. Und so habe man vor zwei Jahren einvernehmlich beschlossen, den Verein aufzulösen. Die Gründung des Damenkomitees geht zurück auf die vor zwei Jahre verstorbene Anni Braun, 1958 hatte sie den Verein zum Vergnügen der Frauen ins Leben gerufen. Das sei damals eine kleine Revolution gewesen in einer Zeit, in der Frauen wenig hätten bestimmen können, schon gar nicht im Karneval, meint Karin Fröhlich. Den Namen „Löstige Kraade“ gaben sich die Frauen in Anlehnung an die „Kraade“, also an die Frösche oder Kröten, die damals im Meschenicher Dorfteich „Kraadepohl“ quakten. Dazu passend wählten sie die Farbe Grün für Kostüme und Accessoires.

Agrippinas Töchter

In Köln gibt es vier große Frauen-KGs unter dem Dach des Kölner Festkomitees: Die Colombinen, die Schmuckstückchen, die kölschen Madämcher und die 1. Damengarde Coeln. Sie haben sich vor zwei Jahren zur Gruppe „Agrippinas Töchter“ zusammengeschlossen. (süs)

Die Meschenicher Karnevalistinnen waren Mitbegründerinnen des Karnevalsverbands Rhein-Erft und des Festkomitees der Altgemeinde Rodenkirchen. Sie veranstalteten einmal im Jahr eine Sitzung mit selbst gestricktem Programm. Und sie fielen schon mal aus der Rolle – zum Beispiel als sie 2015 quasi als Gag ein Damen-Dreigestirn stellten, weil es in jenem Jahr kein offizielles Trifolium gab. Das weibliche Spaß-Dreigestirn war freilich nur vom Rodenkirchener Festkomitee geduldet. Überhaupt habe es mitunter gehapert mit der Anerkennung und Akzeptanz als „richtige“ Karnevalsgesellschaft.

Elf Vorsitzende gab es nach Anni Braun. Von 2012 bis zuletzt war Angela Bachem-Brögger Präsidentin. Mit ihr und der stellvertretenden Vorsitzenden Erika Joswig feiert Karin Fröhlich gern noch Karneval, sie tragen das gleiche Kostüm – aber kein grünes.