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Tummelfeld der ArchitektenDie Baustile der Villen im Kölner Hahnwald sind vielfältig

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Das Haus „X1“ von Architekt Peter Neufert steht heute unter Denkmalschutz. Nur die Fassade zeigt sich geschlossen, von hinten öffnet sich das Haus in einer kompletten Glasfront.

Köln – Ob rund wie ein Nomadenzelt, mit Säulen, schlicht, protzig, avantgardistisch, im Bauhaus- oder Rokokostil, mit Angestelltentrakt oder ohne, futuristisch oder im Auge des geneigten Zaungastes mitunter nur gewöhnungsbedürftig: Der Hahnwald ist aus architektonischer Sicht auf jeden Fall das vielfältigste und interessanteste Veedel Kölns.

Was die Häuser eint, ist ihre Größe. Im alten Hahnwald mussten die Grundstücke mindestens eine Größe von 2.000, im später sogenannten Neuen Hahnwald immer noch mindestens 1.000 Quadratmeter betragen. Ein liberaler Bebauungsplan wurde zum Eldorado architektonischer Kreationen. „Etliche Architekten haben sich hier selbst verwirklicht“, erzählt Architekt Paul Link. Sein Vater, der Architekt Rolf Link, gehört dazu. 1972 kaufte er ein Grundstück für 80 Mark pro Quadratmeter, heute ist es mit 900 Euro ungleich teurer.

„Unser Vater hat uns alles beigebracht“

Mit fünf Kindern haben sie hier in einem Haus gewohnt, an dem sowohl er als auch sein Bruder Martin, ebenfalls Architekt im Familienbetrieb, fleißig mitgearbeitet haben. „Unser Vater hat uns alles beigebracht, mauern, verputzen, Fliesen legen, wir können alles“, erzählt er.

Kein Wunder, sein Vater absolvierte zunächst eine Maurerlehre und studierte später an den Kölner Werkschulen bei Dominikus Böhm. Die optische Handschrift der Link-Architekten ist außerdem inspiriert vom Renaissance-Architekten Andrea Palladio. Palladio gilt aus heutiger Sicht vielleicht zu den führenden Meistern der klassischen Luxusimmobilie. Mindestens 16 Stadtpaläste und 30 Landsitze zählen zu seinen Bauwerken.

Römisch-japanische Villa

Für Paul Link liegt die Verbindung von Palladio zum Hahnwald auf der Hand. „Die Idee der Villa ist eine römische Idee, und dafür brauchst du Platz“, erklärt er. Kein Wunder, dass das elterliche Haus auf dem Grundriss eines Palladio Werkes, der Villa Rotonda in Vicenza, erbaut wurde. Auch Rolf Links Japanreisen haben den Stil des Hauses beeinflusst.

Es ist quasi eine römisch-japanische Villa. Die Handschrift der Familie ist auch bei Haus Neuroth in der Straße Am Eichenwäldchen und einem weiteren Haus Am Neuen Forst gut zu erkennen. Bei letzterem Haus haben sich die Architekten von Palladios Säulen beeinflussen lassen.

Paul Links Lieblingshaus im Hahnwald ist natürlich das elterliche. In seinen Augen ist der Hahnwald vornehm geblieben, die Straßen sind breit, zu Alt-Hahnwald verdünne sich die Bebauung noch weiter. „Auch wenn mittlerweile die Grundstücke auch parzelliert werden, so kommen kurioserweise immer noch welche auf den Markt“, berichtet der Architekt.

Stadtteil ist 105 Jahre alt

Ein Haus im Hahnwald? „Das ist etwas Besonderes. Das muss man sich, so ganz ohne Infrastruktur, leisten können. Aber dann kannst du das Auto in die Garage fahren und bist quasi direkt hinter Schloss und Riegel.“

Promis wohnen natürlich Dutzende im 105 Jahre alten Stadtteil, Straßen sind nicht nach ihnen benannt, wohl aber nach einem weiteren Architekten. Der Merrilweg geht auf den eigentlichen Gründer des Hahnwalds zurück. Der war zwar eigentlich Zahnarzt, seine Leidenschaft galt jedoch der Architektur, insbesondere der Anlage von Gärten. „Gemeinsam mit dem Immobilienentwickler Ernst Leybold hat sein Sohn, der Architekt Theodor Merrill, den Hahnwald entwickelt“, ergänzt Link.

Laut Dr. Wolfram Hagspiel, Autor des Buches „Villen im Kölner Süden“, leitet sich der Name Hahnwald im Übrigen nicht von dem vielfach angenommenen Hainwald ab, sondern von der Flurbezeichnung Am Hahn.